Gütersloh. Der Legende nach begann die Dorfentwicklung von Isselhorst vor 970 Jahren mit dem Niederlassen des Esels in der heutigen Mitte des Lutterdorfes. Der Dorf- und Heimatverein Isselhorst treibt seit Mitte Juni mit dem von ihm initiierten „Dorfentwicklungskonzept 2030" die Entwicklung voran.
In einem gut einjährigen, von den Fachleute der „ARGE Dorfentwicklung" geleitetet Prozess soll unter Einbeziehung der Bevölkerung einerseits der Charme des über 6.000 Bewohner zählenden Kirchspiels Isselhorst mit den gewachsenen, charakteristischen Liebenswürdigkeiten erhalten bleiben, andererseits durch eine fundierte Stärken-und-Schwächen-Analyse der Sprung ins planungstechnisch gar nicht mehr allzu ferne dritte Jahrzehnt geschafft werden.
125 Isselhorster redeten sich drei Stunden die Köpfe heiß
Als ersten öffentlichen Aufschlag hatten die Vergangenheitsbewahrer und Zukunftsgestalter um ihren 1. Vorsitzenden Henner Schröder zur „Auftaktveranstaltung Dorfentwicklungskonzept" nun in die Turnhalle geladen. Die Maximalzahl von 125 Bürgerinnen und Bürger nahm die nach einem ausgeklügelten Hygienekonzept erfolgte Offerte gerne an. Als sie sich nach fast drei Stunden mit rauchenden Köpfen auf den Heimweg machten, atmete der von einem 40-köpfigen Helferteam unterstützte Henner Schröder erleichtert auf: „Wir sind hochgradig zufrieden mit dem Ergebnis, freuen uns über den Rückhalt in der Bevölkerung. Es waren intensive drei Stunden, aber wie die Leute mitgezogen haben, war fantastisch."
Das Stichwort „hochgradig zufrieden" gibt laut den Auswertungen einer Fragebogenaktion auch größtenteils das Stimmungsbild der Lutterdörfler über ihren Heimatort wieder. Um Stärken und Schwächen herauszufinden, waren im Vorfeld Fragebögen an rund 2.000 Haushalte im Isselhorster Kerngebiet verteilt worden. Auch Online-Beteiligung war möglich.
Nur fünf Prozent Rückläufer bei Fragebogenaktion
Aus den binnen drei Wochen eingegangenen und bislang ausgewerteten 250 Rückläufern lassen sich laut Gerhard Lüdeling von der ARGE-Dorfentwicklung „verfestigte Trends ablesen". Mit den bislang fünf Prozent Rückläufern liege man zwar noch unter den gewünschten acht Prozent, „aber erstens haben wir noch Zeit. Die acht werden wir noch knacken. Zweitens lassen sich Trends bereits ab einem Prozent ablesen", so der Experte.
Für den Fachmann „wenig überraschend" zeigten sich die Isselhorster nach den im Schulnotenprinzip vergebenen Bewertungen für Kita-Anbindung, Schulanbindung, Vereinsleben oder Ortsbild bestens aufgehoben. In insgesamt 19 Kategorien waren die Balken nur bei der Sicherheit auf den Straßen sowie der Breitbandversorgung im roten Bereich. Nach Lüdelings Erläuterung sei der letzte Punkt in der Altersgruppe der Ü-65-jährigen besonders oft angemahnt werden. Die Altersklassen darunter zeigten sich zufrieden. Hartmut Lüdeling: „Offenbar wissen jüngere Menschen wie es geht." Vielleicht könne man daraus ein Projekt „Jung hilft alt" machen.
Vor allem 18- bis 35-Jährige sind mit ÖPNV-Anbindung unzufrieden
Auch die Meinungen zur Busanbindung hängen primär mit dem Alter zusammen. Während Jugendliche (Schulbusse) und Senioren Ü-65 mit dem ÖPNV-Anbindung einverstanden erklären, sah die Gruppe der 18 bis 35-Jährigen erheblichen Optimierungsbedarf. Keine zwei Ansichten gibt es nach Aussage des ARGE-Chefs hingegen hinsichtlich Größe und Ausdehnung des Ortes. „Isselhorst soll so groß bleiben, wie es jetzt ist. Eine weitere Ausdehnung ist nicht gewünscht."
Analysefähigkeiten, Kreativität, Lösungsansätze zeigten die Anwesenden als zunächst schriftlich mit Stichwörtern als auch später ausführlich in separaten Arbeitsgruppen um die Themenfelder Soziales, Wirtschaft, Freiraum/Landschaft/Freizeit ging. Henner Schröder: „Mit solch einer Ideenvielfalt hätten wir nicht gerechnet. Wir werden allen Anregungen nachgehen." Die Arbeitsgruppen sollen sechs oder acht Wochen zeitgleich an drei verschiedenen Orten zur thematischen Vertiefung erneut zusammen kommen; die Ergebnisse als Basis für Initialzündungen kurz darauf präsentiert werden.