Bürgermeisterin will Landrat Adenauer entthronen: Welche Chancen hat sie?

Kreis Gütersloh. Mit der Bürgermeisterin von Werther will die heimische SPD ins Rennen um das Landratsamt im kommenden Jahr gehen. Einstimmig sei Marion Weike (60) vom Kreisvorstand als Spitzenkandidatin nominiert worden, teilte Kreisvorsitzender Thorsten Klute mit. Auf Weike kommt damit die Aufgabe zu, an der bisher alle SPD-Bewerber gescheitert sind: Sven-Georg Adenauer (ebenfalls 60), seit 1999 unangefochten auf seinem Posten, zu entthronen. &bdquo;Wir wollen die Mauer des Konservatismus durchbrechen", wählte Klute geradezu pathetische Worte. Die designierte Kandidatin, die von einem Kreisparteitag im Frühjahr endgültig aufgestellt werden soll, ging nicht ganz soweit. Sie wolle sich neuen Herausforderungen auf Kreisebene stellen und dort neue Impulse setzen, sagte Weike. Die 60-Jährige sitzt ebenso sicher wie Adenauer im Kreishaus auf ihrem Stuhl in Werther. 2014 wurde sie zum dritten Mal als Stadtoberhaupt bestätigt, erreichte über 63 Prozent der Stimmen. Vor diesem Hintergrund sagte sie, es wäre sicher der einfachere Weg gewesen, noch einmal in Werther anzutreten. Aber da viele größere Projekte abschlossen seien, empfinde sie es als tolle Gelegenheit, auf anderer Ebene Dinge voranzubringen. Erster Schritt soll Wohnungsmarkt sein Vor allem komme es ihr darauf an, dass die Menschen gern und selbstbestimmt im Kreis lebten und arbeiteten. Weike, die seit 1982 Mitglied der SPD ist, sagte auch, was dafür aus ihrer Sicht notwendig sei: Unter anderem ein Ausbau der Kitas und gute bezahlbare Wohnmöglichkeiten. Ein erster Schritt solle die Erstellung eines jährlichen Wohnungsmarktberichtes sein.Weike will den Fokus auch auf den Arbeitsmarkt richten. Angesichts der Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeitsplätze sowie der zunehmenden Probleme, Ausbildungs- und Arbeitsplätze zu besetzen, sollte die Kooperation der verschiedenen Akteure deutlich verstärkt werden. Auch sollte das Jobcenter wieder stärker in den Kommunen aktiv sein, um die Menschen besser zu erreichen. Mobilität, Klimaschutz, Ausbau des ÖPNV waren weitere Stichworte. Der Flughafen Paderborn-Lippstadt sollte nicht plattgemacht werden, aber sie erwarte, dass das Unternehmen in absehbarer Zeit finanziell wieder in ruhigeres Fahrwasser komme. Weike traut sich problemlos Leitung der Kreisverwaltung zu Derzeit ist Weike Chefin von knapp 100 Mitarbeitern in der Stadtverwaltung von Werther. Ihnen habe sie am Mittwoch mitgeteilt, dass sie kommendes Jahr nicht wieder fürs Bürgermeisteramt antreten werde. Nachfolge-Kandidat soll offenbar Veith Lemmen werden, SPD-Funktionär und Lebensgefährte der Bielefelder SPD-Bundestagsabgeordneten Wiebke Esdar. Weike sagte, sie traue sich ohne weiteres auch die Leitung der Kreisverwaltung mit über 1.500 Beschäftigten zu. Während ihrer Zeit bei der Stadt Bielefeld habe sie ausreichend Erfahrungen mit einer großen Behörde gesammelt, gibt sie selbstbewusst zur Antwort. Im Kreishaus seien viele hervorragende Mitarbeiter tätig. Es gelte, deren Potenziale noch besser zu heben. Amtsinhaber zeigt sich gelassen Amtsinhaber Sven Georg Adenauer zeigte sich gelassen ob der Gegenkandidatin. &bdquo;Wir verstehen uns prächtig." Fachlich bestehe ein gutes Miteinander, sagte der Landrat der NW und nannte beispielhaft die Zusammenarbeit beim Böckstiegelmuseum. Eine Wahlprognose gab Adenauer hingegen nicht ab: &bdquo;Ich halte es bei dieser Wahl genauso wie bei allen anderen vorausgegangenen Landratswahlen und wie beim Sport: Niemals einen Gegner unterschätzen. Mit dieser Einstellung habe ich immer sehr gute Erfahrungen gemacht." Er sei sich sicher, dass es einen fairen Wahlkampf gebe. SPD-Kreisvorsitzender Klute ging unterdessen in die Offensive. Der Lückenschluss der A 33 sei geschafft. Jetzt sei es an der Zeit für neue Impulse und Ideen mit neuen Köpfen. &bdquo;Wir setzen die Segel auf Veränderung." Auch die Gütersloher SPD-Bundestagsabgeordnete Elvan Korkmaz-Emre (34), die bei der vorigen Wahl 2014 als Landratskandidatin ohne Erfolg angetreten war, äußerte sich zuversichtlich: Marion Weike starte mit Mut und Gestaltungswillen ins Rennen, darüber sei sie sehr froh.Der Wahlkampf scheint eröffnet.

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