Bielefelder Schüler nicht mehr schulfähig? Was unseren Kindern wirklich fehlt

Bielefeld. Was macht uns wirklich glücklich? Was tut uns gut – und was brauchen wir? Sicher nicht einen Großteil von dem, was uns täglich in den Sozialen Netzwerken als neuester Trend, als das absolute Muss präsentiert wird. Ganz im Gegenteil. Kinder hätten heutzutage eine &bdquo;generelle innere Unruhe“, seien übersättigt von unzähligen Reizen und schnell abgelenkt, sagt Mario Fangerow, neuer Leiter der Bielefelder Bückhardschule und selbst Vater eines 20-jährigen Sohnes. Das ziehe sich durch alle Schichten. Der innere Anreiz, etwas mehr zu investieren, fehle. Auch, weil Glücksgefühle ganz einfach per Knopfdruck zu bekommen sind. Ein Großteil der Erstklässler sei heute einfach nicht mehr schulfähig. Das ist erschreckend, obwohl Fachleute diese Entwicklung bereits seit Jahren beklagen. Was brauchen Kinder, die immer jünger und für immer längere Zeiten am Tag in der Kita und der Schule untergebracht werden? Entsprechend gut ausgestattete Gebäude und gutes, gesundes Mittagessen: Das ist zumindest eine Grundlage. Räumlich hat die Stadt da jetzt einen großen Schritt getan. Mit der Auftragsvergabe an das Bielefelder Unternehmen Goldbeck werden die dringend notwendigen OGS-Erweiterungen zumindest vergleichsweise schnell umgesetzt. Undenkbar: Ohne Handy auf die Klassenfahrt Das ist schonmal ein Fortschritt. Bei der vielfach kritisierten Mittagsessensverpflegung ist noch deutlich Luft nach oben. Bleibt zu hoffen, dass unter Federführung der neuen Oberbürgermeisterin Christiana Bauer die Verwaltung den politischen Auftrag, die Schülerinnen und Schüler mit möglichst schmackhaftem, regionalem und gesundem Essen zu versorgen, besser erfüllt als bisher. Mehr dazu: Streit spitzt sich zu: Warum kommt das Schulessen für Bielefeld aus Heidelberg? Aber damit ist es noch lange nicht getan. Beziehung sei das Zauberwort – und viel ausschlaggebender als &bdquo;die tollsten Methoden oder die tollsten Gebäude“, sagt nicht nur Fangerow. Da können wir uns alle glücklich schätzen, wenn unsere Kinder von Lehrerinnen und Lehrern unterrichtet werden, denen es um mehr geht als die Gymnasialempfehlung, die sich oft die Eltern und nicht die Kinder selbst unbedingt wünschen. Die echte Leidenschaft entfachen, statt &bdquo;nur einen Eimer zu füllen“, wie es im Schulleiterbüro an der Wand steht. Das funktioniert aber nur, wenn die Eltern auch mitmachen. Ohne Handy auf die Klassenfahrt? Da sind es oft nicht die Kinder, von denen der größte Protest kommt. Und so blockieren Eltern im schlimmsten Fall, dass dort aus lauter Langeweile die Kinder plötzlich ganz neue, großartige Ideen entwickeln und neue Freundschaften entstehen können durch die besondere, gemeinsame Zeit. Immer mehr Kinder fühlen sich unglücklich und einsam Früher war nicht alles besser, aber einige Tugenden vielleicht doch irgendwie präsenter. Dass man beispielsweise auch selbst etwas tun muss, wenn man etwas erreichen oder haben möchte. Auch das zu fördern, liegt in der Hand der Eltern. Das neueste Handy, die teuersten Markenschuhe, und oft einfach so bekommen: Materiell haben viele Kinder heute alles. Aber erschreckend viele haben nicht nur Probleme, sich in der Schule zu konzentrieren. Sie fühlen sich laut Studien auch verstärkt unglücklich und einsam. Die Gründe sind vielfältig, haben aber auch damit zu tun, dass echte Erfüllung fehlt. Lesen Sie auch: Bielefelder Professorin: Jugendliche sind einsam und stehen unter enormem Druck Klar, Digitalisierung gehört heute zum Leben dazu und bietet auch tolle Chancen. Aber klug und nutzbringend eingesetzt und nicht als Zeiträuber: Darauf müssen wir als Erwachsene achten. Reizarmut und klare Strukturen: Bevor es ans selbstbestimmte, freie Lernen gehen könne, müssten erst einmal wichtige Grundlagen geschaffen werden, berichten Pädagogen. Das benötige viel Unterrichtszeit. Die könnte deutlich besser genutzt werden. Da sind ganz klar auch wieder die Elternhäuser gefragt. Und man selbst als Vorbild. Einfach mal das Handy weglegen und schauen, was sich nach dem ersten Frust entwickelt, selbst wenn der Ferientag verregnet ist. Das wäre doch zumindest ein Anfang.

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