Anfang Dezember: Junge Flüchtlinge ziehen in ehemalige Arztpraxis im Bielefelder Westen

Bielefeld. Wer wird genau einziehen? Und wann? Wer betreut die jungen Flüchtlinge? Was machen sie den ganzen Tag, am Wochenende und in den Ferien? Und wie sieht es aus mit Sprachförderung und Rücksicht auf die Nachbarn? Mit vielen Fragen waren rund 35 Anwohner und Ortspolitiker zur Infoveranstaltung zur neuen Wohngruppe für junge, unbegleitete Flüchtlinge in der ehemaligen Arztpraxis an der Wertherstraße 444 ins Bezirksamt Dornberg gekommen. Sozialpädagoge Inan Baysal hat die zwischen Kreuzkrug und Bürgeramt gelegene Immobilie privat gekauft und betreibt dort zukünftig mit seinem Unternehmen &bdquo;Junge Welten OWL GmbH“ eine neue Wohngruppe für junge Flüchtlinge im Auftrag der Stadt. Anders, als anfangs kommuniziert, sollen nicht nur Minderjährige, sondern junge Männer im Alter von 15 bis 21 Jahren dort &bdquo;längerfristig“ leben. Perspektivisch soll die Einrichtung auch für Jugendliche ohne Fluchterfahrung aus anderen Städten geöffnet werden, berichtet Baysal, der seit über 20 Jahren in der ambulanten Erziehungshilfe für die Stadt tätig ist. Ursprünglich sei eine Altenhilfe im rot geklinkerten ehemaligen Haus des Allgemeinmediziners Andreas Kühle angedacht gewesen. &bdquo;Wir mussten eine Nutzungsänderung beantragen und haben noch mal ein komplett neues Konzept aufgestellt“, sagt Baysal, selbst Vater zweier Söhne. Er lebt mit der Familie in Werther, seine Frau ist Hausärztin in Schildesche, berichtet er. Der barrierefreie Umbau sei sehr aufwendig gewesen. Deshalb sei die von Nachbarn bemängelte Pflege von Hecke und Straße auch etwas vernachlässigt worden. Dafür bitte er um Entschuldigung. Flüchtlinge werden rund um die Uhr betreut Aktuell würden noch die letzten Anpassungen entsprechend den Auflagen von Feuerwehr, Bau- und Jugendamt umgesetzt. Anfang Dezember sollen dann die ersten Jugendlichen einziehen. &bdquo;Wir starten aber erst mal mit zwei oder maximal drei“, sagt Baysal. Die Betreuung werde durch die &bdquo;Junge Welten OWL GmbH“ rund um die Uhr gewährleistet. Auch nachts sei mindestens immer eine pädagogische Fachkraft vor Ort. Bis zu zehn Plätze gibt es in der Wohngruppe. Bei voller Belegung werde dann auf acht Fachkräfte aufgestockt. Und auch nicht alle Jugendlichen würden aufgenommen. &bdquo;Beispielsweise keine mit psychischen oder Drogenproblemen.“ Lesen Sie auch: Überraschende Entwicklung bei Ausgaben der Stadt Bielefeld für Asylbewerber Die Betreuer würden die Jugendlichen im Alltag unterstützen, etwa bei Schulangelegenheiten und Arztbesuchen. &bdquo;Wir kochen und essen gemeinsam und versuchen, sie bestmöglich für die Zukunft vorzubereiten, sodass sie ohne Hilfe vom Jugendamt leben können“, sagt Baysal. Was die Teilnahme an Angeboten von Sportvereinen oder Jugendtreffs oder der Kirchengemeinde angehe, &bdquo;können wir nur Angebote machen“, sagt Baysal. &bdquo;In dem Alter entscheiden aber die Jugendlichen selbst, was sie machen möchten.“ Jugendliche müssen um 22 Uhr zu Hause sein Tagsüber würden sie Schulen oder Berufsschulen besuchen. Oft auch Internationale Klassen, in denen schwerpunktmäßig Deutsch gelernt wird. Ob bei der Sprachförderung noch weiterer Bedarf bestehe, &bdquo;können wir erst sagen, wenn die Jugendlichen dann da sind“, sagt auch die noch amtierende Bezirksbürgermeisterin Christiane Zier. Diejenigen, die noch nicht volljährig seien, hätten Vormunde, die über das Familiengericht bestimmt würden. Für sie gelte zudem, dass sie um 22 Uhr zu Hause sein müssten. Auch interessant: Asylbewerber in OWL: Zahl der Empfänger von Sozialleistungen deutlich gesunken &bdquo;Ansonsten sind es einfach Jugendliche, die – wie die meisten anderen und auch meine Tochter gerade – in dem Alter gern draußen auf der Straße unterwegs sind“, ergänzt Diana Strohbücher vom Jugendamt der Stadt Bielefeld. Da bitte sie &bdquo;einfach um ein bisschen Verständnis“. Und, ja, sie bekämen auch ein Taschengeld, sodass sie sich damit auch materielle Wünsche erfüllen könnten, so Baysal auf Nachfrage eines Anwohners. Monatliche Kaffeetrinken in Dornberg geplant Sobald er grünes Licht vom Bauamt habe, lade er die Nachbarschaft noch einmal ein, sich das Haus anzusehen. Zudem soll es monatliche gemeinsame Kaffeetrinken geben, bei denen etwaige Probleme offen angesprochen werden könnten. Sie seien dann auch eine gute Möglichkeit für diejenigen, die die jungen Menschen ehrenamtlich mit unterstützen möchten, wie beispielsweise durch Hausaufgabenhilfe oder gemeinsame Aktivitäten. In den vergangenen Jahren sei die Zahl der nach Deutschland geflüchteten unbegleiteten minderjährigen Ausländer (UMA) wieder gestiegen, heißt es von der Stadt. In der Folge seien viele junge Geflüchtete auch nach Bielefeld gekommen. Zum Stichtag 21. Oktober 2025 war das Jugendamt der Stadt Bielefeld für 195 UMA zuständig. &bdquo;Wir sind momentan verpflichtet, etwa 210 UMA aufzunehmen, die auch in Bielefeld verbleiben“, teilt Sozialdezernent Ingo Nürnberger mit. Lesen Sie auch: Mehr junge Geflüchtete: Wo sie in Bielefeld untergebracht werden Aktuell werden die jungen Menschen unter anderem in den ehemaligen Gebäuden der Tieplatzschule in Heepen und im Handwerkerbildungszentrum am Kleiberweg betreut. Ein Teil der Immobilien könne aber nur zeitlich begrenzt genutzt werden. Daher wurde nach alternativen Möglichkeiten gesucht. News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Bielefeld

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