Mit vielen Fotos: Überraschende Einblicke ins Bielefelder Landgericht

Bielefeld. Imposantes Gebäude, harte Fälle: Das Bielefelder Landgericht ist stadtbekannt. Alt- und Neubau sind Teil des Justizzentrums Bielefeld, in dem auch Arbeits-, Amtsgericht und Staatsanwaltschaft untergebracht sind. Die insgesamt fünf Gebäude sind durch diverse Zwischenbauten, Laubengänge und Sockelgeschosse miteinander verbunden. Schwere Verbrechen, wie der Nimani-Mord, stehen im Landgericht auf der Tagesordnung. Vom Zellentrakt im Keller bis zum Türmchen auf dem Dach mit Rundblick über die Stadt: Hinter den teils alten Mauern gibt es Beeindruckendes zu entdecken. Und nicht jeder kommt so einfach rein. An den Eingängen müssen sich Gäste erst einmal einer Sicherheitskontrolle unterziehen. &bdquo;Aber ansonsten ist es ein öffentliches Gebäude und kann zu den Öffnungszeiten besichtigt werden“, sagt Guiskard Eisenberg, Vorsitzender Richter und Pressedezernent des Landgerichts. Imposante Einblicke in Bielefelder Landgericht Der älteste Teil des Justizzentrums ist der von 1867 bis 1869 errichtete und 1870 bezogene, mit roten Backsteinen geklinkerte Bau an der Detmolder Straße. Dort ist heute das Arbeitsgericht untergebracht. Daneben liegt der 1914 bis 1917 im Stil der Neo-Renaissance errichtete, zum Nebelswall hin gelegene Altbau des heutigen Landgerichts. Dort ist der imposanteste Raum des gesamten Komplexes zu finden: der alte Schwurgerichtssaal, in dem einst Mord und Totschlag verhandelt wurden. Über sieben Meter hohe, verzierte Holzdecken, Fischgrätboden, Holzsitzbänke und Tische aus dem Ursprungsbaujahr: &bdquo;Justiz als dritte Staatsgewalt sollte und soll gerade etwas darstellen, deshalb war und ist eine gewisse Repräsentanz erwünscht“, sagt Eisenberg. Tafel im Landgericht Bielefeld erinnert an NS-Zeit Außen und innen gibt es viele historische Details und Zeitzeugen unterschiedlichster Art zu entdecken. Wie die &bdquo;Justitia“, eine der Figuren an der Fassade des Landgericht-Altbaus neben dem zur Detmolder Straße hin gelegenen ehemaligen Haupteingang. Statt die Augen verbunden zu haben, hält das Werk des Bielefelder Künstlers Franz Guntermann die Binde in der Hand. &bdquo;Warum, das ist nicht bekannt“, sagt Eisenberg. An der Fassade sind auch noch die ehemaligen, separaten Eingänge für Gefangene und Besucher zu erkennen. Stärke, Wahrheit, Gerechtigkeit und Weisheit: Die bunten Figuren in den von Künstler Karl Muggly gestalteten bunten Fenstern symbolisieren, was die Justiz ausmache. Blick ins Ratsgymnasium: Beeindruckende Architektur in Bielefeld Dass es aber zeitweise alles andere als gerecht zuging, davon zeugt eine Tafel am Eingang des ehemaligen Schwurgerichtssaals, der heute als Verhandlungssaal genutzt wird. &bdquo;Zum Gedenken an die Frauen und Männer, denen von 1933 bis 1945 durch die Justiz Unrecht geschah“, ist dort in verblasster Schrift zu lesen. Gerüchte über Vollstreckung von Todesurteilen im Landgericht &bdquo;Es gibt Gerüchte, dass hier im Innenhof im Dritten Reich Todesurteile vollstreckt wurden“, berichtet Eisenberg. Neben der imposanten Haupttreppe gibt es im oberen Stockwerk schmalere Holzstiegen, die bis in den ungenutzten Dachboden und von dort hinauf zum prägnanten, an der Gebäudeecke zur Detmolder Straße hin gelegenen Turm führen. Von dort hat man eine beeindruckende Aussicht über Bielefeld. Unter den Verhandlungssälen gibt es mehrere Zellentrakte, in denen die in Haft sitzenden Angeklagten an den Verhandlungstagen untergebracht werden. Allein das Landgericht verfügt über mehrere 1.000 Quadratmeter Nutzfläche. Zum Thema: Landgericht Bielefeld bekommt eine neue Fassade Während die sanierten, unter Denkmalschutz stehenden Altbauten die Jahrhunderte bautechnisch gut überstanden haben, bröckelt die Fassade des 1969 fertiggestellten Neubaus des Landgerichts seit mehr als zehn Jahren. &bdquo;Seit 2021 ist sie mittlerweile eingerüstet und wird saniert“, berichtet die für das Projekt zuständige Rechtspflegerin Carina Menning. Im Bielefelder Landgericht wurden auch NS-Verbrechen verhandelt Ein besonderer Hingucker im Gerichtskomplex ist auch der Übergang vom Neubau des Amtsgerichts in den Altbau. Moderne Glas- und Stahlelemente stehen dort im Kontrast zu den alten, roten Backsteinen und den massiven Sandsteinen am Sockel des Gebäudes. In den einstigen Zellen im Keller sind noch historische Zeitzeugen zu finden, wie eine alte Posttasche. Mehr zum Thema: 100 Jahre Landgericht Bielefeld an der Detmolder Straße Neben öffentlichkeitswirksamen Verfahren wie der Nimani-Mord oder auch der Balsam-Prozess der Jahre 1995 bis 1997, wurden im Bielefelder Landgericht zwischen 1958 und 1967 NS-Verbrechen verhandelt, die 1943/44 im &bdquo;Bezirk Bialystok“ (Polen) begangen worden waren. Den Tätern wurde Beihilfe zum Mord an mehr als 30.000 Ghetto-Bewohnern vorgeworfen, vier Angeklagte wurden zu mehrjährigen Zuchthausstrafen verurteilt.

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