Künftigem Bürgermeister springt Zufall bei - Gütersloher Stadtbaurätin kehrt zurück

Gütersloh. Gefragt, ob ihm die fehlende Erfahrung in einer Stadtverwaltung nicht zum Nachteil gereichen könne, hat der perspektivische und bald auch tatsächliche Bürgermeister Norbert Morkes stets das Gleiche geantwortet: Er setze auf die Fachkräfte im Rathaus. Damit habe schon Maria Unger Erfolg gehabt, warum nicht auch er? In dieser Hinsicht springt dem künftigen Verwaltungschef nun der Zufall bei: Die langzeiterkrankte Stadtbaurätin Nina Herrling kehrt zurück. Herrling, seit Januar wegen Kopfschmerz-Attacken außer Gefecht, kündigte Dienstag im NW-Gespräch an, wieder ins Rathaus zurückkehren zu wollen. &bdquo;Mit dem Ergebnis der Bürgermeisterwahl hat das nichts zu tun", betonte sie. Sie habe diesen Entschluss schon vor der Stichwahl gefasst und auch der Personalabteilung mitgeteilt. &bdquo;Ich wäre glücklich, bald wieder arbeiten zu können." Herrling besetzt eine Schlüsselstelle Die 45-Jährige besetzt seit August 2016 eine Schlüsselstelle im Rathaus. Als Technische Beigeordnete und Nachfolgerin von Henning Schulz führt sie den Geschäftsbereich Bau und Verkehr. Damit ist sie zuständig für Immobilien, Bauverwaltung, Stadtplanung, Bauordnung, Tiefbau. Diese Aufgaben waren im vergangenen Dreivierteljahr auf die anderen Beigeordneten und den Bürgermeister verteilt worden. Die Sitzungsvorlagen aus ihrem Bereich hatte zuletzt oft Kulturdezernent Andreas Kimpel unterzeichnet – mitnichten also ein Mann vom Fach. Sie hoffe, im Laufe des Oktober schrittweise wieder einsteigen zu können, sagte Herrling. Einzelheiten dieses Wiedereinstieges seien mit ihrem Dienstherrn und den Ärzten zu besprechen. Herrling geht offen mit ihrer Erkrankung um. Seit Dezember leide sie unter täglich wiederkehrenden Kopfschmerz-Attacken. Da diese Attacken in der Regel nachts aufgetreten seien, habe sie kaum noch schlafen können. Nachdem es eine Weile gedauert habe, bis die Diagnose gesichert war – Cluster-Kopfschmerz ist selten und trifft meistens Männer zwischen 20 und 30 Jahren -, gehe es ihr nun dank neurologischer Behandlung besser. &bdquo;Ich werde lernen müssen, mit der Krankheit zu leben, aber ich bin zuversichtlich, dass mir das gelingt", berichtete sie. Noch in Behandlung in der Migräne- und Kopfschmerz-Klinik Königstein (Taunus), fahre sie in Kürze heim. Die Arbeit fehle ihr. &bdquo;Das steht und stand in keinem Zusammenhang" Spekulationen, wonach es die öffentlich geäußerte Kritik von Noch-Bürgermeister Henning Schulz an den explodierenden Baukosten für die Dritte Gesamtschule war, die sie krank gemacht habe, weist Herrling energisch zurück. &bdquo;Das steht und stand in keinem Zusammenhang." Unglücklich habe sie es auch gefunden, dass ihre Erkrankung von einigen zum Wahlkampfthema gemacht worden sei. Weiter wolle sie sich dazu nicht äußern. Herrling sagte, sie wisse, dass im Rathaus eine Menge Aufgaben auf sie warteten: Dritte Gesamtschule, Ausbau der Grundschulen, der Aufbau einer städtischen Immobiliengesellschaft, die Entwicklung des Mansergh-Quartiers, der Umgang mit den Britensiedlungen, die Gestaltung des Post- und Bahnhofsumfeldes. Den Bürgermeister in spe wird die Rückkehr Herrlings freuen. Denn: Ohne die Hilfe der Dezernenten dürfte es für den verwaltungs-unerfahrenen Morkes schwierig werden. In den vergangenen Tagen hat sich gezeigt, dass ihm diese Unterstützung nicht von alleine zufällt. So hatte die Erste Beigeordnete Christine Lang noch am Wahlabend, nach Feststellung des Endergebnisses, auffällig lau gesagt, dass sie damit nicht gerechnet habe und es nun &bdquo;irgendwie weitergehen" müsse. Und Kulturdezernent Kimpel, ebenfalls Beigeordneter, hatte sich am Wahlabend keine Mühe gemacht, seine Begeisterung für Schulz zu verhehlen. Wie lange machen zwei andere Spitzenbeamte noch? Kimpel könnte es schwerfallen, sich mit einem Bürgermeister und Chef zu arrangieren, der freiwillig bislang keinen Fuß ins Theater gesetzt hat. Auch dürfte Morkes die Frage beschäftigen, wie lange ein Teil des aktuellen Spitzenpersonals noch an Bord ist. Kimpel wie Lang sind Wahlbeamte mit einer Amtszeit von acht Jahren. Für den 59-jährigen Kimpel läuft diese am 31. März aus – ein Termin für seine etwaige Wiederwahl ist bereits in Abstimmung. Doch falls ihn der Stadtrat wiederwählt, wie lange macht er dann noch? Die Amtszeit von Lang endet dagegen erst am 31. Dezember 2024, doch die erfahrene Kämmerin und Finanzexpertin ist bereits 62 Jahre alt. Bei den anderen beiden Beigeordneten Henning Matthes (42) (Soziales/Sport) und Herrling (45) drängen sich diese Fragen nicht auf: Sie sind jünger, und ihre erste Amtszeit läuft noch einige Jahre.

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