Dürfen Restaurants im Kreis Gütersloh endlich wieder öffnen?

Kreis Gütersloh. Die Gastronomie leidet weiter. Seit Wochen sind Restaurants, Cafés und Bars geschlossen. Lediglich der Außer-Haus-Verkauf ist gestattet. Während für Geschäfte, einige Dienstleister wie Friseure und mittlerweile auch für Zoos und Museen die strikten Corona-Regeln bereits gelockert wurden, wartet die Gastro-Szene weiter. Bei den vergangenen Gesprächen der Ministerpräsidenten der Länder und Bundeskanzlerin Angela Merkel wurden sie gänzlich ignoriert. Die Hoffnung, dass sich das am Mittwoch ändert und Gastronomen endlich die lang ersehnten Antworten und Aussichten bekommen, ist groß. Erneut wird auf politischer Ebene dann über nächste Lockerungen gesprochen. Bei den Nachbarn geht's schon nächste Woche los Es wird unter anderem um die weitere schrittweise Öffnung von Schulen und Kitas, eine mögliche Wiederaufnahme der Fußball-Bundesliga und offenbar endlich auch um die Gastronomie gehen. Bereits im Vorfeld heißt es, dass zumindest Perspektiven möglicher Öffnungsszenarien besprochen werden. Niedersachsen ist schon vor der Konferenz vorgeprescht und hat angekündigt: Ab Montag, 11. Mai, sollen Gastronomien im dort wieder öffnen dürfen - allerdings unter strengen Hygiene-Auflagen und nur mit einer Auslastung von 50 Prozent der Kapazitäten. So soll garantiert werden, dass das Abstandsgebot eingehalten werden kann. Bayern will eine Woche später nachziehen. Der Tourismus soll bei den niedersächsischen Nachbarn ebenfalls wieder starten: erst dürfen Ferienhäuser öffnen, dann folgen Hotels, Jugendherbergen und Pensionen. NRW hingegen ist aktuell noch zögerlicher. So hieß es von Ministerpräsident Armin Laschet kürzlich: "Dort, wo Alkohol ausgeschenkt wird, ist das Abstandsgebot schnell vergessen." "Es ist fatal, eine Branche abzuwerten" Dass Friseure, die erst nach den Gastronomien schließen mussten, jetzt vor Restaurants und Cafés wieder öffnen dürfen kann Christopher Schemmink, Geschäftsführender Direktor der Hotels-Residence Klosterpforte in Marienfeld, nicht verstehen. "Nachvollziehbar ist das nicht. Den Unterschied in der Notwendigkeit einer Branche zu machen, ist aus meiner Sicht die falsche Herangehensweise. Es ist fatal, eine Branche abzuwerten." Es müsse daran unterschieden werden, ob ein Betrieb die Hygienestandards umsetzen kann oder nicht. Und das könne die Hotellerie und Gastronomie genauso wie ein Supermarkt, Frisör und andere Dienstleister, sagt Schemmink. Das Team der Klosterpforte stecke bereits mitten in der Ausarbeitung eines ganzheitlichen Hygienekonzepts - man orientiere sich dabei an andere Branchen. Aufgrund der ohnehin hohen Hygieneauflagen in der Gastronomie und Hotellerie seien allerdings weniger Anpassungen nötig. "Trotzdem werden auch unsere Mitarbeiter mit Mundschutz und Handschuhen arbeiten, es werden Desinfektionsspender in den öffentliche Bereichen stehen und wir werden zum Beispiel Plexiglasscheiben an der Rezeption haben." Tisch nur nach vorheriger Reservierung? Andreas Kerkhoff, Vorstandsvorsitzender des heimischen Dehoga-Kreisverbands und Inhaber des Gütersloher Hotel Appelbaums, geht wie in Niedersachsen davon aus, dass nur eine bestimmte Zahl der Tische besetzt werden darf: "Ich denke, dass wir unsere Kapazitäten reduzieren müssen, damit die Abstände eingehalten werden können. Mitarbeiter tragen Mundschutz. Es gibt Handdesinfektion für die Gäste und klare Regeln für den Ein- und Ausgang. Die Vergabe der Tische wird eventuell nur unter vorheriger Reservierung möglich sein." So habe man schon die Kontaktdaten und könne vermeiden, am Abend unverhofft viele Gäste auf einmal zu haben und sie gegebenenfalls Gäste abweisen zu müssen. Weniger Tische, weniger Umsatz. Ob ein Betrieb das finanziell durchhalten kann, hängt laut Kerkhoff vor allem von den gastronomischen Konzept und den Kostenstrukturen ab. Ist jemand Eigentümer oder Pächter? Hat er oder sie noch ein Darlehn bei der Bank? Wie viel Personal gibt es? Ist man eher getränkelastig oder setzt man auf Speisen? Bietet man Veranstaltungen an? "Das große Problem kommt erst noch" "Ich glaube, dass das große Problem erst noch kommt. Im Moment halten alle durch und hoffen, dass es diesen Monat, vielleicht ja schon nächste Woche, wieder los geht. Doch dann stellt sich die Frage, kann ich mit den dann erzielten Umsätzen meine Kosten noch decken? Mit nur der Hälfte der Tische und vielleicht auch einem anderen Ausgehverhalten?" Kerkhoff geht davon aus, dass es viele Betriebe geben wird, die wieder an den Start gehen, aber erst viel später feststellen, dass sie dem Kostendruck nicht standhalten können. "Wir hoffen deshalb verbandsseitig, auf einen Rettungsschirm und Zuschüsse, die eben nicht zurück gezahlt werden müssen." Christopher Schemmink ist froh, dass die Anlage der Klosterpforte groß genug ist, um ausreichend Ausweichmöglichkeiten zu haben. "Natürlich ist jeder Sitzplatz wichtig", sagt er, "und wenn man 50 Prozent des Umsatzes streicht, muss ich niemanden erzählen, das dies zu wenig ist. Gleichwohl das Restaurant einen kleinen Teil unseres Umsatzes ausmacht und für uns viel wichtiger ist, dass die Veranstaltungen wieder stattfinden dürfen." Man brauche dringend einen Fahrplan, wann Hochzeiten, Tagungen, Geburtstages und Co. wieder stattfinden dürfen, so der Geschäftsführer. "Es geht ein Stück Kultur verloren" Dass die Corona-Krise die Gastronomie- und Hotellerie im Kreis Gütersloh nachhaltig verändert, scheint sich schon jetzt abzuzeichnen. Andreas Kerkhoff hofft aber, dass die Gütersloher ihre Lieblingsrestaurants weiterhin unterstützen - egal, wie und wann es weiter geht. "Der Gütersloher ein sehr treuer Gast. Wenn die Gastronomien wieder aufmachen, werden die Gütersloher auch wieder in Ihre Kneipe oder Ihr Restaurant gehen. Nur halt nicht alle zusammen und auch nicht so oft, weil es die Plätze einfach nicht hergeben. Hier geht ein Stück Kultur verloren. Das Miteinander plaudern, die Geselligkeit, das Feiern - das, was uns Menschen ausmacht. Es wird Zeit brauchen, aber es wird wieder kommen, da bin ich mir sicher!"

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