Gütersloherin nach OP schwer verletzt: Jetzt kämpft sie um Schadenersatz

Gütersloh. Als Simone R. im September 2013 in den Operationssaal des Sankt-Elisabeth-Hospitals geschoben wird, glaubt sie, dass in einer Woche wieder alles gut ist, die Schmerzen endlich weg sind. Es soll ein Routineeingriff an der Halswirbelsäule sein, den die Ärzte vornehmen. Als sie aufwacht, bricht für sie eine Welt zusammen. Sie kann nicht sprechen, kann sich nicht bewegen, liegt nur so da. "Meine Familie saß am Bett und war total schockiert." Inzwischen sind mehr als sechs Jahre vergangen. Die Schmerzen sind immer noch da, Simone R. leidet unter einer inkompletten Querschnittslähmung. Ihre rechte Körperhälfte, insbesondere die Hand, kann sie kaum bewegen. Zwei Jahre konnte sie nicht arbeiten, gilt inzwischen als schwerbehindert, auch ihre Beziehung hat darunter gelitten. Und das alles, weil der Routineeingriff schief ging, weil sie fehlerhaft behandelt wurde. Doch die Versicherung des Elisabeth-Hospitals verwehrt Simone R. bis heute die komplette Schadensersatzzahlung. "Das ist eine reine Zermürbungstaktik", sagt die 51-Jährige. Vertreten wird sie durch die Rechtsanwaltskanzlei Gellner & Collegen (www.gellner-collegen.de). Kein Leben ohne Schmerzmittel Ein pauschaler Teilbetrag von 100.000 Euro wurde bezahlt. Für weitergehende Ansprüche wurde das Landgericht Bielefeld angerufen, wo es zu einem Abfindungsvergleich von über 300.000 Euro kam. "Und wie das so ist, hat die Gegenseite einen Tag vor Fristablauf das Urteil widerrufen." Simone R. kann ohne Schmerzmittel gar nicht leben. Gutachten, auch das der Versicherung des Sankt-Elisabeth-Hospitals, bestätigen eine fehlerhafte Behandlung und insbesondere nicht ausreichende Versorgungsmaßnahmen nach der OP - doch auf die gesamte Schadensersatzzahlung wartet R. bis heute. Schmerzen hatte Simone R. schon lange. Vor allem die rechte Körperhälfte war das Sorgenkind. Sie vermutete, die Schmerzen würden mit der schiefen Wirbelsäule zusammenhängen - Gymnastik, Homöopathie, Medikamente, nichts half. Als die Schmerzen zu stark wurden, fuhr sie ins Sankt-Elisabeth-Hospital. Simone R. wurde stationär aufgenommen: "Ich wollte nur, dass etwas passiert." Ein Orthopäde des Krankenhauses empfahl, die Operationen von einem bekannten Neurochirurgen aus Münster durchführen zu lassen - im Sankt-Elisabeth-Hospital. "Nichts war mehr möglich" "Wenn sie meine Mutter wären, würde ich ihnen auch diesen Eingriff empfehlen", redete dieser auf die noch zögerliche Simone R. ein, wie sie sich erinnert. In Brackwede holte sich R. eine zweite Meinung in der Praxis für Neurochrirugie ein. Dann war der Entschluss war gefasst, die Operation in Gütersloh könne kommen. Zwei Cages sollten zur Stabilisierung der Halswirbelsäule eingesetzt werden. Als sie aus der Narkose aufwacht, ist plötzlich aber alles anders. "24 Stunden lang Kortison, sieben Tage lang im Rollstuhl", erinnert sich R.: "Nichts war mehr möglich, ich wurde im Bett gewaschen und auch umgekleidet, mir musste sogar mein Kaffee umgerührt werden." Von Seiten des Pflegepersonals hieß es nur, dass Rückenmark sei angeschwollen. Das komme nach einer OP an der Halswirbelsäule vor. Es folgten Logopädie, Ergotherapie und Krankengymnastik. Vier Wochen nach der Operation konnte R. wieder laufen, nach fünf Wochen wurde sie entlassen - für die Reha: "Da müssen die Ärzte schon gewusst haben, dass irgendetwas nicht stimmt." Schuhe zu binden, Knöpfe öffnen - die rechtsseitige Motorik und Kraft fehlt Simone R. bis heute. Sie suchte Rat bei Ärzten, wurde sogar in der Berliner Charité vorstellig, lässt verschiedene Gutachten anfertigen. Im Dezember 2015 dann die Bestätigung: Das Rückenmark wurde bei dem Eingriff verletzt - ein grober Behandlungsfehler. "Die Schäden werden bleiben" Auch die Versicherung des Sankt-Elisabeth-Hospitals ließ ein Gutachten anfertigen - das Ergebnis: Fehlerhafte Behandlung, das operative Vorgehen erfolgte nicht wie in der Aufklärung vor der OP dokumentiert, die anschließende medizinische Versorgung war nicht ausreichend. "Die Schäden werden bleiben und ich weiß nicht, wie es in ein paar Jahren wird", sagt Simone R.: "Das Leben, das ich früher hatte, habe ich nicht mehr. Es wird nicht mehr besser, es kann nur noch schlimmer werden." Aufgeben will sie aber nicht, sondern um den ihr zustehenden Schadensersatz kämpfen. Vom Krankenhaus heißt es dazu: "Die Patientin wurde im Jahr 2013 im Sankt Elisabeth Hospital durch einen Neurochirurgen operiert. Der operierende Arzt war nur kurzzeitig für unser Krankenhaus tätig. Aufgrund des noch laufenden Gerichtsverfahrens, für welches derzeit ein Sachverständigengutachten eingeholt wird, können wir zum jetzigen Zeitpunkt aus versicherungstechnischen Gründen keine weiteren Aussagen treffen." Simone R. kämpft weiter.

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