Radfahrer ärgern sich massiv über sanierte Verler Straße in Gütersloh

Gütersloh. Schlecht aufgestellt sehen einige Leser die Stadt Gütersloh für die Radfahrer. Auch der hiesige ADFC übt massive Kritik. Bei der in einem Mammut-Projekt sanierten Verler Straße beklagen sie eine Fortsetzung fehlender Berücksichtigung der Radler, zeigt eine Auswahl an Zuschriften: Jürgen Bökenhans (Gütersloh): Für Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer gibt es in Gütersloh, wie auch der ADFC-Klimatest 2018 wieder deutlich gemacht hat, viele Probleme, die seitens der Stadt immer noch nicht gelöst worden sind. Eine der schlechtesten Bewertungen gab es in Gütersloh für die Ampelschaltungen für Radfahrende. Hiermit sind im Wesentlichen die Drückampeln gemeint – im Volksmund auch Bettelampeln genannt. Das Prinzip dieser Ampeln ist: Sie schalten nur dann im Rahmen der Phase für den Radfahrer/Fußgänger auf Grün, wenn sie rechtzeitig gedrückt werden. Eine Hundertstel zu spät – eine Ampelphase warten. Diese Bettelampeln behindern überall in Gütersloh das zügige Fortkommen von Radfahrenden und Fußgängern. Die Frage sei also erlaubt: Warum gibt es diese Drückampeln überhaupt? Seit Jahren wird von vielen Radfahrenden und Fußgängern auf diesen Umstand hingewiesen – nur es passiert nichts. Man könnte meinen, die Stadtverwaltung möchte die Nichtmotorisierten unserer Stadt demütigen. Gerade ist die Verler Straße wieder für den Verkehr freigegeben worden. Und siehe da: An der Kreuzung Hüttenbrink/Bruder Konrad Straße gibt es neben einer abenteuerlichen Führung für linksabbiegende Fahrradfahrende natürlich wieder neue Drückampeln. Alle Bürgerinnen und Bürger haben noch bis zum 30. November 2020 Zeit, die Fahrradfreundlichkeit ihrer Städte und Gemeinden zu bewerten. Dieser Test hilft, Stärken und Schwächen der Radverkehrsförderung in einer Stadt zu erkennen. Daher mein Aufruf: Nehmt teil am ADFC Fahrradklimatest 2020 und bewertet eure Stadt/Gemeinde www.fahrradklima-test.de Klaus Günzel (Gütersloh): Der Artikel bestätigt wieder einmal, dass Verkehrswende und Klimaschutz bei der Stadt noch nicht angekommen sind. Zu Fuß gehenden und radfahrenden Verkehrsteilnehmern und dessen Interessenvertretern wird kein Gehör geschenkt. Der ADFC wird sich hier die Zähne ausbeißen. Und nicht nur der. Als betroffener Bürger dieser Stadt setze ich mich seit einem Jahr für Entschärfung eines Unfallschwerpunktes an einem unzumutbaren Radweg ein. Anschreiben an die Verwaltung (namentlich Herr Thomas Habig, Frau Maria Rolfes) blieben unbeantwortet, Aufforderungen, ihrer Verkehrssicherungspflicht nachzukommen unbearbeitet. Selbst unsere Fahrradbeauftragte Frau Sabrina Wörmann ist nicht willens, sich für Verkehrssicherheit einzusetzen. Sie versprach zwar, sich ein Bild von der Situation vor Ort zu machen und dann zu berichten, eine Antwort ist aber bis zum heutigen Tag ausgeblieben. Ich habe das Gefühl, dass für ungetrübten Autoverkehr halt hin und wieder mal ein Radfahrer oder Fußgänger vergrault werden muss. Die Verler Straße ist ein neues Beispiel hierfür. Was mich aber am meisten ärgert ist, dass die Stadt bei jeder öffentlichen Gelegenheit ihre klimafreundliche Mobilität lobt, Worten aber keine Taten folgen lässt. Der neue Rat und Herr Morkes haben nun in der folgenden Legislaturperiode Gelegenheit, dies zu ändern. Bei der nächsten Kommunalwahl wird sich ihr Erfolg zeigen – oder auch nicht. Ratsmehrheiten können sich ja auch mal klimafreundlich verschieben. Vera Schmidt (Gütersloh): Es ist von den Planern löblich, dass sie vor einer Veränderung alles durchplanen. Der Autoverkehr soll gut fließen. Das Auto soll Parkplätze nah beim Geschäft haben. Ampeln machen das Überqueren einer Kreuzung sicher für alle Verkehrsteilnehmer. Dann kommen unsere Vorschriften. Ein Radweg ist ein paar Zentimeter zu schmal, so darf ein Radfahrer nicht auf der linken Seite fahren. Um von der Spexarder Straße zum Aldi- oder Rewe-Markt zu kommen, gibt es mehrere Möglichkeiten für Radfahrer. 1. Er muss zweimal eine Ampel nutzen, um auf die rechte Seite zu gelangen. Dann 70 Meter auf der Seite fahren, um zu guter Letzt ohne sichere Ampel die Straße zu überqueren. 2. Er bleibt auf der linken Seite und schiebt sein Rad auf dem Radweg. Dabei benötigt er mehr Platz, als wenn er fahren würde. 3. Der Aldi-/Rewe opfert einen Streifen von seinem Rasen neben dem Markt und legt eine gescheite Zufahrt für die Radfahrer an. Michael Mettenmeyer (Gütersloh): Jeden Tag fahre ich mit dem Rad von Gütersloh nach Wiedenbrück zur Arbeit und erledige auch sonst viel mit dem Rad. Wenn ich auch oftmals Forderungen und Verhalten des ADFC stark übertrieben finde, so stimme ich mit der Kritik an der Verler Straße komplett überein. Täglich sehe ich mich mit Ausfahrten an Radwegen mit Autos konfrontiert und würde mindestens alle zwei Wochen auf einer Motorhaube landen, würde ich nicht selbst so aufpassen und mich auf den angeblich sicheren Radweg verlassen. Das ist auch extrem auf dem Radweg der Spexarder Straße, welcher auch viel zu schmal ist, obwohl vor kurzem teilsaniert. Die Bettelampeln vergraulen wirklich und sind auch für mich überhaupt nicht sinnvoll und nachvollziehbar. Ich wechsele oft auf die Straße vor solchen Ampeln, um nicht unnötig warten zu müssen. Bei aller Kritik sind ein paar gute Ansätze zu sehen, dennoch glaube ich, dass keiner der Planer regelmäßig Fahrrad fährt und daher auch nicht sieht, wie viel Gefahr gerade von Radwegen ausgeht. Dass ich an vielen Stellen auf der Straße fahren darf und keine Radwegbenutzungspflicht besteht, macht meinen täglichen Weg zur Arbeit definitiv sicherer. Obwohl Menschen auf alternative Fortbewegung umsteigen sollen, liegt der Fokus weiterhin nur auf dem Auto.

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