
Gütersloh. Für die seit Ende August gesperrte Rad- und Fußgänger-Brücke über den Westring könnte es eine kostengünstige und zeitnahe Lösung geben. Hans-Peter Vorderwisch, Chef des Holzbauunternehmens Vorderwisch GmbH, stellte gestern Pläne für eine Holzkonstruktion vor. Diese könnte sowohl als Provisorium, als auch – eine wenig modifiziert – als Dauerlösung dienen. Die Kosten dafür scheinen überschaubar.
Die Stadt hat das Verbindungsstück der Dalkepromenade über die B 61 (Paul-Westerfrölke-Weg) bis auf weiteres gesperrt, weil an der etwa 40 Jahre alten Spannbetonkonstruktion nicht sanierbare Schäden festgestellt wurden und diese daher abgerissen werden muss. Seitdem versperren mit Stahlketten fixierte Zäune beidseitig den Zutritt, zudem sind an der B 61 weitere Zäune aufgestellt worden, um eine Überquerung des Westringes zu verhindern. Radfahrer und Fußgänger müssen daher einen Umweg bis zur Herzebrocker Straße in Kauf nehmen.
150.000 Euro Gesamtkosten

Der vorgestellte Vorschlag von Vorderwisch sieht vor, das 22 Meter lange, etwa 3,50 Meter breite und geschätzt etwa 100 Tonnen schwere Mittelstück aus Beton und Stahl über die B 61 abzureißen und auf die vorhandenen Stützen eine Holzbrücke zu legen. Diese würde man in einer Art Lego-System auf dem Vorderwisch-Betriebsgelände an der Berliner Straße vormontieren und via Schwertransport anliefern. Die Kosten für das dann etwa 20 Tonnen schwere Konstrukt aus Fichten-, Tannen- und Lärchenholz beziffert der Ingenieur auf insgesamt etwa 150.000 Euro, freilich zusätzlich der Abbruchkosten für die alte Brücke, deren Abriss aber sowieso bereits beschlossen ist.
Sollte der Vorschlag, der auf Initiative von Ludger Klein-Ridder (Die Linke) zurückgeht, bei der Stadt auf Zustimmung treffen, könnte die Brücke nach Prüfung der Statik, was etwa ein halbes Jahr dauern würde, bereits Mitte 2019 gebaut werden. „Das wäre zumindest eine Zwischenlösung", betont Klein-Ridder. „Die aktuelle Lösung ist alles andere als optimal."
Stadt rechnet erst 2021 mit einem Neubau
Der von der Stadt aufgestellte Zeitplan inklusive Planung, Entwurf, Abstimmung und Ausschreibung sieht einen Neubau frühestens 2021 vor. Dass Fachbereichsleiter Alfons Buske, wie berichtet, prüfen will, ob für die Übergangszeit eine provisorische Brücke errichtet werden kann, dürfte für die Idee von Vorderwisch und Klein-Ridder sprechen. Zudem sind im Haushalt 2019 bereits 300.000 Euro als Planungskosten eingestellt worden. Als Übergang vom Tisch ist indes die zwischenzeitlich von den Grünen und dem ADFC vorgeschlagene mobile Fußgängerampel, die laut Klein-Ridder 300.000 Euro kosten würde.
Ob eine Holzbrücke jedoch als Dauerlösung in Betracht kommt, bleibt abzuwarten. Zimmerermeister Hans-Peter Vorderwisch, der mit seinen etwa 20 Angestellten in ganz OWL arbeitet, ist beim Holzbrückenbau nicht unerfahren. Allein in Bielefeld habe er 20 Stück gebaut. Er betont, dass es technisch möglich sei, 50 bis 60 Meter lange Holzbrücken zu bauen, allerdings würden die Kommunen die Unterhaltungskosten scheuen. „Eine Brücke aus Holz braucht Pflege, man muss sie zwischendurch gegen Witterung schützen, streichen und kaputte Teile austauschen." Dafür halte sie aber auch „locker 25 Jahre."
Unabhängig von der Holzbrückenidee befasst sich heute der Planungsausschuss mit einem Antrag der BfGT zum gleichen Thema. Unter anderem sieht es die BfGT kritisch, dass die Stadt 45.000 Euro für einen Wettbewerb zur Errichtung eines Provisoriums zur Verfügung stellen will.