Darum läuft die Beseitigung von Funklöchern im Kreis Gütersloh schleppend

Gütersloh. Deutschland erweist sich als echtes Entwicklungsland, nicht nur bei öffentlichem WLAN, sondern auch, wenn es um den Mobilfunkempfang geht. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur hat deshalb dazu aufgerufen, per kostenloser App Funklöcher zu melden. Nun gibt es die erste Karte, veröffentlicht auf breitbandmessung.de, die die gemeldeten Daten zeigt. Dabei offenbaren sich auch im Kreis Gütersloh etliche Funklöcher. Die Karte zeigt in neun Zoomstufen in Form von Waben, wo es welche Empfangsqualität von welchem Mobilfunknetzbetreiber gibt - oder eben nicht. Zu beachten ist, dass die Karte natürlich nur gemeldete Daten präsentiert und deshalb nicht vollständig oder repräsentativ ist. Warum es wo hakt, gibt die Karte nicht an. Mehr als 1.200 Bauvorhaben in der Warteschleife Als Reaktion auf die Funkloch-Karte der Bundesnetzagentur hat der Digitalverband Bitkom deshalb "Problemstandorte" lokalisiert, denn mehr als 1.200 Bauvorhaben für Mobilfunkanlagen kämen kaum voran, weil Standortsuche und behördliche Verfahren die Pläne bremsen würden. Im Schnitt dauere die Suche zwei Jahre. In der Karte, die auf Angaben der Netzbetreiber Telekom, Vodafone und Telefónica Deutschland basiert, ist auch der Kreis Gütersloh vertreten. Mit der Angabe "Bethlehem" ist in Gütersloh ein Problemstandort gekennzeichnet, hier liegt die Verfahrensdauer bei acht Monaten und einer Woche. Warum der Standort diesen Namen trägt, kann Roman Bansen vom Verband Bitkom nicht erklären. Lediglich, dass dieser sich in Blankenhagen befinde. "Wir bei Bitkom betreiben die Karte auf Basis von Daten die uns von den Mobilfunkunternehmen zugeleitet werden. Auf den Inhalt der Daten oder die Benennung der Standorte haben wir keinen Einfluss", sagt er auf Anfrage von nw.de. Verwaltungen: fehlende Unterlagen hemmen Prozess Einen weiteren Problempunkt verortet die Karte am Standort Gütersloh-Süd A2. Ein "langer Abstimmungsprozess (Standortfestlegung und Planungsphase) vor Bauantragsstellung" wird hier beklagt. Verfahrensdauer: Ein Jahr und acht Monate dauere es bereits, wenn es um die Versorgung der Bundesautobahn geht. Die Gütersloher Stadtverwaltung verweist mit Blick auf die Dauer der Genehmigungsverfahren darauf, dass hierfür alle Unterlagen vorliegen müssen und das sei nicht immer der Fall. Ebenso müssten Stellungnahmen vieler Fachbehörden eingeholt werden. Seit 1997 habe die Stadt zwölf Maststandorte baurechtlich genehmigt. Sendeanlagen bis zu einer Eigenhöhe von zehn Metern seien baugenehmigungsfrei. Weitere Knackpunkte finden sich in Verl: In Österwiehe 1 verzögere demnach ein Baugenehmigungsverfahren den Mobilfunkausbau, hier gehe es um den Akquise-Nachweis der Ausgleichsflächen für Streuobstwiese, Hecken und Waldaufforstung. Verls Beigeordneter Thorsten Herbst sieht dabei die Telekom in der Pflicht. Denn das Unternehmen müsse als Antragsteller der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Gütersloh Ausgleichsflächen vorschlagen. Auch er unterstreicht: "Wir können immer erst eine Baugenehmigung erteilen, wenn auch wirklich alle Unterlagen vorliegen." Bitkom: keine Aufschlüsselung der Reaktionen nach Orten Bei dem anderen Fall im Industriegebiet 2 - hier läuft laut Karteneintrag das Baugenehmigungsverfahren seit acht Monaten und drei Wochen - handele es sich um ein Privatgrundstück. Daher könne die Stadtverwaltung nicht sagen, woran es liegt. Auf öffentlichem Grund seien jüngst für die Telekom-Aktion "Wir jagen Funklöcher!" problemlos und schnell passende Standorte gefunden worden. Grundsätzlich sei die Stadtverwaltung natürlich an einer schnellen Umsetzung interessiert. In der Ortschaft Greffen der Stadt Harsewinkel wird laut Karte ein Ersatzstandort gesucht, weil der Bestandsstandort gekündigt wurde. 1.008 Haushalte sind demnach betroffen. Die Verfahrensdauer liege bei zwei Jahren und zwei Monaten. Sehr viele Reaktionen gäbe es auf die Karte seit Veröffentlichung und auch Angebote für mögliche Alternativstandorte in den Problemfällen. Wo genau, kann Bansen aber nicht sagen. "Eine Aufschlüsselung nach einzelnen Gemeinden, Städten oder auch Bundesländern nehmen wir bislang nicht vor", so der Bitkom-Referent für IT-Infrastrukturen. Melden für einen Standort kann sich jeder, ob Kommune, Unternehmen oder Privatperson. Das planen die Mobilfunknetzbetreiber Die Mobilfunknetzbetreiber haben derweil weitere Pläne: Die Telekom gab im September bekannt, dass das Unternehmen im Kreis Gütersloh die LTE-Versorgung ausbaut. Um 20 Standorte sei erweitert worden mit zehn in Gütersloh, drei in Herzebrock-Clarholz, zwei in Verl und Steinhagen sowie jeweils einem in Harsewinkel, Halle und Marienfeld. Insgesamt seien es jetzt 127 Standorte im Kreis Gütersloh. Bis 2022 sollen weitere 24 hinzukommen und an 20 Standorten seien Erweiterungen mit LTE geplant. Der LTE-Ausbau sei schließlich Grundlage für den nächsten Schritt zu 5G. Erst Anfang November startete der Anbieter Vodafone seine Offensive für den Kreis Gütersloh. Mit der Inbetriebnahme einer neuen LTE-Station in Halle soll es in die nächste Ausbaustufe gehen. Für dieses und nächstes Jahr seien 15 weitere LTE-Bauvorhaben geplant, entweder mit neuer Station oder dem Ausbau einer vorhandenen. Insgesamt gäbe es aktuell 86 Mobilfunkstandorte. Das Unternehmen Telefónica, zu dem der Anbieter O2 gehört, hat im Februar damit begonnen im Kreis Gütersloh auf LTE zu erweitern und dies in den Folgemonaten fortgesetzt. Seit 2018 hätte das Unternehmen mehr als 30 neue LTE-Anlagen in Betrieb genommen. Detaillierte Angaben für 2020 will Telefónica "aus Wettbewerbsgründen" jedoch nicht machen.

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