Bielefelder Traditionskonditorei schließt nach mehr als 90 Jahren: Das sind die Gründe

Bielefeld. Das Café Möller, eine der letzten Bielefelder Traditionskonditoreien mit einem wohl stadtweit einzigartigen Angebot, schließt nach über 90 Jahren. &bdquo;Wir sind nicht in wirtschaftlichen Schwierigkeiten“, sagt Konditormeister Dirk Kokenbrink (56), der den Betrieb in dritter Generation zusammen mit seiner Mutter Ursula leitet. Kunden und Firmenaufträge habe das Café nach wie vor genug. Entscheidend sei ein Mix von Gründen. Viele Bielefelder kennen die alteingesessene Konditorei an der Friedrich-Ebert-Straße, die 1928 von Konditormeister Franz Möller in Münster gegründet wurde. 1937 erwarb die Familie das Haus gegenüber der Alten Post, eröffnete hier Geschäft und Café. Heute wird beides in dritter Generation von Dirk Kokenbrink geleitet. Auch er blickt inzwischen auf ein 40-jähriges Arbeitsleben zurück. &bdquo;Ich habe mit 16 meine Ausbildung und mich mit 30 Jahren selbstständig gemacht“, erzählt er. Im Laufe der Jahre hat er über 200 Auszubildende gehabt, darunter viele Kammer-, Landes- und Bundessieger bis hin zum Weltmeister der Konditoren. Bis heute stehe er an sechs Tagen die Woche ab 3 oder 4 Uhr früh in der Konditorei. &bdquo;Und am Sonntag bin ich im Büro.“ Jeden Tag 12 bis 15 Stunden im Geschäft: &bdquo;Das merkt man irgendwann.“ Bielefelder Konditormeister verwendet keine Fertigmischungen Über die Jahre hat die Familie den Betrieb aus- und umgebaut, das Angebot modernisiert und angepasst. Heute bestehe die Kundschaft zu fast 90 Prozent aus Stammkunden, berichtet der Betriebschef. Sie alle legten Wert auf hohe Qualität und handwerkliche Backkunst. &bdquo;Bei uns gibt es keine Fertigmischungen, es entsteht alles hier vor Ort – das macht uns aus.“ Lesen Sie auch: Das Aus für Bielefelder Familienbetrieb: Bäckerei schließt an Heiligabend für immer Das Café habe sich auf Torten zu festlichen Anlässen wie Hochzeiten oder Geburtstage spezialisiert. &bdquo;Viele Kunden kommen jedes Jahr wieder, erst zur Geburt, dann zur Taufe, zur Einschulung, zum Abi – bis zum ersten Job. Das geht in eins durch.“ Auch viele Firmen bestellen bei Café Möller – für die unterschiedlichsten Anlässe. Rund um den Kesselbrink hat sich viel verändert Doch nicht nur im Möllerschen Betrieb, auch im Umfeld hat sich viel verändert. &bdquo;Vor 30 oder 40 Jahren war auf dem Kesselbrink noch der Busbahnhof“, erinnert sich Dirk Kokenbrink. &bdquo;Es gab das Telekom-Hochhaus, die Alte Post, Versicherungen und Büros.“ Entsprechend viele Menschen waren vor dem Café unterwegs; viele Tausende seien es täglich gewesen. Inzwischen sehe es hier ganz anders aus. Stark gewandelt hat sich auch der Arbeitsalltag des Konditormeisters, der seinen Beruf, dessen Kreativität und Vielfalt, bis heute liebt. Doch Zeit bleibt ihm dafür immer weniger. Die bürokratischen Anforderungen steigen seit Jahren – ein weiterer Punkt, der dem 56-Jährigen das Leben madig macht. .responsive23-zS8ZCD9LOgl1XQzW-map-cafe-moeller { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-zS8ZCD9LOgl1XQzW-map-cafe-moeller { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-zS8ZCD9LOgl1XQzW-map-cafe-moeller { padding-top: 142.86%; } } &bdquo;Früher habe ich ein paar Tests gemacht, und das war’s.“ Heute müssten die einzelnen Zutaten und ihre Herkunftsländer überprüft, alles genau gewogen, in absteigender Form angegeben und eine Allergenliste erstellt werden. Dazu kommen weitere Vorgaben, bei der Hygiene oder bei der Reinigung. &bdquo;Früher war ich zu 90 Prozent in der Backstube und zu 10 Prozent im Büro, heute sind es jeweils 50 Prozent.“ Wie es Apotheken ergeht: Unterversorgung droht: Alteingesessene Bielefelder Apotheke vor Schließung Bielefelder Konditorei fehlt Fachpersonal Obendrauf kommt noch das Personalproblem. Im Verkauf hören drei von insgesamt 19 Mitarbeitenden auf, die eigentlich ersetzt werden müssten. &bdquo;Aber gutes Fachpersonal finden Sie heute nicht mehr.“ Erfolglos sei auch die Suche nach einem potenziellen Nachfolger gewesen. Aus alldem zieht Dirk Kokerbeck nun die Konsequenzen; auch wenn ihm und seiner Familie die Entscheidung von Herzen schwerfalle. &bdquo;Bis zum 30. April im nächsten Jahr bleiben wir offen, vorher machen wir noch Ausverkauf“, sagt er. Was mit dem fünfstöckigen Haus (über dem Betrieb befinden sich noch sechs große Wohnungen) passiert, ist noch offen. Dirk Kokenbrink will sich erst einmal neu sortieren – und endlich wieder Urlaub machen. Auch interessant: Bielefelder Gäste feiern das neue Frühstück im Café Schumacher

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