Hundekot ist überall widerlich – auf Bielefelds Gräbern aber eine Ungeheuerlichkeit

Bielefeld. Ein Hund, der an einen Grabstein pinkelt. Oder gar einen Haufen da hinsetzt, wo Menschen beigesetzt worden sind, wo Angehörige trauern. Dieses Bild ist derart abstoßend, dass es einen schüttelt. Und doch kommt das vor, Mitarbeiter von Friedhöfen berichten davon, der Autor selbst hat es genau so erlebt. Und fragt sich: Wie wenig Anstand können Menschen haben, die so etwas zulassen? Wie wenig Schamgefühl? Und was ist eigentlich los bei so manchem Hundehalter, dass er (oder sie) bei Ansprache von verärgerten und auch beschämten Friedhofsmitarbeitern auch noch aggressiv wird? Es ist doch kein Grundrecht, seinen Hund immer und überall seine Haufen und Markierungen absetzen zu lassen, einfach da, wo das Tier es gerade mag. Der öffentliche Raum ist kein Hundeklo, Tretminen sind nichts anderes als widerlich – und nur weil jemand Hundesteuer zahlt, existiert ja nicht eine Art Grundrecht auf Rechtsfreiheit fürs geliebte Tier und seinen Halter. Auch seriöse Hundehalter sagen: Das muss so nicht sein Dass Hunde einfach überall hinmachen, das muss nicht sein: Wer mit anständigen Hundehaltern spricht, erfährt immer wieder, dass es kein Problem ist, das Tier vorher zur Seite zu ziehen. Ja, aufmerksame Hundehalter sehen und wissen, wann ihr Tier müssen muss. Natürlich passiert es dann doch ab und zu einmal – aber dann wird eben beseitigt, was passiert ist. Haufenweise Ärger wird so vermieden. Was aber auf dem Sennefriedhof und anderen Friedhöfen passiert, ist derart respektlos, dass es nur mit einem ungeheuerlichen Egoismus zu erklären ist. Was die Mitarbeiter erzählen, ist ein glasklares Motto, das gilt. Es lautet: Erst ICH und MEIN Hund, dann der Rest der Stadt. Und nach MIR der Gestank, der Ekel, das Widerliche. Alleine, dass statt des benachbarten Teutoburger Waldes der Sennefriedhof, der Botanische Garten und der Tierpark zum Gassi-Gehen ausgesucht werden, ist schon Schritt eins ins Problem. Es sind alles sensible Orte, wo Probleme programmiert sind. Probleme, auf die hingewiesen wird. Beispiel Friedhof: Jeder sieht an jedem Eingang die Schilder: Haltet die Leine kurz, entfernt Kot, meidet Grabstätten. Wie kann man das einfach ignorieren an der letzten Ruhestätte des Menschen? Übereinstimmende Aussagen: Auf Kritik folgen Aggression und Renitenz Ähnliches gilt im Botanischen Garten, im Tierpark, auf Spiel- und Bolzplätzen, auf Gehwegen – und im Wald beim Thema Anleinen. Überall nehmen sich Hundehalter Dinge heraus, die einfach nicht in Ordnung sind. Wer sie anspricht, bekommt Desinteresse, Aggression, Renitenz zu spüren – so berichten es diejenigen, die vor Ort aufzuklären versuchen. Lesen Sie auch: Hundekot auf Gräbern: Unglaubliche Zustände auf dem Sennefriedhof Ein Mitarbeiter des Sennefriedhofes hat den Eindruck, dass bei vielen Hundehaltern das Tier emotional einem Kind gleichgesetzt wird. Ein Mitarbeiter des Sennefriedhofes hat den Eindruck, dass bei vielen Hundehaltern das Tier emotional einem Kind gleichgesetzt wird. Aber: Lassen wir einen Zweijährigen sein Geschäft auf Gräbern machen? An Bäumen mitten in der City? Mitten auf Bolzplätzen? An Wegrändern in Parks? An Tiergehegen? In Beeten? Nein, das machen wir nicht – und hier wäre es noch immerhin ein Mensch und kein Tier. Irgendwas läuft bei einem nicht gerade kleinen Teil der Hundehalter gewaltig schief, so der Eindruck. Ein Eindruck, der sich verstärkt, auch, weil sich die Zahl der Tiere binnen 15 Jahren verdoppelt hat. Lesen Sie auch: Bielefelder Debatte um Hundekot in Plastikbeuteln Hundekot in Plastikbeutel zu stecken, das sollte normal sein. Aber dann doch nicht in den Wald, in den Park, an den Wegesrand werfen. Geht`s noch? Ein Mülleimer ist der beste Ort für Müll, am besten der eigene. Ja, da muss man den Beutel eben mitnehmen, nicht schön, aber die Windel eines Kindes wirft doch auch keiner in die Landschaft. Ein Hundehalter nutzt seinen Hund mit seinen Haufen sogar als Waffe Und: Dass ein Hundehalter in Gadderbaum im Park am Kneippweg seit anderthalb bis zwei Jahren den Bolzplatz von seinem Tier zukacken lässt, offenbar als Protest- oder Kunstform, das ist doch nicht mehr zu fassen in seiner Perversität. Leid tun können einem all jene Hundehalter, die tolle Tiere haben und sich um diese liebevoll kümmern, die Verantwortung übernehmen und immer darauf achten, was ihre Tiere so treiben. Die nicht nach dem Motto &bdquo;dog first“ leben. Die eben niemals ein Grab anpinkeln lassen würden, niemals Kot auf dem Gehweg liegen lassen würden, niemals im Naturschutzgebiet einfach mal so &bdquo;Leinen los!“ rufen. Die der Tierliebe auch den Respekt vor der Gesellschaft hinzufügen. Doch sie sind gefühlt nicht gerade die breite Mehrheit. Und so muss endlich etwas passieren. Was? Ein Verbot für Hunde wäre auf Friedhöfen, im Botanischen Garten und im Tierpark ein Anfang. Bußgelder sollten verhängt werden können – saftige, bitte. Andere Städte in Europa haben da eine Idee – aber Deutschland kneift Und dann? Tel Aviv, ein Stadtteil Londons, Malaga, Béziers und Südtirol machen es vor: Wird ein Hund beim Amt angemeldet, nimmt dieses eine DNA-Probe des Speichels. Die wird gespeichert. Es gibt Firmen, die das den Kommunen als kostendeckendes Paket anbieten. Und so kann jeder Haufen zugeordnet und jeder Hundehalter für die Sauerei belangt werden. Denn anders scheint es ja nicht zu gehen. Doch halt, wir leben ja in Deutschland. Und bisher wurde hier allen Kommunen, die diesen Weg gehen wollten, ein Wort entgegengeschleudert: Datenschutz! So ein sch. . . Lesen Sie auch: So viel Kot bleibt liegen

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