Sperrstunde trifft Gütersloher Gastro-Szene hart

Gütersloh. Gerade erst ist es überhaupt wieder möglich gewesen, hin und wieder mal in einer Bar zu versacken, da ist der Spaß auch schon wieder vorbei. Die Infektionszahlen im Kreis Gütersloh haben die 50er-Marke überschritten. Die Folge: Eine Sperrstunde ab 23 Uhr. Dann müssen Gastro-Betriebe schließen. Und die örtlichen Restaurant, Bar- und Kneipenbetreiber befinden sich plötzlich erneut im Kampf um Umsatz, Mitarbeiter und Existenz. "Normalerweise haben wir 20 Stunden geöffnet" &bdquo;Normalerweise haben wir 20 Stunden geöffnet", sagt Anastasia Sokoli, Inhaberin des Journals am Bahnhof. Es seien sechs Stunden die ihr fehlen. Sechs umsatzstarke Stunden. &bdquo;Die Hälfte des Umsatzes bricht uns weg. Und ich kann es nicht kompensieren", erzählt sie. Allerdings sei das auch schon vor der Sperrstunde schwierig gewesen. &bdquo;Einige Gäste sind zurückhaltender geworden, ein paar kommen gar nicht mehr", erklärt die Barbetreiberin. Ganz anders sei das im Café und Bar Celona auf dem Kolbeplatz. Betreiber Berkhan Engin könne sich nicht über fehlende Kundschaft beschweren. Im Gegenteil. Unangenehm, Leute rauszuschmeißen &bdquo;Die Leute wollen hier sein. Aber sie wollen auch ungestört ihre Cocktails trinken, ohne Zeitlimit", sagt Engin. Umsatztechnisch sei die Sperrstunde undramatisch, da der Betrieb ab 23 Uhr sowieso ruhiger wird, erklärt der Betreiber. Es sei nur die unangenehme Situation, Gäste rauszuschmeißen, die ihm Sorge bereitet. Davor graut es auch Manuel Schubert, Inhaber des Bankery und des Alex. Im Bankery sei die Sperrstunde unproblematisch, weil der normale Restaurantbetrieb weiterlaufen kann. Im Alex sei das anders. &bdquo;Im Alex hat unsere Küche manchmal bis Mitternacht auf, je nach Anzahl der Gäste. Es ist auch unter der Woche viel Betrieb, daher ist es sehr ärgerlich, dass wir ab 23 Uhr alle Gäste vor die Tür setzen müssen", sagt Schubert. Andreas Kerkhoff, Vorsitzender des Dehoga-Kreisverbandes, schätzt die Lage als sehr dramatisch ein. &bdquo;Das ist nach den beiden Lockdowns der dritte tiefe Einschnitt ins Geschäft der örtlichen Gastro-Betriebe. Je länger die neuen Beschränkungen anhalten, desto mehr Läden werden endgültig schließen müssen. Nicht alle, aber einige." Die größte Sorge: Das Wochenende Spontanität ist aktuell die Devise, wenn es um die Pläne für das Wochenende geht. Ob die Sperrstunde auch dann noch greift ist ungewiss. Sollte es dazu kommen, drohen den Bars starke Einbrüche. &bdquo;Ein Ende um 23 Uhr bedeutet sicher für einige Bars das K.O. Die Leute gehen normalerweise erst gegen 20 Uhr los. Nur wegen der Sperrstunde fangen sie ja jetzt nicht schon um 15 Uhr an", erklärt Kerkhoff. Das befürchten auch die Betreiber. &bdquo;Am Wochenende sprechen wir hier von mehreren tausend Euro Verlust", sagt Engin vom Café und Bar Celona. Normalerweise laufe an diesen Tagen der Betrieb bis mindestens drei Uhr nachts. Das bestätigt auch Manuel Schubert. Die Einbußen, die das Alex am Wochenende durch die Sperrstunde hätte, wären extrem. &bdquo;Wir lassen unseren Laden natürlich immer so lang geöffnet bis die letzten Gäste müde sind. Diese Flexibilität macht Bars normalerweise aus", erklärt Schubert. Er sei dennoch zuversichtlich. &bdquo;Wir werden keine erheblichen Schäden davon tragen. Wir planen für den Winter Plexigläser als Abtrennung, damit wir den Laden wieder voll nutzen können. Dann bekommen wir das wieder rein." Kündigungen und Kurzarbeit drohen Im Journal ist von Zuversicht nicht viel zu spüren. &bdquo;Durch die erheblichen Umsatzrückgänge musste schon eine Mitarbeiterin entlassen werden. Durch die neuen Regeln sind weitere Kündigungen nicht ausgeschlossen", sagt die Betreiberin. Im Café und Bar Celona sei von Kündigungen zwar keine Rede, dennoch befürchtet der Betreiber, seine Mitarbeiter erneut in Kurzarbeit schicken zu müssen. &bdquo;Wir müssen durch die Sperrstunde natürlich auch die Schichtpläne überarbeiten. Es kommt kaum jemand auf seine Stunden", sagt Engin. &bdquo;Sollte es dabei bleiben, schaffen wir es maximal drei Wochen ohne Kurzarbeit." Eine Frage, die sich die Betreiber in ihrer Not stellen: Lohnt sich eine Klage für die Barbetreiber? Kerkhoff geht nicht davon aus. &bdquo;Eine Klage würde an dem Alkoholverbot ab 23 Uhr nichts ändern. Und eine Öffnung für Wasser lohnt sich nicht." Wie steht's um Shisha Bars? &bdquo;Seit Beginn der Corona Pandemie kämpfen wir ohnehin jeden Tag um unsere Existenz", sagt Iwan O. von der Milano Shisha Bar. Durch die Sperrstunde werde es wohl noch schwieriger. &bdquo;Unsere Branche lebt vom Nachtleben. Das wird uns jetzt auch noch genommen", beklagt der Betreiber. Er tausche sich auch regelmäßig mit den Betreibern der anderen Bars im Umkreis aus. Die Lage sei für alle Bars schwierig.

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