In der Kinder-Uni von Hagedorn machen Studierende ihr Baggerdiplom

Gütersloh. Nun ist es ja kein Geheimnis, dass in Zeiten des Abiturs nach acht Jahren die Studierenden immer jünger werden. Aber diejenigen, die am späten Donnerstagnachmittag mit dem Elterntaxi zur Vorlesung in die Werner-von-Siemens-Straße gefahren werden, haben das Reifezeugnis sicher noch nicht in der Tasche. Die 33 Jungen und Mädchen sind zwischen 8 und 12 Jahren alt und sie alle wollen zur Hagedorn-Kinder-Uni. In fünf Semestern, also an fünf aufeinanderfolgenden Donnerstagen, werden sie hier zum Diplom geführt. Zum Baggerdiplom, das sie dann als Experten ins Sachen Hagedorn ausweist. Die Intention ist klar: In Zeiten von Fachkräftemangel möchte Hagedorn im Rennen um die besten Köpfe möglichst früh auf sich aufmerksam machen. &bdquo;Wir möchten Euch zeigen, was wir hier alles machen“, sagt Barbara Hagedorn, die persönlich die kleinen Studentinnen und Studenten in der Hagedorn-Akadedmie begrüßt. &bdquo;Und vielleicht sehen wir uns ja schon bald bei einer Berufsfelderkundung oder einem Praktikum wieder.“ "Mich interessiert vor allem das Sprengen" Ihre berufliche Zukunft haben die Wenigsten hier heute im Sinn, auch wenn der ein oder andere immer noch &bdquo;Baggerfahrer“ als Berufswunsch in Freundebücher schreibt. &bdquo;Mich interessiert vor allem das Sprengen“, meint der zehnjährige Jaron. Und die elfjährige Greta – nomen est omen – begeistert sich besonders für das Thema Recycling, &bdquo;denn das ist wichtig für die Umwelt“. &bdquo;Ich finde es einfach spannend, mit zwölf schon zur Uni zu gehen“, meint Dominik. Auch die Eltern freuen sich über das Angebot. &bdquo;Paul liebt alles, was mit Abbrucharbeitern zu tun hat“, sagt Jutta Pflug, die ihren Elfjährigen am Seminarraum abliefert, wo er gleich ein Namensschild, eine Mappe und seinen Studentenausweis mit Foto bekommt. &bdquo;Er hat so ein großes handwerkliches Interesse, das können wir ihm nicht bieten“, meint die Mutter. Reinhold Grell aus Spexard hört fasziniert beim Beginn der ersten Vorlesung seines Sohnes Leon zu – &bdquo;der findet alles klasse, was mit Baustellen zu tun hat“. Und Schalker sei der Josefschüler außerdem, ebenso wie Firmenchef Thomas Hagedorn. "Keyfacts" für die jungen Studenten &bdquo;Bald seid ihr Experten für die einzigartige Hagedorn-Prozesskette“, verspricht Axel Köster, Prokurist der Hagedorn Revital GmbH. Eine Kurzinformation über das Unternehmen – überschrieben mit &bdquo;Keyfacts“ schließlich sind wir an der Uni und nicht in der Grundschule – stellt kurz Deutschlands größtes Abbruchunternehmen mit 550 Mitarbeitern und 95 zeitgleichen Baustellen vor. Rote Punkte mit einem H zeigen den Kindern auf der Power-Point-Präsentation, wo sich derzeit überall Projekte befinden. &bdquo;In Bayern ist aber nicht so viel rot“, stellt ein Blondschopf sofort fest. &bdquo;Daran arbeiten wir bereits“, verspricht Köster schmunzelnd, dem das kritische Nachfragen der Kinder sichtlich Spaß macht. Und sei es nur, dass einer der jungen Studenten wissen will, warum man eigentlich fast immer die Abrissbirne benutze und nicht viel öfter sprenge. Abriss, gutes Stichwort – das steht immer am Beginn der Arbeit des Unternehmens Hagedorn, die Köster den Kindern vorstellt: vom Abbruch und Altlastensanierung über Entsorgung, hin zum Tiefbau bis zur Revitalisierung. &bdquo;Was heißt denn Revitali was?“, fragt Jaron sofort. Und wieder wird es englisch, als der Prokurist den Begriff Brownfield erklärt – &bdquo;direkt übersetzt braunes Feld, gemeint ist ein altes gebrauchtes Grundstück mit baufälligen Gebäuden und verschmutzten Böden.“ Köster zeigt den Kindern, wie bei Hagedorn aus einem Brownfield ein Greenfield werden kann – anhand des Abbruchs des Kraftwerks Knepper in Castrop-Rauxel. Hier im Film wird auch endlich gesprengt – der Kühlturm nämlich. &bdquo;Und die Nachbarn?“ fragen die Kinder. &bdquo;Die haben einen Ehrenplatz auf der Tribüne erhalten, von wo aus sie das sehen konnten“, erzählt Köster. Nächstes Mal wird der Baggersimulator ausprobiert Nach der gut einstündigen Theorie folgt für die Erstsemester die Praxis. Auf großen Plänen, die ein Grundstück in Bielefeld Hillegossen zeigen, das von Hagedorn gerade revitalisiert wird, sollen die Kinder eigene Vorstellungen verwirklichen. &bdquo;Ich habe das schon an einer Siebenjährigen erprobt“, sagt Köster und zeigt den Plan, wo seine Tochter bereits ihre Ideen für die gut 50.0000 Quadratmeter große Fläche an der Gustav-Winkler-Straße eingezeichnet hat. Die Junior-Revitalisiererin hat neben vielen Bäumen auch noch H&M, Burger King und McDonalds eingeplant. Keine schlechte Vorlage für die Kinder-Uni-Besucher, die in Arbeitsgruppen zu diskutieren beginnen. Sie alle können sich übrigens schon auf die Vorlesung nächste Woche freuen, wie Barbara Hagedorn verriet. Dann dürfen sie den Baggersimulator ausprobieren.

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