Gütersloh. Mit dem Fahrrad auf der ehemaligen Lkw-Stau-Strecke, knapp 20 Kilometer freie Fahrt auf der Straße, auf einem Abschnitt der bisher noch motorisierten Verkehr vorbehalten ist: Wenn es nach einer Vorlage der Kreisverwaltung geht, dann soll künftig das Fahrrad auf der "Veloroute B68" das dominierende Verkehrsmittel sein. „Das ist ein Leuchtturmprojekt für den ganzen Kreis Gütersloh und hat Vorbildcharakter für vergleichbare Projekte", sagt Landrat Sven-Georg Adenauer.
Durch die Herabstufung der B68 zur Landes- beziehungsweise Kreis- und Gemeindestraße und durch den Wegfall der vielen Lkws und Pkws dank der A 33 habe man eine einmalige Chance, urteilt Adenauer. Die Vorlage, die am 1. September auf der Tagesordnung des Straßen- und Verkehrsausschusses steht, schlägt der Politik vor, dass die Veloroute B68 unter Federführung der Stadt Halle weiterverfolgt wird und Förderanträge gestellt werden.
Beim Abschnitt Halle-Borgholzhausen werden wohl Grundstückverhandlungen notwendig
Die Planung geht zurück auf das gemeinsame Vorhaben der Städte Bielefeld, Halle, Borgholzhausen, Steinhagen und des Kreises, eine Radverbindung zwischen Borgholzhausen-Bahnhof und Bielefelder Ostwestfalendamm zu schaffen. Der rund 20 Kilometer lange Abschnitt wäre laut Mitteilung des Kreises nicht nur ein Baustein im "Alltagsradwegenetz des Kreises Gütersloh", sondern würde auch den Anschluss an den geplanten Radschnellweg OWL zwischen Herford, Bielefeld, Gütersloh und Rheda-Wiedenbrück herstellen.
Außerorts soll die Veloroute entlang der B68 einseitig angelegt sein und eine Breite von vier Metern – in reduzierter Form drei Meter – haben. Der Radverkehr würde sich also auf derselben Seite begegnen. Nach Möglichkeit soll die Fahrradfläche entstehen, ohne zusätzlichen Grunderwerb, also durch eine Umverteilung des Straßenraums, heißt es vom Kreis. Gerade zwischen Halle und Bielefeld sei die Möglichkeit gegeben, so die Vorlage. Zwischen Halle und Borgholzhausen sieht es anders aus. Dort würde eine Realisierung auch abhängig sein von Grundstücksverhandlungen. Der Straßenquerschnitt sei deutlich kleiner.
Zur Zielgruppe zählen unter anderem die Berufspendler von etwa Storck, Baxter Oncology oder Hörmann. „Mit den Fahrradleasing-Modellen durch die Arbeitgeber bekommt die Veloroute B 68 noch mal ein anderes Gewicht. Der Staat ermöglicht das günstige Job-Rad, wir schaffen die Piste für das E-Bike", meint Christopher Schmiegel, Mobilitätsmanager des Kreises Gütersloh.
Nach Abzug möglicher Förderungen müsste der Kreis 1,3 Millionen Euro zahlen
Eine Hürde hat das Programm bereits genommen: Die Stadt Halle, der Kreis und die Kommunen haben die Veloroute als Innovationsprojekt beim Bundesverkehrsministerium angemeldet, das eine Fördermaßnahme zur Verbesserung des Radverkehrs ausgelobt hatte. Die Veloroute B 68 ist als eines von deutschlandweit 30 Leuchtturmprojekten ausgewählt worden. Wird jetzt ein Förderantrag gestellt, ist eine Förderung in Höhe von 75 Prozent möglich, weitere 10 bis 15 Prozent könnten als Co-Förderung vom Land NRW kommen. StraßenNRW hatte bereits grundsätzlich seine Unterstützung zugesagt, der Landesbetrieb ist Straßenbaulastträger des Schlüsselabschnitts zwischen Halle und Ostwestfalendamm.
Je nach baulicher Variante belaufen sich die Kosten für die Veloroute B68 auf rund 10,3 Millionen Euro. Nach Abzug der möglichen Förderungen entfiele auf den Kreis Gütersloh eine Restsumme in Höhe von zehn Prozent, also 1,3 Millionen Euro.