Heute könnte es im Kreis Gütersloh den bisher größten Klimastreik geben

Kreis Gütersloh. Der von der Fridays-for-Future-Bewegung für den heutigen Freitag, 20. September, ausgerufene weltweite Klimastreik könnte die bisher größte Demonstration für ein Umdenken in der Klimapolitik werden. Allein in Deutschland sind bisher 450 Kundgebungen angemeldet, fünf davon im Kreis Gütersloh. Unterstützt werden die Aktivisten von Verbänden, Kirchen, Gewerkschaften, Firmen und den in jüngster Zeit vermehrt in Erscheinung tretenden Parents-for-Future. Im Kreis Gütersloh hatten diese zuletzt mit einem offenen vierseitigen Brief an die Schulleitungen für Aufsehen gesorgt. Darin appellieren sie unter anderem, an diesem Tag auf Klausuren zu verzichten, streikende Schüler nicht zu bestrafen und das Thema Klimaschutz noch mehr im Unterricht einzubetten. Doch ist das überhaupt realistisch? "Wer unentschuldigt dem Unterricht fernbleibt, verstößt gegen die Schulpflicht" "Wir finden die Anregungen generell gut, haben damit aber gewisse Schwierigkeiten", sagt Axel Rotthaus, Schulleiter des Städtischen Gymnasiums. Sicher würde es Sinn machen, das Thema Klimawandel nicht nur in Biologie oder Physik zu behandeln, sondern auch in anderen Fächern wie beispielsweise in Deutsch. Allerdings: "Die Inhalte sind im Curriculum festgeschrieben, die kann man nicht von heute auf morgen einfach ändern." Zudem könne man nicht einfach dem Wunsch entsprechen, Klausuren zu verschieben oder Schülern frei zu geben, weil sie demonstrieren wollen. "Das hat nichts mit Bosheit zu tun, sondern hat organisatorische und rechtliche Gründe", so Rotthaus. Klausuren seien oft lange im Voraus terminiert und die Anweisung des Schulministeriums spreche eine klare Sprache: "Wer unentschuldigt dem Unterricht fernbleibt, verstößt gegen die Schulpflicht." Wie sich das Städtische Gymnasium am Freitag im Falle des Fernbleibens von Schülern verhalten werde, dazu wollte Rotthaus nichts sagen. "Wir prüfen verschiedene Möglichkeiten." Schulen haben gewisse Handlungsspielräume Und tatsächlich gibt es "gewisse Handlungsspielräume", die Schulen und Schülern die Teilnahme an Demonstrationen erlaubt, wie Andreas Moseke, Sprecher bei der Bezirksregierung Detmold, auf Nachfrage erläutert. Bei den vorangegangenen Fridays-for-Future-Demos hätten sich die Lehranstalten sehr flexibel und innovativ gezeigt, das Thema in das pädagogische Konzept einzubetten; man müsse den Unterricht außerhalb der Klassenräume nur anders deklinieren. "Es besteht beispielsweise die Möglichkeit, eine außerschulische Unterrichtseinheit festzulegen, wenn sie entsprechend vor- und nachbereitet wird." Somit könne der Unterricht nach draußen verlegt werde, es fielen keine Stunden aus, niemand würde unentschuldigt fehlen. Für Christine Piepenbrock, Schulleiterin der Geschwister-Scholl-Schule, sind die Fridays-for-Future-Demos bisher kein Thema, Nachhaltigkeit im Unterricht aber schon. "Wir vermitteln den Schülern natürlich, dass sie sorgfältig mit den Ressourcen umgehen müssen, dass sie Müll trennen oder Plastik vermeiden sollen", sagt sie. Aber Anträge von Schülern, die am Freitag zur Demo wollen, würden bisher nicht vorliegen, die Zahl sei auch bislang "verschwindend gering". Und sowieso: Von einem offenen Brief der Parents-for-Future wisse sie nichts. "Wir haben keinen erhalten." Kirchen und Unternehmen wollen die Aktivisten unterstützen "Das ist leider möglich", betont Nina Steinkühler aus Versmold. Sie ist eine der Initiatorinnen des offenen Briefes und Mitglied der im Mai gegründeten und bereits etwa 60 Eltern zählenden Parents-for-Future-Bewegung im Kreis Gütersloh. Man habe versucht, alle Schulen im Kreis zu kontaktieren, doch einige Briefe und Mails seien zurückgekommen, weil die Adresse nicht stimmte. "Daran müssen wir noch arbeiten", sagt sie. Trotzdem haben sie und ihre Mitstreiter bisher viel geleistet: "Wir haben bereits einige Zusagen von Unternehmern, die am Freitag ihre Geschäfte schließen und mit ihren Mitarbeitern an den Demos teilnehmen wollen." Auch Kirchen hätten ihre Unterstützung zugesagt, Pfarrer und Pfarrerinnen hätten in ihren Predigten zur Teilnahme an den Demos aufgerufen. Laut Wiebke Heine, Pfarrerin an der Martin-Luther-Kirche in Gütersloh, wolle man auch diesmal wieder die Aktivisten unterstützen und wie bereits bei der Demo im Juli die Kirchenglocken läuten lassen. "Das Presbyterium hat das bereits genehmigt", sagt sie. Ob die Glocken nun zu Beginn er Veranstaltung oder zur geplanten Schweigeminute schlagen werden, sei noch nicht ganz klar. "Da müssen wir uns noch mit den Oganisatoren abstimmen." 800 Teilnehmer werden in Gütersloh erwartet Es könnte also einiges los sein, am Freitag im Kreis Gütersloh. Laut Polizei sind kreisweit fünf Demos angemeldet. "In Gütersloh werden etwa 800 Teilnehmer erwartet, in Halle mehr als 100 sowie in Langenberg und Werther bisher unter 100", berichtet Pressesprecher Mark Kohnert. "Alle Veranstaltungen werden natürlich polizeilich begleitet." Eine weitere Demo mit rund 450 Teilnehmern ist in Borgholzhausen ab 10.45 Uhr geplant, teilt die Polizei am Donnerstag auf Anfrage mit, Übrigens: Weil in Gütersloh auf dem Berliner Platz am Freitag der Rollatortag der Verkehrswacht stattfindet, musste die Demo diesmal zum Rathaus verlegt werden. Von dort aus ziehen die Aktivisten dann wieder durch die Innenstadt und enden am Rathaus.

Meistgelesen