Gütersloh. „Gewohnt gut", lautet der LEG-Slogan am Eingang, der die Mieter des Wohnblocks am Malvenweg jedes Mal begrüßt, wenn sie das 20-Parteien-Haus betreten. Wäre es nicht so traurig, würde Victoria Farkas darüber lachen, denn „irgendwas ist immer kaputt", sagt die Mieterin. Meistens sind es Probleme mit der Heizungsanlage, die gerade wieder einmal tagelang nicht funktionierte. „Keine Heizung, kein warmes Wasser. Im Haus leben auch Säuglinge und chronisch kranke Menschen, es ist eine Zumutung."
Mit sieben weiteren Hausbewohnern hatte sie am Donnerstag einen Termin beim Mieterbund, um sich über ihre Rechte zu informieren. „Da die Heizperiode begonnen hat, können die Betroffenen in diesem Fall die Miete mindern. Wenn auch die Warmwasserversorgung betroffen ist, gibt es Gerichtsurteile, nach denen sogar eine Minderung um 100 Prozent möglich ist – denn wenn es draußen kalt ist, ist eine Wohnung ohne Heizung nicht bewohnbar", sagte Ralf Brodda, Geschäftsführer des Mieterbundes OWL der Neuen Westfälischen im Anschluss an das Gespräch.
"Reparaturservice ist nicht zu erreichen"
Brodda ist nicht gut auf den Immobilienriesen zu sprechen. „Das Ärgerliche ist, dass das bei der LEG kein Ausnahmefall ist. Unserer Erfahrung nach werden Mängel nur schleppend beseitigt oder die Hotline des Reparaturservice ist nicht zu erreichen, aber die Kosten für die Wohnungen steigen in regelmäßigen Mieterhöhungswellen, die häufig nicht legitim sind." Das Unternehmen reize alles aus, was denkbar sei, so Brodda.
Zahlreiche NW-Berichte über Mängel in den Gütersloher LEG-Häusern und das Verhalten des börsennotierten Immobilienkonzerns haben jetzt auch die Politik auf den Plan gerufen. Im Planungsausschuss am kommenden Dienstag will die SPD-Fraktion zunächst eine vierteilige Anfrage stellen, im Ausschuss für Wirtschaftsförderung und Immobilienwesen (AWI) am 22. November soll dann der Antrag folgen.
522 städtische Wohnungen werden von der LEG verwaltet
Hintergrund ist der Umstand, dass auch 522 städtische Wohnungen von der LEG verwaltet werden. Insgesamt besitzt das Unternehmen, dessen größter Einzelaktionär mit knapp elf Prozent der umstrittene US-Vermögensverwalter Blackrock ist, in Gütersloh 1.448 Wohnungen, kreisweit sind es 1.686. Die SPD-Fraktion möchte nun wissen: „1. Sind aus dem von der LEG verwalteten städtischen Wohnungsbestand ähnliche Beschwerden der Mieter bekannt? 2. Gibt es Rückstände bei der Unterhaltung? 3. Bei den sogenannten Tönnieswohnungen sind in der Vergangenheit Kontrollen durch die Bauaufsicht durchgeführt worden. Können solche Maßnahmen auch bei den eigenen Mietshäusern der LEG zu Verbesserungen für die Mieter führen? 4. Kennt die Verwaltung andere Möglichkeiten, die Verhältnisse in den eigenen Häusern der LEG zu verbessern?"
Die SPD geht aber noch weiter. „Wir wollen über die Frage diskutieren, wie die städtischen Wohnungen verwaltet werden sollen, wenn der Vertrag mit der LEG Ende 2019 ausläuft", sagt Fraktionschef Thomas Ostermann. „Vor einer erneuten Ausschreibung sollte man über die Gründung einer städtischen Wohnungsgesellschaft nachdenken, in die man dann auch ehemalige Briten-Wohnungen aufnehmen könnte. Die Stadt muss in diesen Bereich wieder rein, sie hätte sich da nie rausziehen dürfen."
Wie geht es nächstes Jahr weiter?
Mieter wie Victoria Farkas werden von dem Vorstoß der SPD jedoch kaum profitieren, denn die Wohnblöcke am Malvenweg gehören nicht der Stadt, sondern der LEG selbst. Neben der Hotlinenummer hängt am schwarzen Brett ein Schreiben, das die Mieter darüber informiert, dass die Heizungsanlage von der „EnergieServicePlus GmbH" übernommen wurde. Das Unternehmen gehört zu 49 Prozent der RWE-Tochter Innogy – und zu 51 Prozent der LEG. In dem Schreiben wird den Mietern versprochen, sie mit der Umstellung „direkt an der Energiewende teilhaben zu lassen".
Wenn sie funktioniert, versorgt die Anlage insgesamt drei 20-Parteien-Häuser am Malvenweg. Laut Innogy wurde der letzte Ausfall offenbar versehentlich durch einen falschen Schalter ausgelöst – und danach vier Tage lang nicht behoben.