Hundekot auf Gräbern? Die Reaktionen der Bielefelder Leserschaft

Bielefeld. Zugegeben, und das Wortspiel sei erlaubt, es gab bei der Kommentierung des Themas Hundekot die Sorge vor einem Shitstorm – quasi im wahrsten Sinne des Wortes. Umso erfreulicher: Ja, es gibt viele Mails an den Autor, und nein, tatsächlich (fast) alle sind sachlich, ausgewogen und moderat im Tonfall. Überraschend viele sind zustimmend, auch Hundehalter sehen das Problem, kritisieren das Verhalten einiger und finden Kot auf Gräbern widerwärtig. Die Reaktionen. Vom Alten Friedhof in der City berichtet Oliver Stief, dass das Problem hier Alltag sei: &bdquo;Seit sechs Jahren besuche ich die Grabstelle meiner geliebten Mutter. Zweimal befand sich auf ihr bereits ein großer Hundekothaufen. Ich sehe wirklich täglich Hundehalter, die ihre Vierbeiner auf dem Rasen ihr Geschäft erledigen lassen. Auch heute in 15 Minuten dreimal.“ Stief betont, dass es zwei Seiten gebe: &bdquo;Die meisten Hundehalter haben einen kleinen Beutel bei sich und entsorgen damit den Kot im Müll – doch ich sehe auch, wie Hundehalter ignorant weitergehen und den Friedhof als Hundeklo benutzen.“ Das entsetze ihn. Er frage sich, warum es nicht ein Hundeverbot gebe, &bdquo;so wie in Leopoldshöhe auf Friedhöfen.“ &bdquo;Zu viele Menschen halten sich einen Hund“ Lars Huwendiek wünscht sich Ordnungsdienste an den Eingängen. Er, der selbst früher drei Schäferhunde hatte, ist empört darüber, wie aggressiv reagiert werde, wenn er Halter auf Hundehaufen anspreche. Er glaubt, dass heute weitaus mehr Menschen einen Hund hätten, als es vertretbar sei. Stichwörter: in Wohnungen lebend, berufstätig und damit kaum Zeit, kein Grün in der Umgebung. Das Problem sei der Mensch, nicht das Tier. Dass der Kommentar ihm &bdquo;aus der Seele spricht“ schreibt Jörn Buldmann, er betont, dass es &bdquo;ein Teil der Hundebesitzer ist“, der sich problematisch verhalte, &bdquo;aber dieser Teil, der sich antisozial verhält, der wächst“. Ähnlich sieht es Hajo Uffenkamp und freut sich, &bdquo;dass es das Thema mal auf die große Bühne der Samstagsausgabe der NW geschafft hat“. Auch Martin Koch bedankt sich, deutlich werde, dass dem Autor &bdquo;das Miteinander der Gesellschaft am Herzen liegt“. &bdquo;Nicht nur Hundehalter stören das ruhige Gedenken“ Vom Grundsatz her stimmt auch Rainer Schremmer Jörn Buldmann zu, er fasst das Thema aber weiter. Er gehe mit seinem Hund auf dem Sennefriedhof Gassi, und finde das, &bdquo;was sich da einige Hundehalter leisten, völlig indiskutabel“. Sein Aber: Auch Menschen führten sich dort schlimm auf, auch sie nutzten den Friedhof als Toilette, inklusive Papiertuch-Hinterlassenschaften, auch sie ließen Kinder auf Grabplatten toben und schmissen Windeln in die Büsche. &bdquo;Ganze Sportgruppen trainieren hier.“ Ruhe, ein stiller Ort des Gedenkens? Diese Zeit sei längst vorbei. Der Bericht zum Thema: Bielefelds ekligstes Problem eskaliert: Hundekot sogar auf Gräbern Ehrenamtlicher Naturschutzwächter in der Senne ist Christoph Kaupmann, er zeigt sich verwundert: &bdquo;Ich habe unzählige Hundehalter auf die Problematik angesprochen, nach ihren Erfahrungen gefragt, und diese decken sich ziemlich genau mit meinen: Es sind absolute und nicht entschuldbare Ausnahmen auf dem Sennefriedhof“, so Kaupmann, selbst Hundebesitzer. Selber Ort, andere Wahrnehmung: Renate Sielemann schreibt. &bdquo;Als begeisterte Spaziergängerin auf dem Sennefriedhof kann ich die Berichte über das Verhalten der Hundehalter nur voll bestätigen. Die lange Leine wird großzügig eingesetzt, gerne werden die Hunde auch auf abgelegene Wege geführt, losgelassen – und dann die Hinterlassenschaften der Hunde wohlwollend ignoriert. Dann überrascht man einen Hundehalter, wie er seinem Hund geduldig zuschaut, wie dieser auf die Grabdekoration pinkelt. Der Sennefriedhof sollte nicht zum Hundeerlebnispfad verkommen.