Wie diese Kommune im Kreis Gütersloh sich vor Starkregen schützen will

Borgholzhausen. &bdquo;Ich bin vom Regen wach geworden", schildert Kerstin Otte die Gewitternacht in der Vorwoche. Die herabprasselnden Regenmassen dürften auch bei ihr unschöne Erinnerungen an die Zeit vor dem Jahr 2016 geweckt haben. Denn in diesem Jahr wurde das Millionenprojekt &bdquo;Umbau des Violenbachs" fertig gestellt. Der Grund für diese Investition war neben handfesten ökologischen Vorteilen vor allem der Schutz der Innenstadt vor Hochwasser bei starken Regenfällen. &bdquo;Inoffizielle Messungen haben einen Niederschlag von 37 Litern pro Quadratmeter für diese Nacht ergeben", schildert die Bauamtsleiterin. Und gab im Stadtrat auch folgende Einschätzung zu Protokoll: &bdquo;Wir haben den Härtetest bestanden", sagte sie. Angesichts der Tatsache, dass es eine veritable Überschwemmung im Freibad gab und zusätzlich in dieser Regennacht der Keller des Bauamts geflutet wurde, eine überraschende Feststellung. Im Bauamtskeller wurden Aktenschränke durch Wasser zerstört Doch für beide Ereignisse gibt es Gründe. Der Keller des Bauamts wurde zwar überschwemmt und der Starkregen ist letztlich der Grund dafür. Doch das Wasser kam augenscheinlich nicht aus der Kanalisation. &bdquo;Das Wasser im Keller war ganz klar. Deshalb vermuten wir, dass die innen liegende Dachentwässerung der Grund war. Allerdings wird nach der genauen Ursache noch gesucht", sagt Bürgermeister Dirk Speckmann. Der Schaden ist auf jeden Fall erheblich. Während die Akten im Keller des Gebäudes an der Masch, in das Borgholzhausens Bauamt ausgelagert ist, hoch genug aufbewahrt wurden, um trocken zu bleiben, gilt das nicht für das Mobiliar. Mehr zum Thema: Extremwetter im Kreis Gütersloh: Damit müssen die Menschen künftig rechnen &bdquo;Sperrholzmöbel und Wasser vertragen sich nicht. Deshalb steht jetzt die große Mulde vor dem Gebäude", erläutert Speckmann. Offenbar bringt der Wasserschaden die Modernisierung in diesem Teil der Verwaltung voran. Zum Glück blieb bei der anderen öffentlichen Einrichtung, die vom Starkregen betroffen war, der Schaden relativ gering. "Zum Glück hat auch die tiefer gelegene Tür zum Technikraum gehalten" Doch Schwimmmeister Lars Kattner und Hermann Ludewig vom Freibad-Förderverein bescherten die Naturgewalten trotzdem einige arbeitsreiche Stunden. Während das auf das Freibadgelände strömende Wasser die hochgezogene Umrandung des Hauptschwimmbeckens nicht überschritt, zeigt sich angesichts der trüben Brühe im Planschbecken, was hätte passieren können. &bdquo;Zum Glück hat auch die tiefer gelegene Tür zum Technikraum im Bürgerhaus gehalten", sagt Ludewig. Die ist speziell abgedichtet und soll die empfindliche Technik vor Überschwemmungen schützen. Ob diese Theorie in der Praxis funktioniert, zeigt sich so richtig erst bei solchen Wetterlagen wie in der Vorwoche. Klimaexperten sagen allerdings voraus, dass es künftig deutlich öfter zu solchen Ereignissen kommen wird. Doch woher kam das Wasser eigentlich, das den Badebetrieb für längere Zeit unterbrochen hat? &bdquo;Seit dem Umbau im Jahr 2016 hatten wir eigentlich nie Probleme in diesem Bereich", sagt Dirk Nolkemper. Gitter war durch mitgerissene Äste und Gras verstopft Bei der Suche nach den Ursachen, warum jetzt nach gut vier Jahren so vieles anders war, rückt das Gitter in den Blickpunkt, hinter dem der Violenbach auf Höhe der Kita Pusteblume im Untergrund verschwindet. Dieses Gitter war durch mitgerissene Äste und Gras verstopft. Hinter dem Gitter liegt eine unterirdische Rohrleitung von erheblichem Durchmesser, die für große Wassermengen ausgelegt ist und durch das Freibadgelände zur Straße Masch führt. Für diesen Durchlass gibt es sogar noch eine Art Bypass in Form einer alten Verrohrung, die in besonderen Notfällen für Entlastung sorgen soll. &bdquo;Beim 100-jährigen Starkregen sind es 3,8 Kubikmeter pro Sekunde, die vor dem Freibad ankommen dürfen", nennt Dirk Nolkemper die entscheidende Zahl, auf die die Planungen ausgerichtet sind. Starkregen macht den beschaulichen Bach zum starken Strom Diese 3,8 Kubikmeter entsprechen 3.800 Litern pro Sekunde – und das ist schon eine sehr beachtliche Menge. Am Ende der bebauten Fläche der Stadt sind es sogar 8.700 Liter pro Sekunde, die der Violenbach aufnehmen soll. Diese Menge ist rein statistisch etwa alle 100 Jahre einmal zu erwarten. Doch befürchtet wird, dass solche Werte durch den Klimawandel öfter auftreten können. Darum kommt auch der Umgestaltung des Bauhofgeländes in diesem Zusammenhang eine gewisse Bedeutung zu. Denn wenn die alten Gebäude dort abgetragen und die neuen gebaut sind, wird ein guter Teil des Violenbachwassers zu normalen Zeiten nicht mehr in die unterirdischen Röhren im Freibad fließen, sondern in einem neuen offenen Bachbett mitten über das Gelände. Geplant ist kein reißender Strom, sondern eher ein Bächlein in einem breiten Bett. Das würde aber bei Hochwasser ebenfalls eine Menge Platz bieten, um die Überschwemmungsgefahr abzumildern. So wirken sich übrigens auch die Renaturierungen im Oberlauf des Baches aus. Die vielen Krümmungen verlängern die Zeit, bis die Flutwelle bei Starkregen in der Stadt ankommt. Das soll erst passieren, wenn der Wasserstand dort schon wieder im Sinkflug ist.

Meistgelesen