Start-up aus dem Kreis Gütersloh wird jetzt richtiges Unternehmen

Borgholzhausen. Insektenschutz ist eines dieser doppelbödigen zusammengesetzten Hauptwörter, die neben ihrer ursprünglichen noch eine neue Bedeutung gewonnen haben. War es früher eindeutig der Schutz des Menschen vor den sechsbeinigen Lebewesen, so wird heute zunehmend der Schutz der Insekten vor den Menschen zum wichtigen Inhalt des Begriffs. Daniela Retzlaff und Rainer Stöwe dürfen aber für ihre Firma durchaus in Anspruch nehmen, dass sie beide Aspekte im Blick behalten können. Denn wohl nur die wenigsten Menschen sind so friedfertig, dass sie eine Mücke unversehrt aus ihrem Schlafzimmer geleiten würden, wenn die mit ihrem hohen Sirren den Nachtschlaf stört. Die meisten begeben sich auf eine relativ rücksichtslose nächtliche Jagd, um ihre Nachtruhe fortsetzen zu können. Vor diesem Schicksal bewahren die Fenstergitter aus dem Neubau im Gewerbegebiet Am Stadtgraben sowohl Mensch als auch Tier. Aber bei Bedarf können die Produkte noch viel mehr. Vielzahl von Anbietern auf dem Markt &bdquo;Wir können auch Gitter einbauen, die so engmaschig sind, das sie sogar Pollen zurückhalten", sagt Rainer Stöwe. Dann sieht es allerdings mit der Transparenz deutlich schlechter aus – und die ist ja eigentlich das Markenzeichen der von ihm entwickelten Produkte. Entwickelt, wohl gemerkt, nicht erfunden. Auf dem Markt tummelt sich eine Vielzahl von Anbietern bis hin zu den Discountern. Doch die sieht der gelernte Tischlermeister Rainer Stöwe nicht als Konkurrenz. &bdquo;So ein Gitter, das ist schon Millimeterarbeit", sagt er. &bdquo;Die Mücken finden auch den kleinsten Spalt und sind dann im Zimmer." Die Produkte aus dem Discountladen, aber auch die aus dem Baumarkt sind außerdem in Standardgrößen gefertigt und müssen vom Kunden selbst an die Fenstergröße angepasst werden. Lesen Sie auch: Riesen-Andrang bei Gütersloher Start-up - 400 Menschen wollen "strassenglueck" testen "Ich fahre noch immer zu den Kunden und messe genau nach" Doch Fenster haben entgegen dem Eindruck, den man leicht gewinnen kann, nur in den seltensten Fällen Standardmaße. Rainer Stöwe hat viele Jahre lang für ein heimisches Fensterbauunternehmen gearbeitet und kennt die üblichen Abläufe auf dem Bau. Erst wenn die Maurer die Fensteröffnung gemauert haben, kommen die Fensterbauer und messen genau nach, wie groß ihr Gewerk ausfallen muss. Diesen Aspekt seines früheren Berufs hat Rainer Stöwe bis heute beibehalten. &bdquo;Ich fahre noch immer zu den Kunden und messe genau nach, wie groß die Gitter sein müssen", sagt er. Alles alleine macht er in seiner Firma aber schon lange nicht mehr. Bei der Produktion helfen ihm zwei festangestellte Vollzeitmitarbeiter sowie mehrere Aushilfen. &bdquo;Es ist immer noch ein Saisongeschäft", sagt Rainer Stöwe. 500 Quadratmeter Nutzfläche im Neubau Denn wenn die Nächte wärmer werden und die Zahl der Mücken steigt, steigt auch die Nachfrage nach maßgeschneidertem Insektenschutz steil an. Um dann schnell reagieren zu können, wird ein erstaunlich großer Anteil der 500 Quadratmeter Nutzfläche in dem Neubau gegenüber von Pium Sports für Lagerzwecke gebraucht. Alu-Profile in zahlreichen Farbschlägen, Größen und Ausführungen finden sich dort in erster Linie. Abgesehen von ein paar Mustern sucht man fertige Produkte in der großen Halle meist vergebens, weil sie nach der Fertigstellung schnell zum Kunden kommen. Vor allem die Fenstergitter bestechen durch ihre einfache Montage. Sie werden weder geschraubt noch geklebt, sondern einfach in den Fensterrahmen geklemmt. Alte Arbeitsstelle aufgegeben &bdquo;Manche Kunden nehmen sie im Winter heraus, aber bei den meisten bleiben sie das ganze Jahr über an ihrem Platz", sagt Rainer Stöwe, der selbst auch diese Vorgehensweise bevorzugt. &bdquo;Die Gefahr, sie beim Lagern zu beschädigen, ist oft größer, als wenn sie einfach an Ort und Stelle bleiben", erklärt er. Sichtbar ist das in dem schmucken Wohnhaus, das direkt an die Montagehalle angebaut ist. Die enge Verbindung von Arbeiten und Wohnen hat Rainer Stöwe schon getestet, als er sich 2017 in Hörste komplett selbstständig machte und seine Arbeitsstelle aufgab. &bdquo;2004 habe ich mit den Rahmen angefangen und das hat sich dann immer weiter entwickelt", sagt er. Lesen Sie auch: Warum viele Start-Ups keinen Betriebsrat haben Produktionsstart nach nur einem Jahr Der Start der eigenen Firma verlief eher ungeplant: Die ersten Fenstergitter fertigte er für sich selbst an, danach fragten einige Feuerwehrkameraden, ob er ihnen auch welche bauen könnte. Und dann entwickelte sich das Geschäft und mit ihm die Organisation der Fertigung und die Ausweitung des Programms.Vor allem Insektenschutztüren baut er in vielen Größen und Varianten. Wie zum Beispiel die zweigeteilte Tür für Besitzer von Haustieren. Das Gitter im unteren Teil ist besonders stabil. &bdquo;Die meisten Katzen können es wie eine Katzenklappe nutzen", stellt Stöwe fest. Bürgermeister Dirk Speckmann zeigte sich beim Antrittsbesuch angetan von der Zielstrebigkeit des Inhaberpaars. Vor zwei Jahren wurde der Kaufvertrag unterschrieben, vor etwa zwölf Monaten begann die Produktion am neuen Standort und jetzt ist das Gesamtobjekt in einem vorzeigbaren Zustand. &bdquo;Die Stadt hat uns in allen Belangen sehr gut unterstützt und wir fühlen uns sehr wohl hier", sagt Daniela Retzlaff.

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