NRW-Schulministerin Gebauer besucht Evangelisch Stiftisches Gymnasium

Gütersloh. &bdquo;Nur zwei Minuten? Da muss ich mich aber kurz fassen“, dass sie das als Politikerin nur bedingt gut kann, war ihr durchaus bewusst. Aber NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer hielt sich an die ihr diktierten Regeln zur Podiumsdiskussion im Evangelisch Stiftischen Gymnasium. Schließlich war nach ihrem Rundgang durchs Gebäude nur eine Schulstunde Zeit und alle anderen sollten und wollten mal zu Wort kommen. Greta Giesen und Moritz Kube vom Debattier-Club des ESG nutzten die Zeit, um ihre Fragen zum Thema &bdquo;Digitalisierung in Schulen“ von den anwesenden Profis beantworten zu lassen und duldeten dabei keine Ausschweifungen. Lernen ohne Laptop? Das kann ich mir nicht vorstellen. &bdquo;Lernen ohne Laptop? Das kann ich mir gar nicht mehr vorstellen“, sagte Schülervertreterin Laura Contu. Für sie ist das Thema Digitalisierung kein bisschen abstrakt. Alles eine Frage des Alters. Hendrik Haverkamp, Koordinator für digital gestütztes Lernen am ESG, hat da eine andere Sicht auf die Dinge: &bdquo;Ich war ein analoger Lehrer. Es hat wohl gut und gerne zehn Jahre gedauert, um zu erkennen, dass man nicht digital unterwegs ist, nur weil man ein digitales Gerät in den Händen hält.“ Schulministerin Gebauer sieht das ähnlich. &bdquo;Es geht jetzt nicht darum, die Schulbücher eins zu eins zu digitalisieren.“ Vielmehr müsse man Schule im Ganzen digital denken. Dazu zähle auch, das breite Feld der Künstlichen Intelligenz (KI) voranzubringen &bdquo;Also etwa demnächst auf die Schulsekretärin verzichten?“ lautete die Frage von Moderator Moritz Kube. &bdquo;Das wiederum kann ich mir überhaupt nicht vorstellen“, entgegnete Laura. Christian Ebel, Geschäftsführer vom ZfB des Kreises Gütersloh machte es anschaulicher: &bdquo;Als ich ein Referendar war, hätte ich mir eine Korrekturmaschine gewünscht für den Berg an Arbeiten auf meinem Schreibtisch. Heute sind wir auf dem Weg dahin“, er selbst habe keine Angst vor Künstlicher Intelligenz und freue sich eher auf die vielen Errungenschaften, die zu erwarten seien. &bdquo;Ja, Deutschlehrer ist der schönste Beruf der Welt. Wenn nur die Korrekturen nicht wären“, meinte auch Haverkamp. Eine Automatisierung durch Einsatz Künstlicher Intelligenz könne er sich hingegen nur begrenzt vorstellen. Weniger euphorisch gab sich auch die Schulministerin selbst. &bdquo;Es gibt kein Zurück aus der Digitalisierung – ob wir das nun alle gut finden oder nicht. Die daraus resultierenden Fragen auch ethischer Art zur KI muss meine Generation wohl weniger lösen. Das wird Ihre Aufgabe sein“, und sprach die in der Aula anwesenden Schüler damit gezielt an. Bildung muss mit dem Verstehen mithalten &bdquo;Wie soll man sich denn auf den Einsatz von KI für die Zukunft vorbereiten?“ wollte Moritz Kube aus dem elfer Jahrgang von den Podiumsteilnehmern wissen. &bdquo;Das ist ja gar kein Zukunftsthema“, rückte Ebel das Bild zurecht, &bdquo;wir sind doch mittendrin. Wir brauchen jetzt schon Antworten.“ Eine konkrete Vorstellung äußerte Kuratoriumsvorsitzender Fritz Husemann: &bdquo;Wir haben heute den Zustand, dass jemand einen digitalen Vorgang einleitet und am anderen Ende kommt bei jemand anderem etwas sehr Konkretes dabei heraus. Was aber dazwischen passiert, durchdringt und versteht niemand mehr.“ Bildung müsse es aus seiner Sicht nun schaffen, in dem Prozess des &bdquo;Verstehens“ mithalten zu können. Ginge es nach Elternvertreter Panagiotis Varlangas, würde der Einsatz digitaler Endgeräte noch viel früher beginnen, nicht erst in der weiterführenden Schule. Mehr noch: &bdquo;Die Zukunft basiert auf Cloud-Lösungen.“ Darauf müsse man sich vorbereiten. Tigges lotste Ministerin nach Gütersloh Landtagsabgeordneter Raphael Tigges (CDU) saß derweil unter den Zuhörern und lauschte. Nach eigenen Angaben war es seine Initiative, die Ministerin nach Gütersloh zu lotsen, damit sie sich die Besonderheiten des digitalen Lernens im ESG einmal genauer ansehe. Und um am Wegesrand wichtige Fragen anzusprechen: &bdquo;Wir brauchen Rechtssicherheit im Umgang mit Tablets und anderen Endgeräten. Wir brauchen auch Klarheit, ob Lehrer nun digitale Arbeitsgeräte erhalten“, erklärte Tigges. Fragen, die die Stadt Gütersloh plagen und auch ausbremsen. Solange die Landesregierung keine Antworten findet, steht die Stadt buchstäblich auf dem Datenschlauch. &bdquo;Wünschen Sie sich bei all diesen Themen ihre Schule von früher zurück?“ fragte Moritz Kube und Fritz Husemann antwortete: &bdquo;Mein Abi an dieser Schule ist 36 Jahre her. Den 3D-Drucker hätte ich mir damals gewünscht. Aber ich bin schon sehr froh, dass ich mich im Haifischbecken der heutigen sozialen Medien nicht mehr präsentieren muss.“ Und auf die abschließende Frage &bdquo;Was wünschen Sie sich für die nächsten zehn Jahre?“ hatte Ministerin Gebauer ebenfalls eine sehr analoge Antwort: &bdquo;Ich wäre schon zufrieden, wenn es gelingt, jede ausgeschriebene Lehrerstelle bis dahin zu besetzen.“

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