Die Bielefelder Weihnachtsbäume in der City kommen aus einer anderen Stadt

Bielefeld. Es ist schon ein etwas merkwürdiges Gefühl. Die Sonne scheint, es sind milde Temperaturen von um die 15 Grad und das Herbstlaub verleiht der Bielefelder Altstadt einen goldenen Glanz. Und mitten drin steht auf dem Alten Markt seit Mittwochmorgen, 5. November, ein Weihnachtsbaum. Weihnachten? Es war doch gerade erst noch Oktober? Entsprechend fremdeln einige Bielefelder noch mit dem Anblick. &bdquo;Der ist aber klein!“, raunt ein Mann, der mit seiner Familie aus der Kaffeebar Deppe & Co. kommt und staunend den großen Bahnhof um den eigentlich ziemlich großen Baum bemerkt. Ein 60-Tonnen-Autokran, ein Hubsteiger und sechs Mitarbeiter des Umweltbetriebes waren den gesamten Vormittag damit beschäftigt, nicht nur auf dem Alten Markt weithin sichtbar für Weihnachtsstimmung in Bielefeld zu sorgen. Damit sind sie allerdings bei Weitem nicht die Ersten. In zahlreichen Geschäften gibt es bereits Deko und Geschenke zu kaufen, die Weihnachtsbeleuchtung hängt bereits in den Einkaufsstraßen. Und abgesehen von dem missmutigen Herrn gibt es doch deutlich mehr Passanten, die mit spürbarer Vorfreude das Spektakel um den einschwebenden Weihnachtsbaum mit ihren Smartphones einfangen. Dabei müssen sie – allen Unkenrufen zum Trotz – die Weitwinkelfunktion ihrer Kameras nutzen, sonst würden sie auf den Bildern die Spitze abschneiden. &bdquo;Der Baum ist zwölf Meter hoch“, sagt UWB-Sprecher Michael Koch, der ebenfalls den Kopf in den Nacken lehnen muss, um die finalen Handgriffe seiner Kollegen zu beobachten. Zwei weitere Bäume – einer acht, der andere sieben Meter hoch – wurden auf dem Jahnplatz und vor dem Rathaus aufgestellt. Das Prozedere ist überall das Gleiche: Mit Kettensägen werden überstehende Äste und Stümpfe entfernt, für die Festigkeit in der Bodenhülse sorgen fest eingeschlagene Holzkeile – in der guten Stube der Stadt ist eben alles eine Nummer größer als in den Wohnzimmern der Bielefelder. Die Bäume wurden aus Verl &bdquo;importiert“ Der Baum selbst stammt indes wie auch in den Vorjahren nicht aus Bielefeld. Seit 2022 werden die Tannen extern angekauft, da es die Baumschutzsatzung verbietet, innerhalb der Stadtgrenzen Nadelbäume mit einem Stammumfang von einem Meter und mehr zu fällen. Und dieser Umfang ist ab einer gewissen Höhe schnell erreicht, wobei &bdquo;schnell“ relativ ist: Eine Nordmanntanne braucht rund zehn Jahre, um 1,50 Meter groß zu werden – ein Exemplar wie auf dem Alten Markt benötigt etwa das Vierfache an Wachstumszeit. Der Umfang des Stammes hat dann den entscheidenden Meter schon längst überschritten, weshalb die Bäume 2025 von einem Gartenbaubetrieb aus Verl bezogen wurden. Kostenpunkt: ein &bdquo;unterer vierstelliger Betrag“, wie Koch sagt. Lesen Sie auch: Bielefelder Weihnachtsbaum-Posse wiederholt sich Mit einem Tieflader wurden die drei Bäume Stück für Stück aus dem Kreis Gütersloh an den Kunsthallenpark verbracht, von dort ging es auf einem von einem Traktor gezogenen Anhänger weiter zum Zielort. Dort wird der Baum dann mit dem mehr als haushohen Kran an die gewünschte Position gehievt und befestigt. Zum Schluss werden noch Tannenzweige und Reisig über den Stamm gedeckt, um den Baum vor Frost zu schützen – was an einem derart milden Herbsttag eigentlich nur schwer vorstellbar ist. Und es ist auch nur gefühlt der Fall, dass die Bäume in diesem Jahr besonders früh aufgestellt werden. &bdquo;Wir sind eigentlich immer um diese Zeit hier aktiv“, sagt Koch. Und das auch aus einem guten Grund, wie UWB-Gärtnermeister Dietrich Kopp erläutert: &bdquo;Jetzt kommen wir hier mit unseren Fahrzeugen noch gut durch. Wenn in den kommenden Tagen die Schausteller anfangen, ihre Buden für den Weihnachtsmarkt aufzubauen, wäre das schon deutlich schwieriger.“ Fehlt nur noch der Weihnachtsbaumschmuck – und der Glühwein Die Arbeiten für den am 20. November beginnenden Markt sind nicht die einzigen Besonderheiten, die die Mitarbeiter des Umweltbetriebes beachten müssen. Auf dem Jahnplatz ist das Hindernis allerdings oben: Die Leitungen für die Platzbeleuchtung müssen beim Aufstellen berücksichtigt werden. Und auch der Baum ist mit sieben Metern genau aus diesem Grund der kleinste des Trios. Er ersetzt wieder das leuchtende Eichhörnchen, das im vergangenen Jahr den Platz beleuchtet und unter den Bielefeldern einiges an Diskussionsbedarf ausgelöst hat. Jetzt eben wieder: ganz klassisch. Lesen Sie auch: Dieses leuchtende Tier ersetzt 2024 den Weihnachtsbaum auf dem Bielefelder Jahnplatz Mit dem Aufstellen der Bäume hat der Umweltbetrieb seine weihnachtliche Pflicht erfüllt. &bdquo;Unser Job endet dann hier“, sagt Koch. Geschmückt werden die Bäume dann von Bielefeld Marketing. Und spätestens dann dürften auch die letzten Bielefelder Weihnachtsmuffel von dem stimmungsvollen Bild in Festtagsstimmung versetzt werden. 📱 News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW-Bielefeld

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