Nach Insolvenz: Möbelhersteller Flötotto aus Gütersloh startet neu

Gütersloh. Aufgeben? Umsatteln? Das kam für Frederik Flötotto nicht in Frage. Auch nicht nach der dritten Insolvenz des traditionsreichen Möbelherstellers im vergangenen Frühjahr. Die neue Firma ist schon gegründet, der neue Katalog erscheint Ende dieses Monats, mit zahlreichen neuen Produkten. Im Fokus: Schulmöbel. &bdquo;Wir konzentrieren uns erst einmal vor allem darauf, bündeln unsere Kräfte", sagt der Urenkel des Unternehmensgründers und deutet an, woran die 2008 gegründete Vorgängerfirma gescheitert ist: &bdquo;Zuletzt waren wir zu breit aufgestellt." Vor allem durch die Erweiterung der Produktion in Westenholz habe der Blick aufs Wesentliche, die Entwicklung des Marktes, schwer gelitten. Das ändert sich jetzt. Wo es lang geht und wie, kann Frederik Flötotto als Geschäftsführer allein festlegen. Die alte Holding unter der Regie seines Vaters Elmar hat praktisch keine Funktion mehr. Die Marke Sitting Bull führt Elmar Flötotto unter dem Dach der Casas Interieur GmbH (Delbrück) weiter; die Marke Authentics findet sich inzwischen bei &bdquo;Depot4Design", einer Gesellschaft mit Sitz in Rietberg. Dort leitet Frederiks Bruder Hendrik die Geschäfte. "Wir brauchen die Nähe" Von der Fertigung des Profilsystems hat sich die neue Firma komplett verabschiedet; ein neuer Partner für die Produktion scheint bereits gefunden. Und die Endmontage der Schulmöbel soll von Westenholz ebenfalls nach Gütersloh wechseln; möglicherweise nach Friedrichsdorf, also nicht weit vom einstigen Sitz an der Senner Straße entfernt. &bdquo;Wir brauchen die Nähe", heißt es. Das gerade mal achtköpfige Team der noch jungen Flötotto Einrichtungssyteme GmbH scheint sich von der neuen Adresse inspirieren zu lassen. An der Manufaktur Isselhorst, wo Brillendesigner Markus Temming die einstige Brennerei Elmendorf in eine moderne, kreative Mitte mit historischem Gewand verwandelt hat, wird seit dem Sommer ein Schulmöbel nach dem anderen entworfen. Diverse Varianten des legendären und doch neu erfundenen Schulstuhls, der heute bunt und flexibel daherkommt, mit oder ohne Rollen, mit oder ohne Armlehne; dazu Tische, leicht, aber robust, die als wendige Einzelstücke zum Einsatz kommen oder als Gruppe in verschiedenen Formaten ruckzuck neu angeordnet sind. "Unsere Antwort auf die digitalen Smartboards" &bdquo;So wie die Unterrichtsformen sich gewandelt haben, so verändern sich auch die Schulmöbel", sagt Frederik Flötotto. Alles werde flexibler und dynamischer. So wartet das Sortiment inzwischen auch mit mobilem Stauraum auf, das sind rollbare Sideboards mit herausnehmbaren Kunststoffkästen. Außerdem bietet die Firma mobile Tafeln fürs Klassenzimmer, die sind schnell abgenommen und kinderleicht wieder aufgehängt. &bdquo;Das ist unsere Antwort auf die digitalen Smartboards", sagt der 43-Jährige, der vor Elan und Enthusiasmus nur so sprüht. Die positive Haltung des Geschäftsführers scheint nicht unbegründet. &bdquo;Die Bildungslandschaft ist mächtig in Bewegung gekommen. Überall im Land werden Schulen neu errichtet oder modernisiert." Und Flötotto, der aufs Tempo drückt, ist hungrig auf ein ordentliches Stück vom Kuchen. "Schwarze Null wird sicher erreicht" Die jüngste Insolvenz habe der Marke Flötotto im Wettbewerb jedenfalls nicht geschadet. Die Auftragslage sei gut. &bdquo;Wir werden unser Ziel für dieses Jahr, eine schwarze Null, sicher erreichen", sagt der Firmenchef. Für kommendes Jahr sei ein Umsatz von 3 Millionen Euro geplant – &bdquo;wenn es gut läuft". Einiges hänge davon ab, wie die ab Ende November geplante Neuauflage des Profilsystems ankomme. Besonders glücklich ist Frederik Flötotto über einen Großauftrag aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Auf Empfehlung des renommierten und preisgekrönten spanischen Architekturbüros RCR durften die Gütersloher in Dubai eine neu gebaute Internationale Schule mit über 3.000 Stühlen und 1.500 Tischen bestücken. Hinzu kommt die Bestuhlung für eine theaterähnliche Aula. Die Lösung hat Frederik Flötotto im Gepäck, wenn er in diesen Tagen an den Persischen Golf reist. Showrooms in Schanghai und Isselhorst Überhaupt der Export: Der Anteil des Auslandsgeschäfts beträgt bei dem auf den einstigen Markenkern reduzierten Flötotto-Relaunch &bdquo;weit über 60 Prozent". Die meisten Kunden sitzen in Skandinavien, Asien und in den Vereinigten Arabischen Emiraten. In Schanghai betreibt das Unternehmen einen 300 Quadratmeter großen Showroom. Einen weiteren gibt es in Isselhorst. &bdquo;Alle Gütersloher Schulen sind eingeladen, sich umzuschauen", sagt Frederik Flötotto - nach vorheriger Anmeldung (Tel. 5 04 74-0). Von der dritten Gesamtschule - mitten im Aufbau - beispielsweise ist es nur einen Katzensprung nach Isselhorst.

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