Kreis Gütersloh

Kommentar zum Blitzer im Kreis Gütersloh: "Wer zahlen muss, ist selbst schuld"

Der Blitzer "Nico" im Kreis Gütersloh entwickelt sich zum echten Streitfall

Der Kreis Gütersloh testet den neuen mobilen Blitzer. | © Anja Hanneforth

06.03.2019 | 06.03.2019, 12:12

Kreis Gütersloh. Seit der Freigabe des neuen A 33-Abschnitts zwischen Künsebeck und der Alleestraße am südwestlichen Innenstadtrand steht Blitzer Nico an der Theenhausener Straße. Begeistert sind davon längst nicht alle. Nico entwickelt sich zu einem echten Streitfall.

Uwe Pollmeier argumentiert für den Blitzer. Er meint:

"Wer zahlen muss, ist selbst schuld"

Man kann es sich im Leben leicht machen und die Schuld stets auf andere schieben. Natürlich würde ich heute fließend Latein sprechen, wenn ich andere Lehrer gehabt hätte. Real Madrid verliert bei vokalarmen Kickerteams aus Osteuropa doch nur, weil die Rasenhalme einen Millimeter zu lang sind. Und meine T-Shirts vom letzten Sommer sind doch nur zu klein geworden, weil sie stets über die Wintermonate im Kleiderschrank von unsichtbaren Wesen enger genäht werden. Genauso ist es mit Blitzer Nico.

Er steht unschuldig und etwas plump am Straßenrand, arbeitet artig bei jedem Wetter und wird mit einem putzigen Namen verniedlicht. So will das hinterhältige Technikmonster Mitleid erwecken. Dabei steht es dort doch nur, um die Kreiskasse zu füllen. Der arme Autofahrer in seinem zeitlich eng getakteten Alltag muss hier zwangsläufig in die Falle tappen. Und dann blitzt dieses Biest auch noch in beide Richtungen.

Oder sind wir etwa doch selbst schuld, wenn wir trotz deutlicher Hinweisschilder mit zu hohem Tempo an dem gut sichtbaren Klotz vorbeibrettern? Auch ich habe bisher Bußgelder bezahlt, die in der Summe einen All-inclusive-Urlaub für die ganze Familie ermöglicht hätten. Mal wurde ich böse aus dem Wald heraus erwischt, mal stand das Messgerät plötzlich in einem neuen Kombi, den ich noch nicht kannte.

Allerdings wurde ich nie dazu gezwungen, die Regeln zu brechen. Natürlich variiert die Sinnhaftigkeit von Vorschriften. Aber was nützt es? Wären anarchische Zustände, wo jeder machen kann, was er will, besser? Wohl kaum. Jeder ist selbst für sein Handeln verantwortlich. Nico kann gar nichts dafür.

Andreas Großpietsch argumentiert gegen den Blitzer. Er meint:

"Kein Lärmschutz mit Blitzgeräten"

Es ist ein nur kleines Schild und man kann es gut übersehen, wenn man sich durch eine wahrhaft provisorische Abbiegespur von der A 33 an vielen Warnbaken vorbei auf die altvertraute Westumgehung gezwängt hat. Doch auf diesem Schild ist ganz genau zu lesen, warum Blitzer Nico so anders ist als alles, was es über Jahrzehnte im Kreis Gütersloh gab.

"Lärmschutz" steht da unter dem Schild, das Tempo 50 gebietet. 50! Auf gerader Strecke, die nicht einmal für Radfahrer und Fußgänger erlaubt ist und mit ihrer Breite keine Wünsche offenlässt. Zur Einordnung: Seit Monaten gibt es eine Diskussion, ob Tempo 30 in Halles Innenstadt nicht zu langsam ist für die Autos.
Doch da gibt es eben auch Schulen, Kindergärten, Radfahrer, Fußgänger, parkende und abbiegende Autos. Genau genommen alles, was es auf der Westumgehung nicht gibt. Als Leser der Neuen Westfälischen war ich persönlich genug vorgewarnt, um nicht in die Nico-Falle zu fahren.

Doch die Schadenfreude beim langsamen Verfolgen eines Autos mit auswärtigem Kennzeichen mag sich nicht einstellen, wenn der gar nicht niedliche Nico zuverlässig böse rote Blitze auf die armen Sünder abschießt. Die schönen Grüße aus dem Kreis Gütersloh kommen dann per Post. Vermutlich unterzeichnet vom Landrat Adenauer, der – die Älteren erinnern sich noch – einst mit dem Versprechen antrat, die aus seiner Sicht überzogene Tempoüberwachung im Kreis Gütersloh auf Gefahrstellen zu beschränken. Und öffentlichkeitswirksam selbst beim Blitzerabbau Hand anlegte. Nico ist der perfekte Anlass zu einer Neuauflage.