Bielefeld

Duga: Wie damals in Jugoslawien

Julishka, Sljivocic und frisches Sauerkraut: Nostalgieprodukte wecken Erinnerungen

Ordentliche Portion: Ein langes Stück geräucherte Rippe zeigt Daniela Durkovic (l.) ihrer Kundin Tanja Micasevic. | © Christian Weische

Heidi Hagen-Pekdemir
03.09.2015 | 17.09.2015, 13:24

Bielefeld. „Balkanspezialitäten Duga“ steht es in großen Lettern an der Außenfassade. Wer den Laden an der August-Bebel-Straße betritt, fühlt sich um Jahrzehnte zurück geworfen. In ein Land, das damals noch Jugoslawien hieß.

Jugoslawische Restaurants gab es zu dieser Zeit in Deutschland an vielen Straßenecken. Cevapcici kamen dort auf den Tisch, schmale Frikadellen, heute kaum noch bekannt und längst von türkischer Köfte verdrängt. Raznjici hießen die dezenten Fleischspießchen, und beim Lustigen Bosniak handelte es sich um ein mit Käse gefülltes Steak. Die Jugo-Variante des Cordon bleu gewissermaßen.

Nach Geräuchertem riecht es im Duga-Laden, nach würzigen Rippchen und meterlangen Würsten, die hinter der Glaswand des Tresens übereinander liegen. Daniela Djurcovic zeigt auf eine Schale mit gelblichen Bröckchen: „Grieben“, sagt sie. Alles passende Zutaten für ein zünftiges Sauerkraut. Frisch aus dem Fass verkauft es die Geschäftsfrau.

Ungefähr 10.000 Menschen aus Ex-Jugoslawien leben in Bielefeld und Umgebung, erklärt Goran Djurovic, der Ehemann. Viele Markenprodukte haben sich bis heute auf dem Markt behauptet. „Nostalgieprodukte“, sagt er und weist auf unterschiedliche Biersorten, Süßigkeiten und Tütensuppen, alle übersichtlich in Regale eingeräumt.

Batterien von Flaschen reihen sich aneinander, darunter die Rotweinsorten Grasevina und Plavac, süße Liköre wie Viljamovka aus Birne- und Honig, Vanillelikör und Obstbrände – Sljivovic.

Der fehlte damals in den jugoslawischen Restaurants ebensowenig wie die Erbsen im Djuvec-Reis. Spätestens mit der Rechnung kam jedes Mal auch Sljivovic auf den Tisch. Weil der Wirt diesen kratzenden Pflaumenschnaps wohl als zu streng für den Gaumen der weiblichen Kundschaft einschätzte, kredenzte er den Damen ein süßliches Gemisch aus Sljivovic und Birnenlikör: Julishka.

In alte Zeiten zurückversetzt fühlt sich auch Lars Reddemann beim Besuch im Duga: „Eine herrliche Auswahl an Dingen, die man in einem herkömmlichen Supermarkt sonst nicht bekommt. Die Sljivovic-Auswahl gefällt mir besonders gut’’, sagt der Betreiber des Numa.

  • Duga, August-Bebel-Straße 46, Öffnungszeiten: montags bis freitags 10-18 Uhr, samstags 10-16 Uhr.

Information

Rezept

Vegetarische Cevapcici

Zutaten für vier Personen: 2 Knoblauchzehen, ein halbes Bund Blattpetersilie und eine Zwiebel fein hacken. Alles in etwas Olivenöl anschwitzen.

300 g Couscous mit 300 ml kochendem Wasser übergießen und 10 Minuten quellen lassen. Die gedünstete Zwiebel-Mischung, 3 EL Paprika (rosenscharf), etwas gemahlenen Kreuzkümmel, Salz, Pfeffer, Abrieb von 1/2 unbehandelten Zitrone und 2 Eier zum gequollenem Couscous geben und gut vermengen.

Die Masse 20 Minuten kalt stellen und danach gleich große Cevapcici formen. In Olivenöl goldbraun braten. Mit scharfer Tomatensauce oder Joghurt servieren.