Zeckenalarm im Kreis Gütersloh – das raten Experten aus der Region

Kreis Gütersloh. Teilweise bis zu 60 Zecken täglich müsse sie von ihren zwei kleinen Hunden nach Spaziergängen und Tobereien im Garten absammeln, klagt eine Halterin in der Facebook-Gruppe Hundefreunde Gütersloh ihr aktuelles Dilemma. Trotz Zeckenschutz sei sie mehrere Stunden mit dem Absuchen der Vierbeiner beschäftigt, sonst seien es höchstens an die zehn im Jahr gewesen. &bdquo;In den letzten Jahren hat die Zahl der Zecken in der Region deutlich zugenommen", berichtet Ralf Reckmeyer, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Gütersloh. Früher habe es zudem im Winter nie welche gegeben, in den vergangenen zwei Jahren musste man auch zu dieser Jahreszeit damit rechnen, erzählt der Herzebrock-Clarholzer aus seiner langjährigen Erfahrung als Jäger. Zecken in der Region weit verbreitet Denn aktiv sei der Parasit, der zu den Spinnentieren gehört, bereits ab einer Temperatur von acht Grad Celsius von März bis Oktober, heißt es in einem Info-Schreiben zum Arbeitsschutz an die Förster von Wald und Holz NRW, das Dieter Wortmeier, zuständig für den Bereich Gütersloh, im Mai erhalten hat. Mit dem sonnigwarmen Wetter ist die Zahl der Parasiten förmlich explodiert. In der naturnahen heimischen Region mit vielen Wiesen und Wäldern lauert die Gefahr an etlichen Stellen. &bdquo;Zecken gibt es auch im Kreis Gütersloh überall weit verbreitet", weiß Wortmeier. Wer durch den Gütersloher Stadtpark, die Dalkeauen, in Rheda-Wiedenbrück durch Flora Westfalica oder dem ebenfalls bei Spaziergängern und Hundefreunden beliebten Holter Wald oder um den Verler See streift, sollte acht geben. Niedrige FSME-Fallzahlen im Kreis Gütersloh &bdquo;Hohes Gras, bewachsene Waldwege und Unterholz seien besonders stark besiedelt, erklärt Wortmeier. &bdquo;Meiner Beobachtung nach gibt es auch besonders viele Zecken in Nadelwäldern", weiß zudem der Vorsitzende der Kreisjägerschaft. Regelrechte Paradiese für die Überträger einer Vielzahl von Infektionskrankheiten. Besonders gefährlich sind Viren, die die Frühsommermeningoencephalitis (FSME) auslösen sowie Bakterien, die Borreliose verursachen. Diese schweren Erkrankungen kämen auch im Kreis Gütersloh vor, heißt es auf der Homepage der Kreisverwaltung. Die Kreisregion gehöre aber nicht zu den Risikogebieten, die sich in den vergangenen Jahren zunehmend in Deutschland und Europa ausgebreitet haben. Erst 2019 ist das niedersächsische Emsland als nördlichstes hinzugekommen. Ebenso sind hierzulande die FSME-Fallzahlen stetig gestiegen. Nicht so jedoch im Kreis Gütersloh, hier gab es laut Robert-Koch-Institut 2018 den letzten gemeldeten FSME-Fall, davor gab es jeweils einen 2014, 2012 und 2002. Borreliose-Fälle gab es demnach im Kreis Gütersloh in den vergangenen Jahren keine. Ärztin: Impfung im Kreisgebiet nicht nötig Eine Borreliose könne nur im Nachhinein mit Antibotika behandelt werden, erläutert die Bielefelder Infektologin Dr. Luise Prüfer-Krämer. Wer einen Zeckenstich hat, der sollte diesen gut beobachten, bilde sich einer sogenannte Wanderröte, ein sich verändernder roter Kringel um die Stichstelle, sollte der Betroffene schnellstmöglich zum Arzt. Eine Impfung gegen FSME brauche es im Kreis Gütersloh nicht, sondern nur bei Reisen in Risikogebiete. Förster Wortmeier aus Rheda-Wiedenbrück rät Naturliebhabern zu Selbstschutz, auf den Wegen zu bleiben, lange helle Kleidung zu tragen und vielleicht ein Zeckenmittel zu verwenden. Nach jedem Spaziergang sollte man sich nach den Winzlingen absuchen und diese schnellmöglich entfernen. Denn je länger sie Blut saugen, desto mehr können sie Bakterien und Viren abgeben. Zecken sollten mit einer Zange, Pinzette oder Fingernägeln gerade herausgezogen werden. Keinesfalls sollte Öl, Klebstoff oder ähnliches genutzt werden, so der Expertenrat. Naturmittel oder Wirkstoff für das Haustier? Die Parasiten übertragen nicht nur Krankheiten auf Menschen, sondern auch Haustiere sind gefährdet, weiß die Gütersloher Tierärztin Stefanie Kruppke. &bdquo;Seit drei, vier Wochen kommen viele Tierhalter zu mir deswegen in die Praxis, so Kruppke. Vor allem, um den passenden Zeckenschutz zu erhalten, aber auch weil sie Hilfe bräuchten bei der Entfernung. Eine Beratung hält sie für dringend notwendig, denn nicht jedes Tier verträgt jedes Mittel gleichermaßen. Habe ein Hund Probleme mit der Darmflora, sei von einer Tablette abzuraten. Bei einem Halsband oder Tropfen müsse darauf geachtet werden, dass sich der Wirkstoff nicht auf den Menschen überträgt. Auch können Halter, wenn ihr Hund oder die Katze wenig Befall hat, auf ein Naturmittel wie Kokosöl zurückgreifen. Bei Schwarzkümmelöl gelte zu wissen, dass dies auf die Leber des Tieres schlagen kann. Bei den Haustieren breite sich die Zeckenproblematik ebenfalls immer weiter aus. 2016 wurden erstmals in kurzer Zeit zwei FSME-Fälle bei Hunden im Raum Hannover diagnostiziert, weiß Kruppke aus der Tiermedizin zu berichten. FSME kann nicht nur beim Mensch, sondern auch bei Tieren zu einer Gehirnentzündung führen.

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