“ &bdquo;Ich stehe als Hundehalterin immer unter Generalverdacht“ Viele Hundehalter schreiben, darunter auch Ute Blattner. Sie bedauert: &bdquo;Ich stehe in den Augen der Nicht-Hundehalter immer unter Generalverdacht – auch das Grab meiner Mutter befindet sich auf dem Sennefriedhof, und auch ich habe hier schon Fremdhaufen entsorgt.“ Sie fände eine hinterlegte DNA-Probe des Tieres gut, &bdquo;auch, weil ich dann beweisen könnte, dass mein Hund nicht gegen Grabsteine pinkelt und Haufen hinterlässt“. Auch Nadja Khramova kann der DNA-Idee etwas abgewinnen. Sie würde gerne eine Initiative gründen, &bdquo;um Änderungen anzustoßen“. Ähnlich wie Blattner ergeht es Patricia Koch: &bdquo;Oft werden die mit verurteilt, die gewissenhaft alles einpacken und mitnehmen.“ Doch mahnt sie: &bdquo;Haben wir nicht aktuellere Sorgen als Hunde-DNA? Wer soll das bezahlen?“ Katzen koteten auch alles zu, darüber werde kaum gesprochen. &bdquo;Wie wäre es mit einer Katzensteuer?“ Der Kommentar zum Thema: Hundekot ist widerlich – auf Gräbern aber eine Ungeheuerlichkeit Kritisch setzt sich Axel Storck mit Bericht und Kommentar auseinander. Er schreibt: &bdquo;Der überwiegende Teil der Hundebesitzer, weit über 90 Prozent, beseitigen die Hinterlassenschaften ihrer Tiere zuverlässig und verantwortungsbewusst.“ Durch die öffentliche Diskussion würden &bdquo;die pflichtbewussten Hundehalter in einen Topf geworfen, was weder fair noch sachlich korrekt ist.“ &bdquo;Berichterstattung ist eine Steilvorlage für Hundehasser“ Er befürchtet, durch die Meinung in der NW könnte &bdquo;die nächste Vergiftung der Hunde im öffentlichen Raum bevorstehen“. Für ihn war die Berichterstattung &bdquo;eine Steilvorlage für Hundehasser“. Pflichtbewusste Hundehalter hätten sicher kein Problem mit einem Hunde-DNA-Test, aber ihn störe der damit verbundene &bdquo;Generalverdacht“. Sein bitteres Fazit: &bdquo;Ich schaffe mir keinen Hund mehr an, weil ich mich nicht mehr von fast jedem anfeinden lassen möchte.“ Jürgen Thannhäuser sieht, dass von Maßnahmen auch pflichtbewusste Hundehalter betroffen wären. Das sei bedauerlich, aber: &bdquo;Als regelmäßiger Besucher des Sennefriedhofs ärgern mich diese Hinterlassenschaften besonders. Ein solches Verhalten ist aus meiner Sicht hochgradig asozial. Hundehaufen sind nur ein Aspekt von Sauberkeit und Ordnung – beides befindet sich in unserer Gesellschaft leider im Wandel zum Schlechteren. Mehr Kontrollen und höhere Strafgelder wären wünschenswert. Allein die DNA-Proben würden mindestens einen Teil von Fehlverhalten abhalten.“ Sein Wunsch: &bdquo;Friedhöfe für Hunde sperren.“ Nach höflicher Kritik: &bdquo;Zwischen tauben Ohren und verbalen Angriffen“ Für hinterlegte DNA-Proben ist auch Carsten Bollweg, er fürchtet aber eine immer weitere Verschärfung der Tonlage in der Gesellschaft: &bdquo;Ich kann ihnen versichern, dass ich wirklich höflich mehrfach versucht habe, Hundehalter zu bitten, sich respektvoll gegenüber ihren Mitmenschen und der Natur zu verhalten taube Ohren sind das Harmloseste, was ich erfahren habe. Beleidigungen und verbale Angriffe, die Steigerung.“ Ein hartes Vorgehen gegen Hundehalter fordert Peter Böll, er schreibt: &bdquo;Hohe Bußgelder sowie eine Verdoppelung der Hundesteuer sind notwendig und überfällig – wie auch regelmäßige Kontrollen durch das Ordnungsamt.“ Wie frech das Verhalten einiger Halter ist, schilderte eine Mitarbeiterin des Umweltbetriebs: &bdquo;Während wir harkten und pusteten und das Laub auf Haufen schichteten, ließ ein älterer Herr sein Tier direkt neben uns kacken – und als wir uns beschwerten, hatte er nichts gesehen, meinte aber, wir könnten es doch wegmachen, wir seien ja gerade dabei.“

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