Bertelsmann-Druckerei Mohn Media streicht 470 Arbeitsplätze

Gütersloh. Lange hat sich Mohn Media erfolgreich gegen den Niedergang in der Druckbranche gestemmt. Es hat sich dicke Aufträge an Land gezogen wie den Spiegel, den Playboy oder Asterix, und es hat beständig in immer leistungsfähigere, schnellere Rotationen investiert. Doch nun kommt auch der Gütersloher Traditionsbetrieb nicht um eine Schrumpfkur herum. In den nächsten fünf Jahren will er jede vierte Stelle streichen. Demnach fallen 470 der knapp 2.000 Stellen weg – ein Viertel bei Probind in Marienfeld, alle anderen in Gütersloh. &bdquo;Wir machen das so sozialverträglich wie irgend möglich", sagte Dirk Kemmerer, Vorsitzender der Geschäftsführung, gestern. Der Abbau erfolge weitgehend über Ruhestandsregelungen. Er sei zuversichtlich, ohne betriebsbedingte Kündigungen auszukommen. Mit dem Betriebsrat würden dazu in den nächsten Wochen Gespräche geführt; Ziel sei es, bis Ende nächsten Monats eine Vereinbarung zu erzielen. Corona hat die Krise verschärft Kemmerer sagte, die Lage auf dem Druckmarkt habe sich zugespitzt. Wegen der Digitalisierung verzeichne Mohn Media Rückgänge in fast allen Produktgruppen, von Katalogen über Zeitschriften bis hin zu Telefon- und Verlagsbüchern. Corona habe diesen Prozess beschleunigt, weil die notleidenden Unternehmen dazu neigten, als erstes an ihren Werbebudgets und somit an ihren Druckaufträgen zu sparen. Hinzu komme der starke Preisverfall in der Branche. Der Stellenabbau sei daher unvermeidlich, so Kemmerer. Mohn Media stehe zwar in weiten Teilen besser da als die Konkurrenz, dennoch komme man nicht länger umhin, Produktionskapazitäten und damit Personal abzubauen. &bdquo;Wir müssen das Unternehmen so aufstellen, dass es gesund aus der Krise hervorgehen und langfristig erfolgreich und wettbewerbsfähig am Markt bestehen kann." Seit Anfang des Jahres sind bereits 60 Mitarbeiter ausgeschieden Erreicht werde das mit der Strategie &bdquo;3M": Modernisierung Mohn Media. Diese Strategie bestehe darin, sich auf die profitablen Geschäftsfelder zu fokussieren – wo Mohn Media seine Wettbewerbsfähigkeit verloren habe, werde hingegen zurückgefahren. Kosten müssten gesenkt, Abläufe und Prozesse schlanker werden. Es gelte, in neue Technologien zu investieren und den Vertrieb zu stärken. Kemmerer, 47 Jahre alt, steht seit zwei Jahren an der Spitze von Mohn Media; er ist zugleich Chef (CEO) der Bertelsmann Printing Group. Für den Personalabbau setze Mohn Media auf alle verfügbaren sozialen Maßnahmen, hieß es. Seit Anfang des Jahres seien bereits 60 Mitarbeiter ausgeschieden, so Kemmerer. Von den verbleibenden 410 Stellen entfielen 70 auf Leiharbeiter und circa 100 auf Mitarbeiter, die bis 2025 ohnehin regulär in den Ruhestand gingen. Blieben 240. Davon wiederum dürften viele in den nächsten Jahren freiwillig abgehen, sprich zu anderen Unternehmen wechseln. "Wir sind entschlossen, gemeinsam und gestärkt aus der Krise herauszugehen" Unterm Strich blieben etwa 150 Beschäftigte, von denen 80 Prozent für Altersteilzeit und Vorruhestand in Betracht kämen. Für die wenigen übrigen Mitarbeiter werde man ebenfalls Lösungen finden, möglicherweise unter Einbindung der Bertelsmann Transfergesellschaft (BTG).Die Gespräche mit dem Betriebsrat seien eingeleitet, so Kemmerer. Sowohl dort als auch bei Bekanntgabe des Paketes in der Belegschaft sei er auf viel Verständnis gestoßen. &bdquo;Wir sind entschlossen, gemeinsam und gestärkt aus der Krise herauszugehen." Kemmerer versicherte, dass weder an den Sonderzahlungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld noch an den übertariflichen Leistungen, sofern noch bestehend, gerüttelt werde. Betriebsrat macht der Geschäftsleitung keine Vorwürfe Der Betriebsratsvorsitzende Torben Kuge sagte, die Gespräche würden nicht einfach. Die Arbeitnehmervertretung sei über das 3M-Programm und die beabsichtigte Effizienzsteigerung informiert gewesen, allerdings sei die nun genannte Größenordnung von 470 Stellen &bdquo;eine ordentliche Hausnummer". Wie man diesen Abbau ohne betriebsbedingte Kündigung abwickele, gelte es zu klären. Noch sei dem Betriebsrat unklar, welche Bereiche besonders betroffen sein könnten. Tatsache sei aber auch, dass es den Geschäftsführungen in den vergangenen Jahren gelungen sei, Mohn Media innerhalb einer schwierigen Branche stabil zu halten. Vor allem das florierende Prospektgeschäft habe das bewirkt. Während andere Druckereien herbe Einbußen verzeichneten, teilweise auch in die Knie gingen, habe Mohn Media seinen Personalbestand in den vergangenen zehn, fünfzehn Jahren halten, teils sogar aufstocken können. &bdquo;Das war schon aller Ehren wert", sagte Kuge (44). Weitere Investitionen planen Die Geschäftsführung von Mohn Media kündigte auch an, nicht nur Personal abzubauen, sondern weitere Investitionen zu planen. Bei Probind in Marienfeld sollen zwei neue Sammelhefter aufgestellt werden, in Gütersloh werde in die Digitalisierung der Auftragssteuerung und in den Inline-Druck investiert – ein Verfahren, das es ermöglicht, individualisierte Werbung (Werbeprospekte, die mit dem Namen des Empfängers bedruckt sind) einstufig und damit schneller zu drucken. An der Zahl der Auszubildenden

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