Kreis Gütersloh

Google Maps verwirrt Autofahrer: Seit dem A33-Bau landet man plötzlich in Sackgasse

Weil es dort nicht mehr weitergeht, müssen Fahrer auf einem Privatgrundstück wenden. Das und auch die Wendeanlage, die ihren Namen nicht verdient hat, nerven den Besitzer.

Der letzte Abschnitt der A33 soll im November eröffnet werden. | © Andreas Großpietsch

24.10.2019 | 24.10.2019, 16:47

Borgholzhausen. Frank Stienenbos ist kein Krawallmacher. Kein Wutbürger. Keiner, der sich ständig über Kleinigkeiten beschwert. Und dass er jetzt in die Öffentlichkeit gehen muss, bereitet ihm sichtlich keine Freude. In seinen Händen hält er Luftbilder von Google-Maps. Sichtbare Beweise für die Absurdität seiner Situation.

Nichts deutet darauf hin, dass man sich in einer Durchgangsstraße befindet

Denn Frank Stienenbos fühlt sich wie am Ende der Welt – der befahrenen zumindest. Er wohnt im Haus Clever Bruch 27. Hierhin ist er vor knapp 20 Jahren gezogen. Dass die Autobahntrasse einmal so nahe an seinem Haus entlanglaufen würde, hatte er damals nicht gewusst. „Geschenkt", sagt er und winkt mit Blick auf die etwa 200 Meter entfernte Trasse in einer großzügigen Geste ab. Wie gesagt, Frank Stienenbos ist kein Krawallmacher. „Damit haben wir uns inzwischen ja arrangiert", fügt er noch hinzu.

Nicht arrangiert hat er sich allerdings mit der Straßensituation rund um sein Haus. Seit die Trasse besteht, ist der Clever Bruch eine geteilte Straße. Und wenn man kurz hinter dem Hesselner Bahnhof in ihn einbiegt, ist das Haus von Frank Stienenbos das letzte vor der Stopp gebietenden Autobahntrasse. Das ist nichts Besonderes. Diese Situation teilen einige Menschen in der Region seit hier der A 33-Bau forciert worden ist. Ungewöhnlich aber ist, wie die Behörden mit der neuen Sackgassensituation umgegangen sind. So deutet bei der Einfahrt in den Clever Bruch nichts darauf hin, dass man sich nicht in einer Durchgangsstraße befindet. Kein Schild warnt davor, dass hier irgendwann die befahrbare Welt endet.

Der ausgewiesene Weg ist ein Wiesenpatt

Frank Stienenbos fragt sich, warum in seiner 

Straße nur ein Provisorium einer Wendeanlage geschaffen wurde, während Straßen.NRW im Umkreis drei vorbildliche Wendehämmer erbaut hat. - © Heiko Kaiser
Frank Stienenbos fragt sich, warum in seiner
Straße nur ein Provisorium einer Wendeanlage geschaffen wurde, während Straßen.NRW im Umkreis drei vorbildliche Wendehämmer erbaut hat. | © Heiko Kaiser

Die Konsequenz: Immer wieder verirren sich Autofahrer in den Clever Bruch, die die Straße als Durchgangsweg nutzen wollen. Verantwortlich dafür ist unter anderem auch Google Maps. Der Routenplaner weist hier einen Weg aus, der eine Verbindung suggeriert zum nord-westlichen Teil der Straße. Diese Verbindung aber gibt es gar nicht, beziehungsweise, sie ist ein unbefestigter Wiesenpatt, „nur ein alter Milchweg", wie Stienenbos erklärt. Weil einige Verirrte mit ihren Autos dennoch den Weg durch die Wiese wagten, hat der Nachbar am anderen Ende dieser Weide inzwischen einen Pfahl in den Grund geschlagen, der die Durchfahrt sperrt. Die ortsfremden Autofahrer aber kommen nach wie vor. Sie drehen regelmäßig in der Hofeinfahrt von Frank Stienenbos und haben dort inzwischen deutliche Spuren hinterlassen.

Stienenbos wollte die Zuständigen auf ein fehlendes Sackgassenschild hinweisen. Doch wer ist zuständig? Zwar gehört der Clever Bruch 27 postalisch zur Stadt Borgholzhausen, die Straßeneinfahrt aber und damit der Ort einer möglichen Beschilderung liegt auf Haller Gebiet. Die typische Wir-sind-nicht-zuständig-Situation. Anordnen muss die Aufstellung eines Schildes ohnehin der Kreis Gütersloh. Und der will nun auf Anfrage hin reagieren: „Bislang ist uns nichts von dieser Situation bekannt. Aber wir werden uns das ganze gerne vor Ort anschauen und gegebenenfalls die Aufstellung eines Schildes anordnen", verspricht die Sprecherin des Kreises Lena Bökenhans. Immerhin.

Der Wendehammer, den niemand sieht

Straßen.NRW, für den Autobahnbau und damit auch die Errichtung von Wendeanlagen zuständig, hat Stienenbos darauf hingewiesen, dass es doch einen Wendehammer etwa 30 Meter hinter seinem Haus gebe, den die verirrten Fahrer nutzen könnten. Stimmt. Aber von diesem Wendehammer erfährt niemand etwas. Weder durch ein Schild, noch durch eigene Wahrnehmung. Denn der sogenannte Wendehammer ist eine etwa 13 mal 13 Meter große Schotterfläche, die sich für das Auge nicht zu erkennen hinter Sträuchern versteckt. Dorthin führt ein mit Gras bewachsener Pfad, der auch bei großer Fantasie keine angrenzende Wendemöglichkeit vermuten lässt.

Dieser Weg führt zur versteckten Wendeanlage oben links im Bild. Dahinter verläuft die Autobahn. - © Heiko Kaiser
Dieser Weg führt zur versteckten Wendeanlage oben links im Bild. Dahinter verläuft die Autobahn. | © Heiko Kaiser

Wieder greift Frank Stienenbos zu seinen Google-Maps-Luftbildern. „Hier, hier und hier", sagt er und zeigt auf drei Stellen, wo deutlich klassisch angelegte und asphaltierte Wendemöglichkeiten an anderen Sackgassen in direkter Nähe zu erkennen sind. „Ich frage mich, warum wurden an diesen Stellen vorbildliche Wendeanlagen geschaffen, nicht aber bei uns, obwohl in unserer Straße mehr Parteien wohnen als in den anderen dreien?", sagt Frank Stienenbos. Eine befriedigende Antwort darauf hat er bislang von Straßen.NRW nicht erhalten. Und so bleibt es vorläufig bei den Wendemanövern in der Hofeinfahrt von Frank Stienenbos. Zum Glück für die Fahrer ist der kein Krawallmacher.