
Gütersloh. Die Gütersloher Bürger sind offenbar bei weitem nicht so erpicht auf Glasfaser wie erhofft. In den beiden Pioniergebieten Avenwedde-Bahnhof und Kattenstroth-"Mitte" haben sich lediglich 28 beziehungsweise 24 Prozent der Haushalte bereiterklärt, ans Breitbandnetz anschließen zu lassen. Die Stadtwerke und ihre Telekommunikationstochter Bitel haben ihre angestrebte Abschlussquote von 35 Prozent trotz einer verlängerten Frist damit deutlich verfehlt.
"Das ist sehr bedauerlich", sagt SWG-Geschäftsführer Ralf Libuda. Die Voraussetzungen für einen vollständigen Ausbau in den beiden Gebieten seien damit nicht gegeben. Was dieses Scheitern für das übrige Stadtgebiet bedeutet, ist offen. Libuda: "Für solche Aussagen ist es zu früh. Wir müssen erst mal analysieren, woran es bei den beiden Startgebieten gelegen hat und was man verändern kann." Das Verlegen der Glasfaser in Avenwedde-Bahnhof und Kattenstroth-"Mitte" sollte den Beginn einer Breitbandära markieren, mit dem Anschluss von letztlich 48.000 Haushalten und einer Investition von rund 90 Millionen Euro. Genau das steht nun in Frage.
"Da ist nicht mehr viel zu holen"
Für die beiden genannten Ortsteile hatten sich Bitel und Stadtwerke entschieden, weil sie dort die besten Vermarktungschancen sahen. Dass diese Wahl richtig war, davon sei man nach wie vor überzeugt. Allerdings gelang es auch in der Verlängerungsfrist von zusätzlichen fünf Wochen nicht, die Anschlussquote wesentlich zu erhöhen: In Avenwedde-Bahnhof konnten sie die Bereitschaft lediglich um drei auf 28 Prozent steigern, in Kattenstroth-Mitte lediglich um zwei auf 24 Prozent. "Unsere zusätzlichen Anstrengungen haben kaum gefruchtet", räumt Libuda ein. Stadtwerke und Bitel hatten noch mal Klinken geputzt, hatten für die vergünstigten Starterpakete Werbung gemacht - mit mäßigem Erfolg. Die Anschlussfrist ein zweites Mal zu verlängern, sei daher keine Option, so Libuda: "Wir registrieren, da ist nicht mehr viel zu holen."
Die Stadtwerke kündigen nun "tiefergehende Analysen" an. "Wir prüfen, was technisch möglich und zugleich wirtschaftlich ist", so Libuda. Eine Entscheidung über die künftige Ausbaustrategie werde Anfang März im Aufsichtsrat der Stadtwerke fallen. Darin dürfte es auch um die Frage gehen, ob Stadtwerke und Bitel von ihrem 35-Prozent-Ziel abrücken - eine Quote, die sie stets als Voraussetzung ausgerufen hatten, um den Ausbau zu refinanzieren. Aktuell, so Libuda, stehe diese Zahl nicht zur Debatte. "Wir haben den Auftrag, den Ausbau wirtschaftlich zu betreiben. Ich habe bislang keine anderen Signale aus dem Aufsichtsrat vernommen."
Allenfalls einzelne Siedlungen dürfen hoffen
Für die grundlegende Ausbaustrategie hatte der heimische Versorger im Vorfeld eine "Masterplanung" erstellt. Sie beinhaltete nicht nur Faktoren wie die Alters- und Gebäudestruktur, sondern auch die Versorgungslage und die Eigentümerverhältnisse. In Avenwedde-Bahnhof und in Kattenstroth sehen Libuda und Bitel-Geschäftsführer Thomas Primon trotz des Flops noch Vermarktungschancen: Immerhin hätten sich rund 1.400 Haushalte (von 5.634) für Glasfaser entschieden. "Es ist durchaus vorstellbar, bestimmte Teilgebiete dort auszubauen", so Libuda. Denn: Während sich in manchen Straßenzügen weniger als zehn Prozent für einen Anschluss entschieden, gab es andere mit einer Quote von mehr als 60 Prozent. Woran das liegt? "Das ist abhängig von der Siedlungsstruktur, und oft spielt auch die Gruppendynamik eine Rolle. Wenn die Nachbarn schon Ja gesagt haben, ist man selber auch eher überzeugt." Über das Ausrichten von Siedlungsfesten und über Info-Stände mit Gratis-Würstchen hatte die Bitel durchaus auf diesen Effekt gesetzt. Außerdem hatte sie Lockangebote gemacht: Wer in der Startphase dabei ist, zahlt für das Verlegen des Hausanschlusses nur 100 statt 1.574 Euro.