Hoffnung für Bielefelds Kasernen-Pläne: Wohnungsbau könnte gerettet werden

Bielefeld. &bdquo;Es ist eine große Enttäuschung da.“ Seit acht Jahren arbeiten der Bielefelder Andreas Bock und die &bdquo;Nachbarschaftsinitiative Rochdale“ darauf hin, dass die Stadt die ehemalige Britenkaserne an der Oldentruper Straße zum Wohnquartier entwickelt. Alle Zeichen hatten auf Erfolg gestanden, Stadt und Bund sich geeinigt, Hunderte Wohnungen sollten entstehen. Dann kam der bundesweite Verkaufsstopp für alle Bundeswehr-Liegenschaften und Konversionspläne. Das Aus fürs Rochdale-Wohnviertel? Daran glaubt Bock noch nicht. Zu viele gute Gründe sprächen dagegen. Von der Nachricht, dass die Bundeswehr die Gelände von Rochdale- und Catterick-Barracks nun doch nicht zeitnah an die Stadt übertragen und auf eine militärische Nutzung hin prüfen will, wurden auch Bock und seine Mitstreiter überrumpelt. Trotz des regelmäßigen Austauschs mit dem Bauamt, trotz der Treffen des Runden Tisch Konversion. 30 Sitzungen, schätzt Bock, hätten sie in den vergangenen Jahren mitgemacht. Er sagt: &bdquo;Wenn das Ganze jetzt gestoppt wird, gibt es auch eine Reihe von juristischen Problemen.“ Und diese geben ihm Grund zur Hoffnung. Denn wichtiger Bestandteil der Vereinbarungen zur Konversion der Britenkasernen, die zwischen Stadt und Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) im Herbst 2024 getroffen worden waren, ist ein alter Garnisonsvertrag aus den 1930er-Jahren. Anspruch auf Entschädigung macht Bielefeld zum Sonderfall Gemäß dieses Vertrags hätte die Stadt noch Anspruch auf eine Entschädigungszahlung in zweistelliger Millionenhöhe – für die militärische Nutzung städtischen Grunds. Mit der vereinbarten, unentgeltlichen Übertragung der beiden Kasernengelände vom Bund an die Stadt sollte diese Entschädigung abgegolten sein. Hintergrund: Kasernen in Bielefeld gehen in den Besitz der Stadt über - ohne Kaufpreis Jetzt könnte sie zum wichtigen Druckmittel werden, glaubt Bock. &bdquo;Es gibt viele Gründe, die dafür sprechen, das es doch noch eine gute Lösung geben kann.“ Denn käme es zu einem langwierigen Gerichtsprozess um das Recht auf Entschädigung, werde es auf allen Seiten nur Verlierer geben. Und Stagnation über Jahre. &bdquo;So ein Prozess ist unglaublich teuer, daran kann niemand Interesse haben.“ Wichtig sei jetzt, dass die Stadt schnell handele, um eine Verjährung der Ansprüche und einen Stopp der Wohnungsbauprojekte zu verhindern. Eigentlich hatte die Rochdale-Kaserne bereits im Sommer 2025 an die Stadt gehen sollen. &bdquo;Alle Seiten müssen auch realistisch betrachten, welcher Schaden Bielefeld entstehen kann, wenn diese Wohnprojekte jetzt scheitern, nachdem ein Großteil der Vorarbeit schon gelaufen ist.“ Politiker fürchten jahrelangen Stillstand Zum Thema: Kasernenpläne in Bielefeld, Gütersloh und Paderborn – Folgen für Wohnbauvorhaben Die Rückendeckung in der Bielefelder Lokalpolitik ist groß. Hier ist man sich so einig wie selten: CDU, SPD, Grüne und Linke fordern die schnelle Fortsetzung der Konversion, das Vertrauen in die Verlässlichkeit des Bundes werde andernfalls erschüttert. Die vielleicht größte Sorge: jahrelanger Stillstand. &bdquo;Jeder weitere Monat verteuert das Projekt, durch Baupreis-, Zinsanstieg und wegbrechende Förderfenster. Nach abgeschlossener Wettbewerbs- und Vorplanung ist Verlässlichkeit Pflicht, Bund und BImA müssen getroffene Zusagen einhalten“, heißt es dazu von den Grünen. Frederik Suchla (SPD), Bezirksbürgermeister in Mitte, ist irritiert über die plötzliche Debatte: &bdquo;Wie oft haben wir in dem Prozess nachgefragt, ob der Bund die Kasernen benötige? Immer hieß es: Nein. Die Bedrohungslage aus Russland fällt doch nicht plötzlich vom Himmel.“ Bund behält Kasernen: Bielefeld könnte jetzt Bundeswehr-Standort werden Die Bielefelder Initiative für sozialökologische Stadtentwicklung (BISS) sieht Bielefeld ebenfalls als Sonderfall aufgrund des Garnisonsvertrags und hat laut eigener Angaben Bundesfinanzminister Lars Klingbeil aufgefordert, die BimA anzuweisen, die &bdquo;unter Berücksichtigung der besonderen Situation in Bielefeld getroffene Vereinbarung“ umzusetzen und die drei ehemaligen Briten-Gelände unverzüglich zurück zu übereignen. Mehr als 1.000 neue Wohnungen stehen zur Diskussion, mit im Boot ist auch die BGW, die Bielefelder Gesellschaft für Wohnen und Immobiliendienstleistungen. Hier rät man zur Ruhe: &bdquo;Wir warten erst einmal die Prüfung der Bundeswehr ab“, sagt Sprecher Christian Ludewig. Goldbeck plant Bewerbung für Bundeswehrgebäude .responsive23-ShA1wRhNe9ZrfpHs-map-rochdale-und-catterick-kaserne { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-ShA1wRhNe9ZrfpHs-map-rochdale-und-catterick-kaserne { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-ShA1wRhNe9ZrfpHs-map-rochdale-und-catterick-kaserne { padding-top: 142.86%; } } Dass der Bund zeitnah mehr Unterkünfte für Soldatinnen und Soldaten benötigt, könnte einem Bielefelder Unternehmen unterdessen einen Großauftrag einbringen. Laut Bundesverteidigungsministerium will der Bund 270 neue Kompaniegebäude in Auftrag geben. Gebaut werden könnten diese auch vom Bauunternehmen Goldbeck in Ummeln. Laut einem Bericht der &bdquo;Handelsblatt“ will sich Goldbeck an der Ausschreibung beteiligen, die noch in diesem Jahr erwartet wird. &bdquo;Soldatinnen und Soldaten brauchen hochwertige und funktionale Unterkünfte“, so ein Sprecher auf Anfrage. &bdquo;Hier könnten wir unseren Beitrag leisten, indem wir unsere Erfahrung im seriellen, systematisierten Bauen einsetzen.“ Derzeit realisiere Goldbeck bereits elf Unterkunftsgebäude am größten deutschen Marinestützpunkt Wilhelmshaven mit 1.185 Unterkunftszimmern.

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