Tennis-Unternehmer richtet alten westfälischen Hof in Gütersloh her

Gütersloh. Nachdem Christian Miele den Pferdehof am Blankenhagener Weg ersteigert hatte, lud er als erstes die Nachbarn ein. "Das war mir wichtig. Ich wollte gleich deutlich machen, dass ich für Offenheit und gute Nachbarschaft stehe." Bei einem Rundgang über das weitläufige Gelände ist nun offenkundig geworden, dass ihm ebenso am Erhalt des historischen Ensembles gelegen ist. Das Gehöft, einst als Hof Ueckmann bezeichnet, zählt zu den ältesten in Gütersloh. Das Haupthaus von 1733 steht unter Denkmalschutz, das Gesamtensemble mit Gästehaus, Scheune und Stallungen gilt gleichfalls als erhaltenswert. Miele, nicht verwandt mit der Gütersloher Unternehmerfamilie, will alles so originalgetreu wie möglich erhalten. "Ich stehe in ständiger Abstimmung mit den Behörden und dem Denkmalamt. Wir haben alle ein hohes Interesse daran, dieses Ensemble wieder so herzurichten, wie es früher einmal ausgesehen hat; wie ein westfälischer Hof eben." Zuvor im Besitz von Menschen, die der Reichsbürgersezene zugeordnet wurden Im September hatte Miele das Anwesen ersteigert. Weil es zuvor im Besitz von Menschen war, die der Reichsbürgerszene zugeordnet wurden, hatte die Zwangsversteigerung mediales Aufsehen erregt. Mehrere Bieter zeigten Interesse, Miele setzte sich durch und erhielt bei 905.000 Euro den Zuschlag. Seither ist er im wesentlichen mit Aufräumen und dem Herrichten des Geländes beschäftigt. Inzwischen ist es so weit gelichtet, dass es auch vom Postdamm, dem früheren Zugang, wieder zu sehen ist. Die Summe, die Miele in die Sanierung zu stecken hat, dürfte kaum geringer als der Kaufpreis ausfallen. Geboren in Oelde, hat sich der 44-Jährige zu einem erfolgreichen Unternehmer entwickelt. Miele ist Gründer, Geschäftsführer und Mitinhaber des Tennis Point, einer Firma mit Sitz in Herzebrock. 1999 als kleines Tennisgeschäft in Münster gestartet, ist die Firma mittlerweile Marktführer in Europa im Online-Handel rund um den weißen Sport. Tennis Point besorgt alles, was der Tennisspieler meint zu brauchen, und seien es Eintrittskarten für die French Open in Roland Garros. 20 Läden in Europa Seit der österreichische René Benko (Karstadt/Kaufhof) mit seiner Signa Retail vor drei Jahren Tennis Point gekauft und 78 Prozent der Anteile übernommen hat, ist das Wachstum noch mal angezogen. Angesichts von Zuwachsraten von mehr als zwanzig Prozent dürfte der Umsatz inzwischen bei rund 100 Millionen Euro liegen. Am Haupt- und Logistiksitz an der Hans-Böckler-Straße im Gewerbegebiet Herzebrock ist der Zahl der Beschäftigten auf 200 Mitarbeiter gestiegen, weitere hundert sind in den 20 Läden in Europa, davon 13 in Deutschland, tätig. Der weltweit größte Store mit 1.600 Quadratmetern liegt in Essen, der nächstgelegene ist noch immer der in Münster; im kommenden Jahr aber, so Miele, werde auch ein Laden in Bielefeld eröffnen. Die übrigen 22 Prozent der Anteile an Tennis Point teilt sich Miele mit Thomas Welle und Philipp Tippkemper. "Ich möchte hier mit meiner Familie hinziehen" Den Hof in Gütersloh hat er als Privatmann gekauft. "Ich möchte hier mit meiner Familie hinziehen, ich mag die Ruhe und Nähe zur Natur." Er werde das Anwesen mit seiner Frau, der 14-jährigen Tochter, dem einjährigen Sohn und mit der Familie seiner Schwägerin beziehen. Die vorderen Wiesen zum Blankenhagener Weg richtet er als Pferdekoppeln her: Von den sechs Hektar Gesamtfläche nehmen die Koppeln und ein Reitplatz rund vier Hektar ein - für seine Tochter, eine Pferdenärrin, ein Traum. Wie viele Pferde dort mal weiden und von welcher Rasse sie sein werden, ist noch offen. Die lange Hofzufahrt zwischen den Koppeln legt er als Allee an. Mit dem Grünflächenamt sei er im Gespräch über die Wahl der passenden Bäume. Westfälisch, standorttypisch sollen sie sein. Etliche Neuanpflanzungen plant Miele auch auf dem übrigen Gelände. "Am Ende wird hier deutlich mehr Grün sein als früher", kündigt er an. Ehemalige Rennbahn des Windhundevereins Gleichwohl bleibe der Blick Richtung Postdamm frei, denn auch damit rekurriert er auf Geschichte: Einst trug der Hof die Adresse Postdamm 147 - die blaue Nummernplakette neben dem Tor des Haupthauses kündet noch davon; erst in späteren Jahrzehnten veränderte sich die Zuschrift zu Blankenhagener Weg 310; unter dieser Adresse dürfte das Gelände manchen Güterslohern noch als ehemalige Rennbahn des Windhundevereins geläufig sein. Miele versichert, jeder Handgriff sei mit dem Denkmalamt und den zuständigen Behörden abgesprochen. "Ich bin im ständigen Austausch mit der Stadt." Er wolle den historischen Charakter des Anwesens wieder hervorkehren, die Gebäude restaurieren, ihre Geschichte in Szene setzen, alles unter der Regie auch eines Landschaftsarchitekten. Obwohl die ursprüngliche Bauakte vor langer Zeit aus den Archiven verschwunden ist, glaube er, dass das gelinge. Auch das alte Natursteinpflaster und den Hofbrunnen richtet er wieder her.

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