Geschlechtertrennung im Unterricht? Was Gütersloher Schulleiter davon halten

Gütersloh. Dem Vorschlag, Schülerinnen und Schüler phasenweise getrennt zu unterrichten, können Gütersloher Schulleiter wenig abgewinnen. Stefanie Hubig, Präsidentin der Kultusministerkonferenz, hatte eine Trennung für naturwissenschaftliche Fächer wie Mathe und Physik ins Spiel gebracht. &bdquo;In Klassen ohne Jungen lassen sich Mädchen häufig leichter für Physik begeistern", sagt die 51-Jährige. In gemeinsamen Klassen dagegen seien Mädchen oft zurückhaltender. Bildungsforscher haben Hubigs Idee als unbegründet und rückschrittlich zurückgewiesen. Auch Schulleiter aus Gütersloh sehen ihren Vorschlag kritisch. Dass das Geschlecht ein statistisches Merkmal ist, wenn es um den Vergleich von Noten geht, daraus macht Jan Rüter keinen Hehl. Um dieses Problem zu lösen, hält der Schulleiter der Anne-Frank-Schule eine Geschlechtertrennung jedoch für ungeeignet. Er sagt: &bdquo;Schule ist miteinander lernen". Eine Trennung würde nur die Unterschiede der Geschlechter hervorheben. Rüter ist bewusst, dass naturwissenschaftliche Fächer tendenziell eher mit einer männlichen Geschlechterrolle in Verbindung gebracht werden. &bdquo;Unser Ziel ist es, diese tradierten Rollen aufzulösen", sagt Rüter. Den Unterricht müsse man so gestalten, dass Mädchen und Jungen zu gleich guten Leistungen im selben Kurs in der Lage sind. In Biologie sind die Mädchen bereits stärker Wie Axel Rotthaus, Leiter des Städtischen Gymnasiums, berichtet, ist an der Schulstraße im siebten und achten Jahrgang zeitweise mit einer Geschlechtertrennung im Sportunterricht experimentiert worden. &bdquo;Das klingt organisatorisch erstmal stressfrei, tatsächlich hat man aber festgestellt, dass ein gemischtgeschlechtlicher Unterricht genauso gut läuft", berichtet Rotthaus. Laut Schulleiter seien Jungen in der Oberstufe etwa in Physik-Leistungskursen zwar noch in der Mehrzahl, während sich das Bild in Mathematik, früher noch einem klassischen Fach der Jungen, unlängst gewandelt habe. In Biologie seien die Mädchen inzwischen stärker, erklärt Rotthaus. Der Pädagoge findet daher: &bdquo;Wir müssen stärker auf die Jungen schauen" – und verweist etwa darauf, dass Schulabbrecher oftmals männlich seien. Da Frauen und Männer später in der Arbeitswelt ohnehin gleichberechtigt sind, gebe es keinen besseren Ort, um das zu lernen, als in der Schule. Eine künstliche Trennung würde sowieso nur Irritationen schaffen. &bdquo;Mädchen und Jungen sollen zusammenarbeiten und zu guten Ergebnissen kommen", sagt der Schulleiter des Städtischen Gymnasiums. Den gemeinsamen Sportunterricht findet eine Schulleiterin äußerst förderlich Für Christiane Piepenbrock, Schulleiterin der Geschwister-Scholl-Schule, ist die Debatte über eine mögliche Trennung von Mädchen und Jungen ein alter Hut. &bdquo;Die Diskussion, ob Mädchen oder Jungen besser lernen, wenn sie getrennt unterrichtet werden, hat es schon gegeben, als ich studiert habe", sagt Piepenbrock, die Chemikerin und Biologin ist. Es habe dazu zwar viele Untersuchungen gegeben, aber keine, die das nachgewiesen habe. In naturwissenschaftlichen Fächern hätten Mädchen und Jungen zwar durchaus verschiedene Vorgehensweisen, sagt Piepenbrock. &bdquo;Aber ich finde es förderlich, sie bei ihren unterschiedlichen Zugangswegen zu unterstützen." Während der gemeinsame Sportunterricht &bdquo;ausgesprochen förderlich" sei, biete sich im Sexualkunde-Unterricht wiederum in Unterrichtssequenzen eine Geschlechtertrennung an. &bdquo;Etwa wenn Mädchen oder Jungen einzelne Fragen mit der Lehrerin oder dem Lehrer besprechen möchten." Generell sei es aus ihrer Sicht großes Glück, in einer Gesellschaft zu leben, in der Frauen und Männer im selben Raum sitzen und sich unterhalten können.

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