Goodbye Deutschland: TV-Auswanderer in Florida im Krisen-Modus

Kreis Gütersloh. Mehr als drei Millionen Corona-Infizierte – seit Monaten wütet das Virus in Amerika. Die Zahl der Neu-Infizierten steigt noch immer täglich dramatisch an. Die Nachrichten sind erschreckend, die Bevölkerung verunsichert. Und die Rietberger Petra und Andreas Lehmann stecken mittendrin. 2015 Jahren haben sie sich ihren ganz persönlichen amerikanischen Traum erfüllt: Gemeinsam mit Tochter Hannah wanderte das Ehepaar nach Florida aus. In Fort Myers Beach übernahmen sie das Restaurant &bdquo;Schnitzel House". Seit fünf Jahren gibt’s dort nun typische Hausmannskost – von Bratwurst über Leberkäse bis hin zu Schnitzeln aller Art. Begleitet wurden die Lehmanns von Beginn an von einem Kamera-Team der TV-Sendung &bdquo;Goodbye Deutschland". Mittlerweile sind die Rietberger deshalb zu kleinen Stars der Show geworden. "Alle fünf Mitarbeiter mussten wir auf unbestimmte Zeit entlassen" Das Geschäft lief super, ihr Leben in dem US-Staat schien perfekt – bis in diesem Jahr die Corona-Pandemie auch Amerika traf. Und zwar mit voller Wucht. Mitte März wurden auch dort alle Restaurants geschlossen – nur noch Außer-Haus-Verkauf war erlaubt. Die Lehmanns machten das Schnitzel House für zwei Wochen komplett zu. &bdquo;Alle fünf Mitarbeiter mussten wir auf unbestimmte Zeit entlassen", berichtet Petra Lehmann. Von April bis Mitte Mai habe das Ehepaar dann alleine gearbeitet, um zumindest mit Abholungen ein bisschen zu verdienen. &bdquo;Das konnte man aber natürlich nicht damit vergleichen, was wir im normalen Betrieb hätten verdienen können. In diesen acht Wochen hatten wir einen Verlust von etwa 80 Prozent – und das mitten in der Hochsaison." Deutsche Fans dürfen nicht einreisen Mittlerweile dürfen die Lehmanns ihr Restaurant wieder für Gäste öffnen – allerdings mit ähnlichen Einschränkungen wie in Deutschland. Anfangs duften 25 Prozent der Tische belegt werden, jetzt sind es 50 Prozent. Viel los war allerdings anfangs nicht. &bdquo;Die Menschen hatten Angst und wussten nicht, was richtig ist in dieser Situation. Vor allem durch die Medien wurden viele sehr verunsichert." Zwei Wochen komplett zu, jetzt viel weniger Gäste als eigentlich passen würden – für die Lehmanns eine ungewohnte Situation. Ihr Schnitzel House hat sich in den vergangenen Jahren zu einer wahren Institution in Fort Myers Beach entwickelt. Nicht nur deutsche Touristen und Fans der TV-Show kommen in das Restaurant der Auswanderer-Familie, auch etliche Einheimische schätzen die deutsche Küche. "Wir haben auch Existenzängste" Und auch, wenn viele der Stammkunden in der schweren Corona-Zeit trotzdem bei den Lehmanns bestellt und auch mal ein üppigeres Trinkgeld da gelassen haben, wie Petra Lehmann berichtet, – den Rietbergern fehlen wichtige Einnahmen. &bdquo;Selbstverständlich haben wir auch Existenzängste in dieser Zeit gehabt. Hier in Florida geht es um das Saison-Geschäft. Man muss in den guten Monaten vorarbeiten, um in den Sommer-Monaten, die nicht so gut sind, über die Runden zu kommen." Und das habe in diesem Jahr eben nicht funktioniert. Hinzu kamen die weltweiten Reisebeschränkungen. Die deutschen Touristen, die das Ehepaar aus dem Fernsehen kennen, durften nicht einreisen. &bdquo;Viele haben uns angeschrieben und uns Kraft gewünscht, dass wir hier gut durchkommen. Dafür sind wir unheimlich dankbar. Solche Fan-Zuschriften machen uns Mut, weiter zu machen." Zwei Töchter sind noch in Deutschland Und dann ist da noch die ungewisse Situation in der Schule der Tochter. Nur die mittlerweile 15-jährige Hannah ist 2015 mit nach Amerika ausgewandert – die anderen beiden Töchter Sarah und Katharina blieben in Deutschland. &bdquo;Für Kinder ist es sehr viel schwieriger. Ihnen fehlen die sozialen Kontakte. Nur telefonieren und Facetime ist nicht zu vergleichen mit Treffen." Gelernt werde mittlerweile nur noch online – in ihrer Freizeit sitze Tochter Hanna dann häufig am Fernseher oder am Computer, um online zu spielen und sich mit ihren Freunden auszutauschen. An den Wochenenden helfe sie im Restaurant aus. Über ihre zwei Töchter in Deutschland bekommen die Lehmanns auch die Ereignisse in ihrer Heimat mit – allerdings derzeit auch nur per Telefon oder Videochat. Denn besuchen durften die Kinder ihre Eltern in Florida in den vergangenen Wochen nicht. &bdquo;Der Ausbruch bei Tönnies ging sogar hier durch die Medien", sagt Lehmann. Wunsch nach Normalität im Schnitzel House Es sei schwer, die Informationen und Entwicklungen aus der ganzen Welt zu begreifen. Egal wo man hinschaue, es passiert immer wieder etwas Neues. &bdquo;Hier war es zum Beispiel Donald Trump und die Feier am 4.Juli, bei der eben keiner eine Maske getragen hat. In Mallorca war es der Strand, der überfüllt war." Trotz all’ der negativen Nachrichten und Einschränkungen wollen die Lehmanns auf keinen Fall aufgeben. Sobald es geht, wollen sie wieder all’ ihre Gäste im Schnitzel-House bewirten – und nicht nur einen Teil. Ihr großer Wunsch: &bdquo;Endlich ein bisschen Normalität."

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