Karnevalsumzüge in Hochburg fallen aus - so sieht es in anderen Städten aus

Kreis Gütersloh. Die Grafschaftler Karnevalsgesellschaft Rietberg (GKGR) hat ihre Entscheidung getroffen: Sie verzichtet in der anstehenden Session 2020/2021 auf größere Veranstaltungen mit Publikum. Betroffen sind etwa die großen Karnevalssitzungen in der Aula des Schulzentrums, aber auch der Straßenkarneval mit Umzügen von Altweiber bis Rosenmontag. Die grassierende Corona-Pandemie hatte den Gremien der Karnevalsgesellschaft keine andere Wahl gelassen. Das wirft die Frage auf, wie in anderen Kommunen des Kreises mit dem Thema Karneval umgegangen wird. Ein Überblick. Rietberg "Die Grafschaftler bedauern diesen Beschluss zutiefst", heißt es in einer Mitteilung. Allerdings lasse die derzeitige Pandemielage eine andere Entscheidung nicht zu. Es sei nach ihrer Auffassung aus heutiger Sicht blauäugig zu glauben, dass eine Durchführung des gewohnten Karnevals möglich wäre, teilen die Karnevalisten weiter mit. Somit wird im Frühjahr 2021 kein neues Prinzenpaar proklamiert, Michael IV. Sellemerten und Karin I. Lummer gehen also in die Verlängerung. Gleiches gilt für das Kinderprinzenpaar Leon II. Jüttemeier und Emily I. Horstmann. Die Karnevalisten weisen darauf hin, dass durch die Entscheidung nicht Karneval an sich abgesagt ist. Der Karnevals-Kurier, an dessen nächster Ausgabe gegenwärtig gearbeitet wird, soll umfangreicher ausfallen als sonst. Und auch den seit 2006 existierenden Sessions-Sticker soll es wieder geben. "Dieses Mal in einer der Corona-Situation humorvoll angepassten Ausführung", schreiben die Karnevalisten. Zudem werde derzeit an Möglichkeiten und Konzepten gearbeitet, um in der anstehenden Session im digitalen Bereich präsenter zu sein. Auch auf der Facebook-Seite der GKGR ist der jüngste Beschluss mit Bedauern aufgenommen worden. "Es ist wohl die einzig vernünftige Entscheidung. Kopf sagt ja, Herz sagt nein. Hoffen wir, dass 2022 alles wieder normal läuft", schreibt dort eine Nutzerin. Rheda-Wiedenbrück Die Entscheidung der Karnevalsfreunde aus Rietberg ist für Guido Lütkewitte, Vorsitzender des Rosenmontagskommitees in Rheda-Wiedenbrück, "vollkommen in Ordnung und nachvollziehbar", sagt er auf NW-Anfrage. Fest stand bereits vor der Entscheidung von Bund und Ländern, dass es 2020 in Rheda-Wiedenbrück keine Großveranstaltungen der Karnevalisten geben wird. Auch hier bleiben Prinzen- und Kinderprinzenpaar noch ein weiteres Jahr im Amt. Abgesagt ist für 2021 dagegen noch nichts. So steht unter anderem in Lintel am Samstag vor Rosenmontag eine Karnevalssitzung im Kalender, 150 Besucher dürften nach aktuellem Stand in die Stadthalle kommen. Ob am 15. Februar der gewohnte Rosenmontagsumzug stattfindet? Lütkewitte ist da skeptisch. "Wenn es allein nach mir ginge, hätte ich das bereits abgesagt", erklärt er und verweist ähnlich wie die Rietberger Karnevalisten auf die derzeit schwierige Situation mit kaum Aussicht auf Besserung. Das Rosenmontagskommitee organisiert in Zusammenarbeit mit den Vereinen den Straßenkarneval in Rheda-Wiedenbrück. Ein Ausfall des Straßen- und Zeltkarnevals würde aber wahrscheinlich nicht ohne finanzielle Folgen bleiben. "Sollte es so kommen, hätten wir weniger Unkosten, müssten aber in der nächsten Session an das Eingemachte, also unsere Rücklagen heran", erklärt Lütkewitte. Harsewinkel Stefan Meyer-Wilmes, Präsident der KG Rote Funken, gibt sich mit Blick auf den Karneval 2021 kämpferisch. "Wir sollten nicht zu früh die Flinte ins Korn werfen", sagt er. Bis spätestens Anfang Oktober, so erklärt Meyer-Wilmes, traue der Verein sich die Organisation des Umzugs und Co. zu. Die Hoffnungen der Harsewinkler Karnevalisten ruhen darauf, dass ab Oktober Lockerungen der Corona-Vorschriften in Aussicht sind. Nach jetzigem Stand glaube er zumindest "noch fest daran", dass im nächsten Februar Karneval in Harsewinkel gefeiert wird. "Das hängt allerdings von unserer Kreativität ab. Wir müssen geeignete Formen des Zusammenfindens finden", sagt Harsewinkels oberster Karnevalist. So wird es am 11. November etwa den Start in die Session geben, allerdings unter Berücksichtigung der Hygieneauflagen mit reduzierter Personenzahl. Neben der Umsetzung der entsprechenden Vorschriften denkt Meyer-Wilmes für die tollen Tage auch den finanziellen Aspekt mit. "Wird sich das rechnen?", fragt er sich, und ob es eine städtische Unterstützung geben wird. Denn der Präsident der Roten Funken geht davon aus, dass etwa die Zahl der Sicherheitskräfte erhöht werden muss, während sich die Einnahmen vermutlich halbieren werden - "wenn nicht noch mehr".

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