Neuer Standorttarifvertrag bei Miele soll Zukunft des Gütersloher Gerätewerks sichern

Gütersloh. Die Firmenleitung von Miele und die Gewerkschaft haben sich für den Stammsitz Gütersloh nach langen Verhandlungen auf einen Standorttarifvertrag verständigt. Der Vertrag dient nach Angaben einer Miele-Sprecherin der Zukunftssicherung des Werkes. Da die Pläne noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung verschiedener Gremien stünden, wolle man keine Details nennen. Klar scheint indes, dass der Vertrag betriebsbedingte Kündigungen ausschließt, im Gegenzug machen die Mitarbeiter Zugeständnisse. Der Vertrag trifft Regelungen für das Gütersloher Gerätewerk, kurz GTG, und damit für mehr als tausend Beschäftigte. Er soll eine Laufzeit bis Ende 2022 haben, plus Verlängerungsoption um weitere zwei Jahre. Damit er zum Tragen kommt, müssen die Beschäftigten zustimmen. Diese Abstimmung erfolgt per Briefwahl – die IG Metall hat schon vor einigen Tagen begonnen, die dafür erforderlichen Unterlagen zu ihren Mitgliedern zu schicken. Die Auszählung ist für kommenden Montag vorgesehen. Gewerkschaft und Betriebsräte hatten auf den Standorttarifvertrag gedrängt, weil sie sich im Zuge der Verlagerung von Teilen der Waschmaschinenproduktion nach Polen Sorgen machen. Wie berichtet, ist die Produktion in dem neuen Werk in Ksawerow inzwischen angelaufen; aktuell beträgt die Mitarbeiterzahl dort 140 Beschäftigte, zusammen mit den Produktionsmengen dürfte diese Zahl jedoch nach und nach steigen. Damit verbunden ist ein Abbau von Arbeitsplätzen in Gütersloh. "Das ist ein Verhandlungsergebnis, mit dem wir sehr zufrieden sein können" Der Standorttarifvertrag soll nun helfen, die Folgen dieser Verlagerung abzupuffern. Miele-Sprecherin Reinhild Portmann teilte gestern mit, es seien &bdquo;Vereinbarungen besprochen, die dem gemeinsamen Ziel von Unternehmen und Belegschaft, die Wettbewerbsfähigkeit der Wäschepflege bei Miele und des Werkes Gütersloh nachhaltig zu sichern, einen bedeutenden Schritt nähergekommen." Sobald alle Seiten den Vereinbarungen zugestimmt hätten, &bdquo;was aber nicht vor Anfang April der Fall sein wird", werde Miele über die Einzelheiten informieren. Der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Gütersloh-Oelde, Thomas Wamsler, wirbt bei den Beschäftigten derweil um Zustimmung. &bdquo;Das ist ein Verhandlungsergebnis, mit dem wir sehr zufrieden sein können", sagte Wamsler. Zwar müsse die Arbeitnehmerseite Zugeständnisse machen, insgesamt aber halte sich der Beitrag der Belegschaft im Rahmen. &bdquo;Wir können gut damit leben", sagt Wamsler. &bdquo;Entscheidend ist, dass wir mit dieser Einigung betriebsbedingte Kündigungen ausschließen." Dafür seien eine Reihe tariflicher Instrumente eingeflossen. Er gehe daher davon aus, dass weit mehr als die erforderlichen 50 Prozent der Beschäftigten dem Vertragswerk zustimmten. Bereits Anfang des Monats, noch vor Corona, hatten sich die beiden Tarifparteien – auf der einen Seite die Verhandlungskommission der Gewerkschaft samt Betriebsräten und Vertrauenskörperleitung, auf der anderen die Leitung des Gütersloher Gerätewerkes (GTG) – geeinigt. Die Verhandlungen hatten mehr als ein halbes Jahr gedauert. Im Sommer hatte Miele formell über seinen Arbeitgeberverband bekundet, in die Gespräche eintreten zu wollen. Die IG Metall hatte schon lange, nach Bekanntwerden des Personalabbaus 2018, auf eine solche Standortsicherung gedrängt. Als Themenfelder für den Vertrag hatte sie neben der Beschäftigungsgarantie unter anderem den Abbau von Leiharbeit und Werkverträgen, den Erhalt von Fertigungstiefe und Investitionszusagen ausgemacht. Zugleich hatte sie gehofft, dass ein solcher Vertrag für das Hauptwerk zugleich eine Blaupause für andere Standorte sein könnte – ob diese Sichtweise auch von den Konzernverantwortlichen geteilt wird, blieb am Donnerstag offen. Weiterhin sollen 770 der 2.200 Stellen in Gütersloh wegfallen Bei der Aufteilung der Geräteproduktion zwischen Ksawerow und Gütersloh liege man im Plan, sagte Firmensprecherin Portmann. Das gelte auch für den geplanten Personalabbau in Gütersloh – an den dafür genannten Zahlen habe sich nichts geändert. Demnach fallen im GTG bis zum Jahr 2025 rund 770 der ehemals 2.200 Stellen weg; einen erklecklichen Teil davon hat Miele bereits über die Altersstruktur, sprich vorzeitige Renteneintritte abgebaut. Schon damals galten die Zusagen von Markus Miele und Vorstand Olaf Bartsch, den Abbau ohne betriebsbedingte Kündigungen zu bewältigen. Arbeitsplätze fallen aber auch in der Hauptverwaltung und im Vertrieb weg.

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