Wenn das Geld nicht reicht - letzter Ausweg Gütersloher Pfandleihhaus

Gütersloh. Matheus (Name von der Redaktion geändert) hat ein Problem. Ein Geldproblem. Im Januar muss er sowohl seine Autoversicherung bedienen als auch seine Nebenkostennachzahlung tätigen. Von seinem Gehalt ist bereits eine Woche vor Monatsende nicht mehr viel übrig. "Es wird finanziell eng für mich", gibt er zu, das Lenkrad seines Fahrrads mit beiden Händen fest umklammert. Er möchte es zum Gütersloher Pfandleihhaus bringen, hofft auf eine stattliche Auszahlung, um mit dieser seine laufenden Rechnungen begleichen zu können. "Nächste Woche hole ich es mir dann wieder", sagt Matheus voller Zuversicht. Schließlich bekomme er Anfang Februar wieder sein Gehalt ausgezahlt. Finanzielles Problem und einen Pfand im Gepäck So wie Matheus geht es vielen Güterslohern, weiß Alexis Lepouras, Geschäftsführer des Gütersloher Pfandleihhauses an der Carl-Miele-Straße. "Gerade im Januar haben wir gesteigerten Zulauf", sagt er und ergänzt: "Wir haben 15 bis 20 Prozent mehr Kunden als sonst." Pro Tag kämen zwischen 20 bis 30 Personen ins Pfandleihhaus - jede habe in der Regel ein finanzielles Problem sowie einen Pfand im Gepäck. Das können Uhren, Musikinstrumente oder andere Gegenstände aus dem Haushalt sein, "oftmals ist es Technik. Vor allem Handys werden gerne bei uns abgegeben", verrät Lepouras. Der skurrilste, im Gütersloher Pfandhaus abgegebene, Gegenstand sei bislang ein Propeller eines Kampffliegers aus dem ersten Weltkrieg gewesen. Je höher der Pfandbetrag, desto geringer die Zinsen Im Pfandleihhaus gibt es das Geld dann bar auf die Hand. Innerhalb von drei Monaten, zuzüglich einem Karenzmonat, kann jeder Kunde seinen Pfand wieder auslösen. Dazu zahlt er das vom Pfandleihhaus ausgezahlte Geld inklusive Zinsen zurück - wer beispielsweise ein Darlehen von 100 Euro bekommt, muss 3,50 Euro an Zinsen zahlen. "Das ist eine Gebührenstaffelung vom Gesetzgeber", erklärt Lepouras. Der Kaufmann im Pfandkreditgewerbe fügt hinzu: "Je höher der Pfandbetrag ist, desto geringer werden die Zinsen." Löst der Kunde seine Wertgegenstände nach spätestens vier Monaten nicht aus, darf der Pfandleiher die Sachen versteigern. Kurz vor Ablauf dieser Frist schreibe das Gütersloher Pfandleihhaus seine Kunden an. "Auch daher liegt die Abholquote bei uns bei weit über 80 Prozent", erzählt Lepouras stolz. Werden die verpfändeten Gegenstände nicht abgeholt, werden sie von einem externen gesetzlichen Auktionator versteigert - es kommt zur sogenannten Verpfändungsversteigerung. Ein Pfandleihhaus mit Tradition Das Gütersloher Pfandleihhaus wurde vor 16 Jahren von Alexis Lepouras gegründet. "Bis heute sind wir das einzige Pfandleihhaus im Kreis Gütersloh", sagt der 45-Jährige. In der Tat befinden sich die nächsten Pfandleihhäuser erst in Bielefeld, Detmold und Hamm. Mit seiner Geschäftsgründung habe Lepouras sein Hobby zum Beruf gemacht. "Ich habe mich schon immer für Schmuck, Uhren und Technik interessiert. Das fing schon im Kindesalter an. Beim Einkaufen haben mich meine Eltern nicht im Spieleparadies sondern in der Uhrenabteilung abgegeben", sagt der Geschäftsführer mit einem Lächeln im Gesicht, "ich mag das einfach." Tragische Einzelschicksale und billige Fälschungen Dass in seinem Pfandleihhaus oftmals Menschen mit tragischen Einzelschicksalen auftauchen, sei Lepouras bewusst. "Meist sind es auch immer dieselben Personen die kommen. Am Anfang des Monats lösen sie ihren Pfand aus, am Ende des Monats geben sie ihn wieder ab." Fast jede zweite Person, die in sein Geschäft kommt, sei Stammkunde. "Ich möchte aber festhalten, dass es in unserem Interesse liegt, allen ihre Sachen zurückzugeben." Bei den Dingen, die ihm und seinem Mitarbeiter vorgelegt werden, schaue er mittlerweile genau hin. Nicht selten würden Fälschungen vorgelegt. "Gerade bei Uhren kommt das häufig vor. Das erkennt man dann am unsauber gedruckten Ziffernblatt oder an zu kurzen Zeigern." Auch gefälschte Handys oder Goldfälschungen kämen nicht selten vor. So nimmt Lepouras das Fahrrad von Matheus nur nach Vorzeigen eines Kaufbelegs an. "Schließlich muss ich ausschließen können, dass es geklaut ist", sagt der Geschäftsführer. Ist es nicht, Matheus kann alle Belege vorlegen und erhält 300 Euro ausgezahlt. "Ich bin nicht traurig darüber, dass mein Fahrrad weg ist. Wie beim letzten Mal hole ich es mir wieder."

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