Polizei-Kontrollen in Gütersloh: "Sie stehlen mir meine Zeit"

Gütersloh. Nicht alle haben Verständnis für die Verkehrskontrolle der Polizei am Mittwoch in Höhe der Freiwilligen Feuerwehr an der Verler Straße. Das dokumentieren Sätze wie dieser: "Sie stehlen mir meine Zeit", habe eine Autofahrerin zu den Polizisten gesagt, berichtet Hauptkommissar Heiko Patzelt, der die Führungsstelle Verkehr bei der Kreispolizeibehörde Gütersloh leitet. Angehalten worden war die Frau, weil sie während der Fahrt zu ihrem Handy gegriffen haben soll. Gerade Smartphones sind im Straßenverkehr für Ablenkung und schlimmere Folgen verantwortlich. Während der "Safety Days" des europaweiten Netzwerks Roadpol will die Polizei mit Verkehrskontrollen auf das Thema aufmerksam machen. So auch im Kreis Gütersloh. Leitender Polizeidirektor warnt vor Blindflug am Steuer Die Aktionswoche läuft in diesem Jahr vom 16. bis 22. September. Ziel ist es, die Zahl der Menschen auf null zu senken, die täglich auf Europas Straßen sterben. 1,35 Millionen Menschen sind es jährlich weltweit, in Europa durchschnittlich 70 pro Tag. Laut Christoph Ingenohl, Leitender Polizeidirektor, zählt Ablenkung zu den Hauptunfallursachen im Straßenverkehr. Für ihn fällt darunter "das Bedienen von Handys, anderen Geräten oder auch die Beschäftigung mit Dingen, die vom Straßenverkehr ablenken". Welche gravierenden Folgen das für den Fahrer haben kann, macht Ingenohl anhand einer simplen Rechnung deutlich: Wer bei 50 km/h etwa für zwei Sekunden auf sein Mobiltelefon schaut, ist 30 Meter im Blindflug unterwegs. "Was da alles passieren kann...", sagt Ingenohl. Abgelenkt sind nach Angaben des Leitenden Polizeidirektors aber nicht allein Autofahrer, sondern auch Radfahrer und Fußgänger. Den Polizeibeamten fällt es jedoch schwer nachzuhalten, welche Unfälle tatsächlich auf eine Ablenkung zurückzuführen sind. Nur bei schweren Verkehrsunfällen sei es auf Anordnung der Staatsanwaltschaft möglich, die Daten des Telefons auszuwerten. Ingenohl geht deshalb von einer hohen Dunkelziffer aus. Geahndet werden im Kreis Gütersloh pro Jahr etwa zwischen 2.000 und 3.000 Ablenkungen, 1.000 bis 1.500 davon entfallen auf Radfahrer. Oft sei das Handy im Spiel, erklärt Ingenohl. In ganz NRW waren 2019 insgesamt 156.000 Ablenkungen erfasst worden. Kontrolliert wird an 15 bis 16 Stellen im gesamten Kreisgebiet Damit es erst gar nicht zu einer gefährlichen Situation im Straßenverkehr kommt, sind die Beamten am Mittwoch mit 45 Kräften im gesamten Kreisgebiet unterwegs. Sie informieren mit Ständen auf dem Marktplatz in Rheda-Wiedenbrück oder am Marktkauf an der Hans-Böckler-Straße in Gütersloh. Kontrollen finden an 15 bis 16 Stellen im Kreisgebiet statt, etwa an der B68 sowie der Alleestraße in Halle und der Woerdener Straße in Steinhagen. Auch an der Verler Straße kontrollieren die Beamten den Verkehr nach dem Mittag erneut. Begonnen haben die Kontrolle hier an diesem Morgen bereits um 7.30 Uhr. Die Stelle an der Feuerwehr eigne sich aus Sicht der Beamten deshalb gut, da der Verkehr wegen der Baustelle aktuell nur in Richtung Innenstadt fließt. Potenzielle Verkehrssünder können ihr Fahrzeug zudem auf dem Parkplatz abstellen. Mit ihren Infoständen und in den Gesprächen mit Verkehrsteilnehmern setzt die Polizei zunächst auf Prävention und ferner auf Repression. Das Verständnis reicht an der Verler Straße von einsichtig bis zu eingangs erwähnten Zitaten. Bis zum Mittag erfasst die Polizei mehr als 140 Beanstandungen Wer mit einem Handy am Steuer erwischt wird, muss sich übrigens auf ein Bußgeld von 100 Euro und einen Punkt im Verkehrszentralregister in Flensburg einstellen. Ging vom Handy-Sünder eine konkrete Gefahr aus, sind es 150 Euro und zwei Punkte. Bei einem Unfall mit Handy werden es 200 Euro und zwei Punkte. Fahrradfahrer mit Smartphone am Ohr zahlen mindestens 55 Euro. Bis zum Mittag seien im kompletten Kreisgebiet mehr als 140 Beanstandungen erfasst worden, erklärt Polizeisprecherin Katharina Felsch. Darunter waren 24 Ablenkungen von Auto-, Rad- und Lkw-Fahrern. Die Beamten stellten 40 Verwarngelder aus, etwa für falsches Abbiegen oder Fahren ohne Führerschein, notierten vier Ordnungswidrigkeiten - und vermeldeten sogar zwei Straftaten. Wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis.

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