Karstadt in Gütersloh schließt: "Innenstadt könnte attraktiver werden"

Gütersloh. Rainer Schorcht gehört dem Präsidium des Handelsverbands Deutschland an, ist Vizepräsident und Schatzmeister des Handelsverbands NRW, stellvertretender Vorsitzender des Handelsverbands OWL, IHK-Vizepräsident und Sprecher der Gütersloher Einzelhändler. Und: Er findet es nicht schlimm, wenn Karstadt in Gütersloh schließt. &bdquo;Wir sollten aufhören, das als eine Katastrophe zu betrachten. Es ist vielmehr eine Riesenchance." Sofern sich nichts ändert, wird Karstadt am 31. Januar schließen. Schorcht: &bdquo;Mir tut es leid um die Mitarbeiter, aber die Wahrheit ist: Karstadt ist längst nicht mehr der Magnet, von dem alle reden. All die Betroffenheitsreden, die in diesen Wochen zu hören sind, gehen an der Realität vorbei. Manche tun ja gerade so, als gingen in Gütersloh die Lichter aus. Das ist Unsinn. Tatsächlich sehe ich eine große Chance, dass die Innenstadt sogar an Attraktivität gewinnt." Das Gebäude steht für 23 Millionen Euro zum Verkauf Schon vor einem halben Jahr hatte Schorcht vergleichsweise entspannt auf Karstadts Kalamitäten geblickt. Er kenne zwei, drei Akteure, die bereit ständen, die Immobilie zu kaufen und innenstadtverträglich umzugestalten, sagte er seinerzeit. Konkret seien Geschäfte im Erdgeschoss und Büros/Praxen und Wohnen in den Obergeschossen denkbar. Wichtig sei nur, einen jahrelangen Leerstand zu vermeiden. Dass das Warenhaus am Berliner Platz noch zu retten ist, daran glaubt Schorcht nicht. Der Immobilienfonds Highstreet, Besitzer des Gebäudes, biete es seit Jahren auf diversen Internetportalen für 23 Millionen Euro zum Kauf an – ohne Erfolg. &bdquo;Kein Wunder", so Schorcht. Das Gebäude sei nun mal sehr speziell, es umzubauen, die Rolltreppen rauszureißen, dürfte zwei bis drei Jahre dauern und bis zu 15 Millionen Euro kosten. Highstreet müsste seinen Verkaufspreis also entsprechend senken – dazu sei der Fonds aber nicht bereit. Zu den Eigentümern des Fonds zählen unter anderem Goldman Sachs und die Deutsche Bank mit ihren Investmentgesellschaften Whitehall und Rreef. "Ein Mietnachlass verlängert nur das Leiden" Dem Versuch von Bürgermeister Henning Schulz, gemeinsam mit dessen Amtskollegen aus Lübeck und Bremerhaven bei Highstreet vorzusprechen und um das Senken der Miete zu ersuchen, gibt Schorcht ebenfalls keine Chance. &bdquo;Herr Schulz kann sich diesen Gang sparen." Während in Bielefeld die katholische Kirche die Vermieterin ist – und Karstadt dort gerettet werden konnte - , sei die Lage in Gütersloh anders zu bewerten: &bdquo;Highstreet muss Rendite machen. Ich glaube nicht, dass die Zugeständnisse machen." Zwar seien die 140.000 Euro Miete, die Karstadt jeden Monat an Highstreet zu überweisen hat, kein Pappenstiel, aber man müsse das auch im Verhältnis zur Verkaufsfläche sehen: Dann gelange man zu dem Ergebnis, dass mancher Immobilieneigentümer für eine 1a-Lage pro Quadratmeter mehr verlange. Ein Mietnachlass für Karstadt verlängere nur das Leiden. Man müsse sich nur mal das Sortiment ansehen Er mache sich daher &bdquo;null Illusionen" über die Rettungschancen des Hauses, so Schorcht. &bdquo;Wir täten gut daran, das zur Kenntnis zu nehmen." Der Verlust für den Einkaufsstandort Gütersloh halte sich jedoch in Grenzen. &bdquo;Man muss sich nur das Sortiment anschauen. Was haben wir denn da? Im Erdgeschoss Parfüm – gibt es auch bei Pieper, Douglas, Rossmann oder dm. Daneben Uhren und Schmuck – gibt es auch bei Dodt, Christ, Viemann-Weidler oder Europa-Schmuck. Weiterhin eine Papeterie – findet man alles auch bei McPaper oder Sommer. Taschen, Koffer – gibt es gegenüber bei Schlink. Im Obergeschoss Damen-Wäsche – zig Läden in der Innenstadt. Daneben und darüber weitere Kleidung – ebenfalls zig Läden, und findet man auch bei Aldi, Lidl oder Takko." Es bestehe also kein Anlass, so Schorcht, für die Gütersloher Innenstadt Grabesstimmung auszurufen: &bdquo;Wir sollten uns vielmehr unserer Stärken besinnen. Da sind eine Menge toller Geschäfte, und viele davon eigentümergeführt." Wichtig wäre ein neues, modernes Parkhaus Der Stadt rät Schorcht, sie möge ihre Anstrengungen erneuern und die Highstreet-Hälfte des Parkhauses kaufen – die andere Hälfte gehört ihr schon. &bdquo;Dieses furchtbare Ding ist nicht mehr sanierungsfähig, es muss komplett weg." Die Stadt solle es abreißen und ein neues bauen, &bdquo;das würde richtig was bringen." Die früheren Parkhaus-Vorstöße der Stadt bei Highstreet seien gescheitert, weil der Fonds nicht habe verkaufen wollen, nun aber sei die Ausgangslage eine andere.

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