Streit ums Geld: Vorsitzende des Stadtsportverbandes tritt mit sofortiger Wirkung zurück

Gütersloh. Die Vorsitzende des Stadtsportverbandes (SSV), Gabi Neumann, hat ihren Rücktritt erklärt. Die 61-Jährige legte ihr Amt am Montag mit sofortiger Wirkung nieder. Neumann zieht damit die Konsequenzen aus einem Streit, der unter den Vereinen und auch innerhalb des SSV-Vorstandes um die Vergabe von Landeszuschüssen entstanden ist. &bdquo;Ich sehe keine Basis mehr, dem SSV in Zukunft vorzustehen und zu führen", heißt es in ihrem Rücktrittsschreiben, das Montagabend den politischen Fraktionen im Sportausschuss vorgelesen wurde. Es könne nicht angehen, dass Vorstandsmitglieder gemeinsam getroffene Beschlüsse öffentlich nicht mittrügen. Namentlich richtet sich ihre Kritik vor allem gegen Sabine Röhrs, Beisitzerin im Vorstand und Vorsitzende des Gütersloher Turnvereins (GTV). Auslöser ist Streit um Fleischtöpfe Schon vor zwei Wochen hatte Neumann darüber intern ihren Ärger geäußert. Am Sonntagabend kam daraufhin der Vorstand des SSV zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen – ohne Neumann. Die Isselhorsterin hatte den Vorsitz 2015 von Rudolf Bolte übernommen, sie ist seit 35 Jahren in der Vereins- und Verbandsarbeit tätig. Dem SSV gehören 82 Vereine mit 24.600 Mitgliedern an. Eigentlicher Auslöser des Ärgers ist ein Streit um Fleischtöpfe. Das Land gibt über sein Förderprogramm &bdquo;Moderne Sportstätten 2022" rund 1,33 Millionen Euro nach Gütersloh. Dieses Geld soll in die Sanierung und Modernisierung von Sportstätten fließen. Die Entscheidung darüber, welche Vereine in den Genuss dieser Zuschüsse kommen, hat das Land aber den örtlichen Verbänden überlassen – und genau darum ist in Gütersloh nun ein Hickhack entstanden. Entscheidung vertagt So hatte der Vorstand des SSV für die Sitzung des Sportausschusses eine Liste vorgelegt, wonach in einer ersten Runde sechs Vereine zum Zug kommen sollen: FC Gütersloh, Schützenverein Niehorst, TC 71 Gütersloh, Postsportverein, Tauchsportclub und die SVA Gütersloh. Sie hatten entscheidungsreife Anträge eingereicht. Zusammen sollten sie 886.000 Euro bekommen, die übrigen 441.000 Euro sollten auf spätere Anträge entfallen. Da die Fraktionen sich wegen der aktuellen Entwicklung Montag aber außerstande sahen, darüber zu entscheiden und ihr Einvernehmen zu erteilen, wurde der Punkt vertagt. Wie es heißt, hatten sich einige Vereine unzufrieden über das Verteilen der Mittel geäußert. Im Zentrum ihrer Kritik: Der FC Gütersloh. Dass die Fußballer von den 886.000 Euro aus der ersten Tranche allein 651.000 Euro für den Bau eines Begegnungszentrums samt neuer Toilettenanlage im Heidewald bekommen sollten, insgesamt also fast die Hälfte des Gesamttopfes, löste Missmut aus. Dabei hatte der SSV-Vorstand im September beschlossen, alle zuschussberechtigten Vereine gleich zu behandeln: Der FCG sollte ebenso wie alle anderen Vereine einen Landeszuschuss erhalten, der um 20 Prozent unter dem Höchstfördersatz lag. Auf diese Weise sollten möglichst viele davon profitieren. Interimslösung bis zu einem neuen Mitgliederentscheid &bdquo;Wir hatten gedacht, damit einen guten Weg gefunden zu haben", sagte Neumann. Doch die Kritik, zumal jene vom GTV, habe nicht nachgelassen. Dass der Restvorstand am Sonntag diesen Beschluss aufgehoben und einen neuen gefasst hat, könne sie &bdquo;in keiner Weise unterstützen" und trete daher zurück. Den Satzungen zufolge rückt als Interimslösung bis zu einem neuen Mitgliederentscheid ihr Stellvertreter Dariusz Jakubowski nach, Kassierer Martin Wittenbrink wird neuer Vize. Nach dem Vorstandsbeschluss von Sonntag sollen die Zuschüsse für die sechs Vereine aus der ersten Vergaberunde unverändert hoch bleiben, bis auf den für den FCG. Dessen 651.000 Euro gehen mit den verbliebenen 441.000 Euro zurück in in den Topf, in dem nun auch später eingegangene Anträge des GTV, der Stadtschützen und des Schützenvereins Kattenstroth liegen. Während die beiden Schützenvereine mit dem Geld ihre Schießstände sanieren wollen, plant der GTV den Umbau seiner Scheune am Postdamm zu einem Vereinsheim und einer Geschäftsstelle, möglicherweise auch ein vereinseigenes Fitnessstudio. Sein jetziges Vereinsheim an der Georgstraße würde der GTV an die Stadt verkaufen, die damit Platz für den Ausbau der Blücherschule hätte. In seinem Erstantrag, der laut Stadt nicht förderfähig gewesen war, hatte sich der Verein einen Zuschuss für einen Neubau erhofft. Baustart für März geplant Für den FCG hätte dieses Neujustieren der Fördermittel zur Folge, dass sein Landeszuschuss erheblich sinken dürfte. &bdquo;Das tut uns weh", kommentierte Vorstand Hans-Hermann Kirschner. Dass der FCG noch immer in Haftung für solche Streitigkeiten genommen werde, verkenne völlig die Entwicklung der vergangenen Jahre. Ärgerlich sei nun auch, dass der Zeitplan ins Wanken gerate. Der FCG hätte im März mit dem Bau beginnen wollen, allerdings nur bei geschlossener, gesicherter Finanzierung. Den bereits auf 200.000 Euro aufgestockten Eigenanteil ein weiteres Mal zu erhöhen, sehe er als schwierig an. &bdquo;Ich glaube nicht, dass der Verein in der Lage ist, darüber hinaus zu gehen." Der neue Interimsvorsitzende Jakubowski bedauerte das Hickhack um die Fördermittel. &bdquo;Wir versuchen, allen Vereinen gerecht zu werden, aber es ist nicht einfach." Der Druck sei enorm. Auch in anderen Stadtsportverbänden habe das Tauziehen um die Fördermitteln zu Rücktritten geführt.

Meistgelesen