BIELEFELD

Stadt will BAJ retten: Weiter Zuschüsse bis 2012

Oberbürgermeister stellt Plan für Erhalt vor: "Einer der wichtigsten Akteure in der Jugendberufshilfe" / 80 Mitarbeiter - 1.300 Jugendliche

An der Ecke August-Bebel-/Carl-Schmidt-Straße steht das Haus, in dem früher Dürkopp-Adler saß. | © FOTO: OLIVER KRATO

12.07.2011 | 12.07.2011, 00:00

Bielefeld. Das BAJ vorerst gerettet? Kurz und knapp "toll" sagt da Vorstand Brigitte Reckmann vom Verein "Berufliche Ausbildung und Qualifizierung Jugendlicher und Erwachsener". Zuvor hatte Oberbürgermeister Pit Clausen nach halbjähriger Arbeit im Hintergrund mit einer Sondergruppe einen Plan erarbeitet, der aufzeigt, wie es beim von der Insolvenz bedrohten Bildungsträger BAJ weitergehen kann.

Hier, wo sich 1.300 Jugendliche in unterschiedlichster Form weiterbilden und ans Arbeitsleben herangeführt werden, fehlen jährlich mehr als 650.000 Euro - Geld, das nun die Stadt bis 2012 zahlt. Reckmann: "Es ging um die Frage, ob sich die Stadt das BAJ leisten kann - oder ob sie sich so viele Jugendliche auf der Straße leisten kann." Eine Frage, die glücklicherweise zugunsten des BAJ und damit der Jugendlichen entschieden worden sei.

Clausen: "Das BAJ ist einer der wichtigsten Akteure in der Jugendberufshilfe, deshalb habe ich es zur Chefsache gemacht, und deshalb werden wir es erhalten."

Das BAJ, gelegen an der August-Bebel-Straße, hat finanziell mehrere Baustellen: Einerseits die relativ teure Immobilie, andererseits 80 Mitarbeiter, die nach Tarif, neuerdings abgesenkt nach Haustarif, bezahlt werden. Sie sind teurer als Mitarbeiter anderer Anbieter, die Tarife ablehnen. "Das treibt Blüten, über die nachzudenken sich einmal sehr lohnen würde", sagt Clausen mit kritischem Unterton.

Fakt ist: Bei 8,5 Millionen Euro Umsatz ist das BAJ vor allem von der Bundesagentur für Arbeit abhängig, aber auch vom Land und der Stadt. Die, so Clausen, habe geprüft, ob Angebote geschlossen und anderweitig vergeben werden könnten, Ergebnis: Das 1984 gegründete BAJ "gibt es nur ganz oder gar nicht". Bisher galt ein Ratsbeschluss, dass ab 2012 die zuletzt Jahr für Jahr gesunkene städtische Unterstützung für den Verein bei null liegen sollte - nun aber sind es wieder bis zu 288.000 Euro; zuzüglich bis zu 300.000 Euro für konkrete Aufgaben und bis zu 255.000 Euro Mietzuschuss.

Die Vorlage diskutiert am Donnerstag der Hauptausschuss - für die CDU sagt Andreas Rüther: "Wir haben im Moment noch keine Detail-Infos, ich bin mir aber sicher, dass wir die Leistungen des BAJ zu würdigen wissen."

2013 jedoch könnte das BAJ erneut in eine heftige finanzielle Schieflage geraten, dann will die Arbeitsagentur Förderungen in Millionenhöhe streichen. Doch Reckmann ist optimistisch: "Wir haben jetzt Zeit gewonnen und arbeiten schon an anderen Angeboten, die dann Zuschüsse vom Land bekommen könnten."