Wirbel um neuen Flugzeughangar im Bielefelder Süden – Politik bleibt außen vor

Bielefeld. Auf der einen Seite steht die Flughafen Bielefeld GmbH, die (wie viele andere Unternehmen auch) erweitern und ihr Angebot verbessern will; auf der anderen Seite stehen die Anwohner, die mehr Lärm befürchten, die Naturschützer, die um den Schutz sensibler Biotope und des Trinkwassers bangen, und Bezirkspolitiker, die über die (baulichen) Entwicklungen in ihrem Sprengel mitentscheiden wollen: Der Streit rund um den Flugplatz Windelsbleiche schwelt seit langen Jahren, und er flammt immer wieder auf, sobald sich etwas Neues auf dem Gelände tut - oder demnächst tun soll. Wie jetzt wieder. Sarah P. (Name geändert) gehört zu den Anwohnern, die die Entwicklungen auf dem ehemaligen Landeplatz Windelsbleiche seit Langem kritisch verfolgen. &bdquo;Seit meiner Kindheit wohne ich am Flugplatz“, erzählt sie. Die Nutzung habe sich stark geändert. &bdquo;Mittlerweile wird der Düsenjet morgens und abends als Verkehrsmittel genutzt.“ Über den Sinn dieses täglichen &bdquo;Reisens“ lasse sich streiten, klar aber sei: &bdquo;Die Lärmbelästigung ist erheblich.“ Bei den Anwohnern der Flugplatzstraße vibriere das ganze Haus, sobald der Jet abhebe. &bdquo;Die Abgaswerte kann ich nicht messen, aber ich gehe davon aus, dass die Werte enorm sind.“ Ein weiterer Ausbau - der Betreiber plant eine Flugzeughalle und die Verlegung der Windenschleppstrecke für den Segelflug - werde zur Folge haben, dass auch der Flugbetrieb erneut ausgeweitet werde, befürchtet die Sennerin. Dabei litten die Anwohner schon jetzt genug unter dem Lärm und den Abgasen. ,&bdquo;Und warum das Ganze? Weil wirtschaftliche Einzelinteressen vor allen anderen Interessen stehen.“ Baugenehmigung angeblich schon erteilt Die Windelsbleicherin appellierte an die Politik, dem Bauantrag der Flugzeug GmbH nicht zuzustimmen. Nun allerdings habe sie von einem Nachbarn erfahren, dass die Stadt die Baugenehmigung bereits erteilt habe. Stimmt das? Und welche Rollen spielt die Politik dabei? Das Verfahren findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt; auch die Mitglieder des Naturschutzbeirats, die vor Kurzem im nicht öffentlichen Teil der Sitzung darüber debattierten, durften Inhalte nicht öffentlich kommunizieren. Lesen Sie auch: Stadt will aus der Bielefelder Flughafen GmbH aussteigen Zwar gehöre die Flughafen GmbH mit einem Anteil von 25 Prozent der Stadt, und auch das Grundstück des Flugplatzes sei städtisches Eigentum, bestätigt Ridvan Ciftci, Ortsvereinsvorsitzender der SPD Senne und als Rechtsanwalt auf öffentliches Baurecht, auf Bauvorhaben und deren Zulässigkeit spezialisiert. Bei dem Hangarprojekt aber handele es sich um ein Baugenehmigungsverfahren zwischen der (privaten) Flughaften-Gesellschaft und der Stadt. Die Politik sei dabei ausgeschlossen, ein Mitspracherecht gebe es nicht. &bdquo;Auch wenn das misslich ist, weil es unseren Stadtbezirk betrifft“ und das Ganze &bdquo;natürlich“ eine politische Dimension habe. Stadt hat ursprünglich geplanten Standort abgelehnt Ciftci erinnerte daran, dass der Hangar bereits vor rund vier Jahren im nördlicheren Bereich des Geländes, an der Buschkampstraße, geplant gewesen sei. Das sei von der Stadt damals aus naturschutzrechtlichen Gründen abgelehnt worden. Auch daran sei die Politik nie beteiligt worden. Und nun gebe es zudem ein zeitliches Problem: Denn nach den kürzlichen Kommunalwahlen kommt die neue Bezirksvertretung Senne erst im November und dann zunächst zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammen. Das bedeute, dass dort nichts Inhaltliches auf der Tagesordnung stehe. Um stadtbezirklich Themen gehe es erst wieder in der Dezembersitzung. Doch sowohl die SPD als auch die Grünen haben bereits klargemacht, dass sie die Hallenpläne kritisch sehen. Auch interessant: Flugplatz-Pläne in Bielefeld: Naturschutzverband will unbedingt neuen Hangar verhindern Der Geschäftsführer der Flughafen GmbH, Lars Oliver Geertz, kennt das Hin und Her von Meinungen, Gerüchten und Stellungnahmen seit Jahren. &bdquo;Fast der ganze Flugplatz ist ein Biotop“, sagt er. Deshalb seien bei jeder Baumaßnahme natürlich auch Biotope - im Fall des Flugplatzes Heide- und Sandmagerrasenflächen - betroffen. &bdquo;Daher haben wir auch immer wieder neue Biotope geschaffen und Flächen aufgewertet, um Baumaßnahmen zu kompensieren. Das machen wir schon seit Jahrzehnten.“ Qualitativ unterschiedliche Biotope Im Übrigen gebe es qualitativ sehr unterschiedliche Biotope, so Geertz weiter. Bei den von der Flughafen GmbH in Auftrag gegebenen Gutachten werde deshalb &bdquo;jeder Quadratmeter“, wie viel und was genau dort wachse, untersucht. Für den neuen Hangar, 54 mal 26 Quadratmeter groß &bdquo;ähnlich wie die bestehenden“, seien &bdquo;alle verlangten Unterlagen“ vorgelegt und alle Fragen beantwortet worden, unterstreicht er. &bdquo;Am Ende muss die Verwaltung eine Entscheidung treffen.“ Die über die Baugenehmigung für den Flugzeughangar stehe allerdings noch aus.

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