So viel Geld brauchen Jugendliche für einen Rundgang auf der Michaeliskirmes

Gütersloh. Über Geld spricht man nicht - man hat es oder eben nicht. Der gemeine Gütersloher redet nicht gerne über sein Einkommen, nicht über Ersparnisse, schon gar nicht über Ausgaben, sei es auch nur für einen Kirmesbesuch. Die Umsetzung dieser Redewendung scheint für die meisten Befragten auf der Michaeliskirmes in Gütersloh so selbstverständlich zu sein, wie das Amen in der Kirche. Ein Versuch, gerade jugendliche Kirmesbesucher über ihr finanzielles Mitgift für den hiesigen Rummel auszufragen, droht bereits am allseits geforderten Deckmantel der Anonymität zu scheitern. Insofern sind Klarnamen in diesem Text in der Regel tabu - dann redet auch der gemeine Gütersloher offen über Geld und auch über seine Kirmesausgaben. So wie der 14-jährige Niklas. Gemeinsam mit vier Freunden, eine gemischte Gruppe aus Mädchen und Jungen, geht er etwa zwei- bis dreimal auf die Michaeliskirmes. Pro Tag habe der Schüler etwa 20 bis 25 Euro mit dabei - sein eigenes Taschengeld, wie er sagt. Seine Eltern steuern ihm für den Kirmesbesuch noch einmal 15 Euro bei. So kann Niklas insgesamt etwa 90 Euro ausgeben. "Dafür kann ich dann pro Tag etwa vier bis fünf Fahrten im Karussell machen und noch etwas essen", erklärt er und ergänzt: "Billig ist das alles nicht." In der Regel sei der Kirmesspaß bereits nach zwei bis drei Stunden schon wieder vorbei - dann sei das Geld alle. Seinen Freunden, die ähnlich viel Geld zur Verfügung haben, gehe es ähnlich. Die Kirmes, ein kostspieliges Unterfangen Der Besuch der Michaeliskirmes kann schnell zum kostspieligen Unterfangen werden. Während eine Fahrt mit dem Riesenrad nur zwei Euro kostet, beträgt der Preis für ein Familienticket (ein Erwachsener, zwei Kinder) für das Kinderkarussell Samba Balloon schon sieben Euro. Ein Steak im Brötchen kann bis zu 9 Euro kosten, für einen Hamburger sind 5 Euro zu bezahlen. Dann noch jeweils 3 Euro für die Geisterbahn und für fünf Pfeile beim Luftballonwerfen. Eine Fahrt im Break Dance kostet 2 Euro 50, die in der Wasserbahn einen Euro mehr. Für zwölf Schuss am Schießstand werden weitere 5 Euro fällig. Auch eine Bratwurst ist für 2 Euro zügig verzehrt. Noch ein Bier dazu und weitere 2 Euro gehen über die Schaustellertheke - bringt man das Bier wieder weg, kostet auch der Besuch des Toilettenwagens 50 Cent. "Die Ausgaben summieren sich", sagt Familienvater Vitali. Er und seine Ehefrau Eugenia möchten ihrer jugendlichen Tochter Mia (11 Jahre alt) und Sohn Nick (3) auf dem Rummel etwas bieten. "Wir haben insgesamt 50 Euro mit dabei. Davon geht's ins Riesenrad, in den Break Dance und zum Schießstand", sagt Vitali. Das meiste Geld gebe die Familie für die Kinder aus. "Sie sollen hier Spaß haben." Die Preise auf der Kirmes hält der Familienvater für angemessen. "Wenn man bedenkt, was für Kosten die Schausteller haben, ist das so schon in Ordnung", sagt er. Gegessen wird in der Innenstadt Nach Angaben von Schaustellerin Natascha Winter betragen die Instandhaltungskosten für ihr Fahrgeschäft "Bayernstar", einem Kettenkarussell, das sich in bis zu 90 Metern Höhe dreht, pro Monat etwa 10.000 bis 15.000 Euro. Bei der Preisgestaltung halte sie es ähnlich wie Gastronomen: Sie müsse stets kalkulieren. "Je nachdem, in welcher Region wir uns gerade befinden, variieren auch die Preise bei uns. In Gütersloh sind wir zum ersten Mal, insofern ist das für uns gerade eine Testphase." Pro Chip, der einen Kirmesbesucher zu einer Fahrt mit dem Kettenkarussell berechtigt, zahlt ein Kind 2 Euro 50, ein Erwachsener drei Euro. "Im Vergleich zu anderen Fahrgeschäften ist das nicht viel, wir versuchen unser Geld über die Menge an Fahrgästen zu verdienen", so Winter. Eine etwa zehnköpfige Gruppe Jugendlicher, die keine Namen und auch kein Alter nennt, ist vor allem wegen zweier Fahrgeschäfte zur Michaeliskirmes gekommen. "Wir wollen zum Autoscooter und in den Break Dance", sagt ein Junge mit Kanada-Kappe, scheinbar der Kopf der Bande. "Wir sind jeden Tag hier. Es geht uns darum, in der Gruppe etwas zu machen und Spaß zu haben." Dafür habe jeder der Jugendlichen rund 20 Euro pro Tag zur Verfügung. Das Geld setzt sich zusammen aus Taschengeld und Zuzahlungen der Eltern. "Essen werden wir hier aber nicht. Das ist uns zu teuer. Dafür gehen wir in die Stadt."

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