Immer häufiger wird Müll in Altkleider-Containern entsorgt

Gütersloh. 1966 hat Fritz Wiemann zum ersten Mal leere Tüten für alte Kleider verteilt, volle wieder eingesammelt. Vier Jahre später kam Herbert Rohkämper dazu. Schräg addiert gibt das über 100 Jahre Altkleidersammlung nur durch die zwei Kolpingfreunde. Und sie sind immer noch dabei. "Es steckt irgendwie drin", sagt Wiemann und Rohkämper ergänzt: "Am Ende steht was Gutes - die Finanzierung von Jugend- und Erwachsenenbildung." Die zwei Herren brennen noch immer für ihr Ehrenamt. Denn die Straßensammlung alter Kleider ist für Wohlfahrtsverbände weiterhin die effektivste Art, um an gebrauchte Bekleidung zu kommen. Und diese zu verkaufen. Auch wenn die Altkleidersammlung wie ein Relikt aus vergangenen Zeiten wirkt und die Zahlen diesen Eindruck stützen: Die Kolpingfamilie sammelte 1990 über 65 Tonnen alte Kleider, 2018 mit 24 Tonnen fast nur noch ein Drittel davon. Warum sammeln die Aktiven also immer noch? "Wir brauchen unsere Ehrenamtler an anderer Stelle" In Gütersloh haben sich Malteser, DRK, Bethel, Paritätische Wohlfahrtsverband und die Kolpingfamilie zur Arbeitsgemeinschaft der gemeinnützigen Verbände zusammengeschlossen, um über den Verkauf der alten Kleider Geld zu generieren. Im Gegensatz zu privaten Unternehmen finanzieren die Vereine damit "zum Beispiel "Schulungen für unseren Nachwuchs", sagt Herbert Rohkämper. "Wir bereiten mit Fortbildungen auf die künftige Tätigkeit beispielsweise im Vorstand vor." Und Fritz Wiemann ergänzt: "Gleichzeitig können wir mit dem Geld Entwicklungshilfe in Mittel- und Südamerika leisten." Die Malteser haben die Straßensammlung bereits vor Jahren aufgegeben. "Wir sind personell anders aufgestellt", sagt Thorsten Heß. "Wir brauchen unsere Ehrenamtler an anderer Stelle." Wie die anderen Partner im Verbund setzen die Malteser auf die Sammlung durch Altkleidercontainer. "Durch den Verkauf der Bekleidung an Weiterverwerter finanzieren wir beispielsweise unseren mobilen Einkaufswagen." Kosten für Fahrzeug und arbeitsrelevante Absicherungen der Fahrer können so gestemmt werden. Bis zu zweimal pro Woche geleert Grundsätzlich ergänzen sich die zwei Sammelsysteme. Die Container an guten Standorten müssen bis zu zweimal pro Woche geleert werden. "Das macht für uns ein Unternehmen, das uns an dem gesammelten Gewinn beteiligt", sagt Thorsten Heß. Das klingt zunächst einfach. Doch die Container-Eigner haben mit zwei großen Problemen zu kämpfen. "Die Leute schmeißen da Müll, volle Babywindeln oder Essenreste rein", sagt Fritz Wiemann. "Darum kommt es immer wieder mal vor, dass der komplette Inhalt nicht mehr zu gebrauchen ist." Gleichzeitig sammelt sich an einigen Orten wilder Müll an den Sammelstellen. "Den müssen wir oder unsere Dienstleister auf eigene Kappe entsorgen." Wiemann erinnert sich an einen Fall, wo er sieben gelbe Säcke an einem Container fand, "gefüllt mit gefüllten Erwachsenenwindeln." Die Straßensammlung überrasche dann eher mal mit hochwertigen Teilen. "Bei einem Sterbefall erhielten wir vier Säcke voller neuwertiger Schuhe, da die Verstorbene einen Schuh-Tick hatte", sagt Herbert Rohkämper. Allerdings ist die Sammlung "immer am dritten Januarsamstag" für die Kolping-Aktiven mit großem Einsatz verbunden. "Zwei Wochen im Voraus verteilen wir fast 37.000 Sammeltüten an die Haushalte in Gütersloh, inklusive Avenwedde und Spexard", sagt Kolpingfreund Wiemann. Qualität wird immer schlechter Beide sind seit 50 Jahren dabei und haben zunehmend mit Tücken zu kämpfen. "Die Bekleidung, die wir sammeln, wird qualitativ immer schlechter", sagt Wiemann. "Viele Bekleidungsteile können nicht weiter getragen werden. Da sie zu hohe Synthetikanteile haben, können sie nicht mal zu Lumpen verarbeitet werden, da sie kaum über Saugkraft verfügen. Damit schließt sich dann auch eine Weiterverarbeitung zu Dämmstoffen für die Automobilindustrie aus", berichten sie. Das bedeutet, dass die Erlöse sinken. Denn die Verwerter bemessen die Höhe der Überweisungen an die Diözese Paderborn. Und das, nachdem jedes Kleidungsstück im Sortierzentrum "mindestens dreimal angefasst wurde", sagt Fritz Wiemann. Auch die Malteser nehmen verunreinigte Kleidercontainer und teure Infrastrukturen in Kauf: "Wir sind für die Entsorgung von ganzen Containerladungen zuständig, wenn mal wieder jemand sein Tiefkühlfach gelehrt und die Tiefkühlkost in den Container geschmissen hat", sagt Thorsten Heß. Aber auch hier am Ende immer noch Licht am Tunnel: "Mit dem mobilen Einkaufswagen können wir älteren Menschen etwas Lebensqualität und Selbständigkeit schenken."

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