Pacman, Pong & Pixel: Bielefelds geheimes Computermuseum öffnet seine Türen

Bielefeld. Für die meisten ist es nur ein Brummen, ein Piepen oder das Flimmern einer Diode. Für Stefan Kastigen ist es hingegen immer wieder ein kleines Wunder, wenn er einem Computer, der Jahrzehnte in Kellern, auf Dachböden oder in irgendwelchen Ecken gestanden hat, neues Leben einhauchen konnte. &bdquo;Es ist schon toll, wenn so ein Gerät wieder hochfährt“, sagt der 62-Jährige. Und weil er dieses Wunder schon einige Male vollbracht hat und zudem ein passionierter Sammler ist, hat er einen schier unglaublichen Fundus an Rechnern, Computern und Spielautomaten zusammengetragen – zu sehen und zu bestaunen im &bdquo;Bielefelder Computermuseum“. Seit zwölf Jahren besteht das liebevoll in den Räumen an der Wilhelmsdorfer Straße 138 eingerichtete Museum. Einst war dort eine Werkstatt von Bethel untergebracht, bis Kastigen dort mit seinem Software-Unternehmen Nova Objects eingezogen ist. Für sich und seine Mitarbeiter benötigte er nur einen Bruchteil des verfügbaren Platzes. Für den Rest hatte er aber schnell eine Idee: Immerhin sammelte sich seit Jahren in seinem Keller und in Lagerräumen Schätze aus rund 40 Jahren Computergeschichte. &bdquo;Die Räume haben förmlich danach geschrien, so etwas aufzubauen.“ Gesagt, getan: Aus dem Jäger und Sammler wurde ein Museumsdirektor. Naja – fast. &bdquo;Eigentlich ist es ja nur eine Privatsammlung“, sagt Kastigen mit etwas Understatement. Eine Bielefelder Konkurrenzveranstaltung zum Paderborner Heinz-Nixdorf-Forum sei sein Museum keinesfalls, auch – auch wenn seine Taschenrechnersammlung größer ist, wie er dann doch mit etwas Stolz betont. Ein Erweckungserlebnis im Matheunterricht des Ratsgymnasiums Ohnehin sind Taschenrechner so etwas wie die Keimzelle des wohl am wenigsten bekannten Museums der Stadt. Denn die Faszination für rechnende Maschinen erwachte bei dem gebürtigen Bielefelder schon in der Kindheit, als er mit sieben Jahren seinen ersten Taschenrechner bekam. Er war sofort Feuer und Flamme. &bdquo;Ich habe noch gelernt, wie man mit einem Rechenschieber umgeht“, erinnert sich Kastigen. &bdquo;Und jetzt gab es auf einmal ein Gerät, das rechnen konnte? Das war einfach nur unglaublich.“ Bei Karstadt drückte er sich mit seinen Freunden an den Vitrinen mit den modernen Geräten die Nase platt und träumte von seinem ersten selbst programmierbaren Taschenrechner. Den leistete er sich dann mit 14 Jahren vom ersparten Taschengeld, womit es dann endgültig um ihn geschehen war. Nicht nur, weil er dann mit seinem Texas Instruments SR 56 am Ratsgymnasium schlagartig der erste war, der bei der Mathearbeit fertig war: &bdquo;Einer Maschine sagen können, was sie tun soll – das war ein echtes Erweckungserlebnis.“ Freizeitspaß in Bielefeld: Das Wettkampfspiel &bdquo;Gamer“ im NW-Test Dieser Moment sollte Stefan Kastigen bis heute nicht loslassen. Wenn er über seine Sammlung spricht, wirkt es, als blättere jemand im Gedächtnis einer ganzen Branche. Der diplomierte Informatiker hat die Entwicklung vom leuchtenden Radiobaukasten bis zum Smartphone nicht nur verfolgt, sondern gelebt. Was andere weggeworfen haben, hat er aufgehoben. Was ausrangiert war, hat er wiederbelebt. Und was für viele nur Technik ist, ist für ihn ein Stück Biografie – und etwas, was einfach nur unfassbar viel Spaß macht. Diese Mischung aus Neugier, Freude am Basteln und viel Geduld, wenn der Kasten auch nach dem siebten Versuch einfach nicht blinken oder piepen will, zieht sich durch alle Räume seines Museums. Roboter auf Bielefelder Gehwegen: So sollen die &bdquo;Teutobots“ im Alltag helfen Als die Zukunft noch nach Lötzinn roch So können die Besucher die zahlreichen Original-Arcade-Spielautomaten selbst ausprobieren und sich mit Pacman, Donkey Kong, &bdquo;Nürburgring 1“ (&bdquo;Der erste dreidimensionale Autorennsimulator!“) oder natürlich auch dem weltweit ersten Videospiel &bdquo;Pong“ in längst vergangene und unfassbar pixelige Zeiten zurückversetzen lassen. Eher für die an Technikgeschichte interessierten Gäste stehen mechanische Rechenmaschinen oder die ersten Computer wie ein Altair 8000 der Apple Lisa oder auch einer 10-Megabyte-Festplatte, die nur von zwei erwachsenen Männern bewegt werden kann. Zwischendrin stehen dann immer wieder kleine Gimmicks zum Staunen: Etwa ein Lego-Roboter, der vollautomatisch einen Zauberwürfel löst. Games-Rezensionen gibt’s auch auf unserer Themenseite: Game-Reviews & Game-News Bei all der Fülle und der unfassbaren Menge an Geräten, Technik und Geschichten ist Kastigen selbst der rote Faden. Ein Mann, der Technik nicht nur erklärt, sondern fühlbar macht. Einer, der sich freut, wenn Besucher plötzlich große Augen kriegen und sich dreißig Jahre zurückversetzt fühlen: &bdquo;Hier hat noch jeder seinen Taschenrechner aus der Jugend wiedergefunden.“ Diese Begeisterung teilt der Museumsleiter in regelmäßigen Abständen und gewährt damit einen Blick in eine Welt, in der die Zukunft einmal nach Lötzinn roch und ein Piepen ausreichte, um jemanden glücklich zu machen. Rare Öffnungszeiten im Bielefelder Computermuseum Am Samstag, 22. November, öffnet das Bielefelder Computermuseum an der Wilhelmsdorfer Straße 138 von 14 bis 18 Uhr, ein weiterer Termin ist für Sonntag, 14. Dezember, ebenfalls von 14 bis 18 Uhr geplant. Für Gruppen ab zehn Personen können auch gesonderte Termine ausgemacht werden. Weitere Informationen gibt es online unter www.bicomm.de . 📱 News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW-Bielefeld

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