Keine Heizung: Mieter in Bielefelder Siedlung wehren sich gegen die Hausverwaltung

Bielefeld. &bdquo;Die haben uns einfach die Heizung abgestellt“, sagt Michaela D. (Name der Redaktion bekannt). Den ganzen Sommer über hätte die neue Hausverwaltung doch Zeit gehabt zum Reparieren der defekten Anlage. Warum geschehe das erst jetzt, wo die Temperaturen in den Nächten bereits wieder empfindlich sinken würden und die Räume auskühlen, fragt sie. &bdquo;Ich habe drei Außenwände, gegen die Kälte in den Zimmern helfen nur Radiatoren oder Heizstrahler, und die verbrauchen viel Strom.“ Gerade habe sie einer älteren Nachbarin im Haus solch ein Gerät vorbeigebracht. Vor einem Jahr hatte es die dauerdefekte Heizungsanlage bis ins Fernsehen geschafft: Ein Team von Sat1 hatte darüber berichtet, dass sich Mieter im November mit kaltem Wasser waschen mussten und ein Kleinkind bereits an einer Lungenentzündung erkrankt war. Wenige Tage nach der Ausstrahlung arrangierte die zu dem Zeitpunkt noch relativ neue Hausverwaltung Apleona auf einem der Parkplätze den Aufbau einer mobilen Heizanlage, und die Wärme kehrte zurück in die Wohnungen der betroffenen Häuserzeile. Lesen Sie hier: Alles zum Heizungsausfall 2024 in der Senne-Siedlung Doch jetzt befürchten die Mieter eine Wiederholung des Notstands von 2024. Zwar hätten sie in den vergangenen Wochen immer wieder Arbeiter im Heizungskeller gesehen, aber keine verbindlichen Auskünfte bekommen. Auch nicht vom Hausmeister. Mails an die angegebenen Kontakt-Adressen seien unbeantwortet geblieben oder Anrufe unter den Service-Nummern nicht entgegengenommen worden. Für viele Mieter ein Déjà-vu, weil die vorherige Hausverwaltung namens Reanovo und Optima bis zu ihrem Abschied aus der Senne-Siedlung vor einem Jahr auch mit einer entsprechenden Null-Kommunikation agiert hatte. Wohnungsaufsicht macht Hausverwaltungen klare Ansagen Michaela D. aber beließ es nicht dabei, sondern meldete den Notstand auch der Bielefelder Wohnungsaufsicht – mit Erfolg. Denn wenn die Mitarbeitenden der kleinen Taskforce vom Bauamt zum Hörer greifen und sich bei den Verantwortlichen nach den geschilderten Missständen erkundigen, führt dies auf der anderen Seite der Leitung in den meisten Fällen unmittelbar zu einer positiven Reaktion: So habe Apleona erläutert, dass gegenwärtig die für den betroffenen Teil der Senne-Siedlung vorgesehene Heizungsanlage erneuert werde. &bdquo;Die Hausverwaltung wurde darauf hingewiesen, dass sie für die Dauer der Arbeiten alternative Heizmöglichkeiten in Form von strombetriebenen Heizgeräten oder Ähnliches zur Verfügung stellen muss. Dies wurde seitens der Hausverwaltung zugesichert“, teilte Ruth Braun mit, Pressesprecherin der Stadt. Ferner sei Apleona aufgefordert worden, der Wohnungsaufsicht rechtzeitig Mitteilung zu machen, sollte sich der zum 17. Oktober anvisierte Termin verschieben. Mieterbund für Kostenübernahme durch Hausverwaltung Apleona-Pressesprecher Oliver Sturm bestätigte das Datum: &bdquo;Für den 17. Oktober 2025 ist die Inbetriebnahme der komplett neuen Heizungsanlage für die Liegenschaften im Kürschner Weg 22 bis 30 und Max-Planck-Straße 48/50 vorgesehen. Läuft diese ohne technische Störungen ab, wird die vorläufige Warmwasserversorgung beendet. Über den genauen Zeitpunkt der Inbetriebnahme werden die Mieter kurzfristig informiert.“ Das sei wohl das Mindeste, erklärt OWL-Mieterbund-Chefin Sarah Nagel. Sie sieht die Hausverwaltung auch finanziell in der Pflicht: &bdquo;Wir raten den Betroffenen den Mietzins zu mindern, sobald aufgrund der defekten Heizung keine Temperaturen von 20 Grad Celsius mehr in den Wohnräumen erreicht werden können. Außerdem sollte vor der Nutzung von Heizlüftern ein Beweisbild der Stromzähler gefertigt und bestenfalls ein Zwischenzähler an die Geräte angeschlossen werden. Damit kann belegt werden, wie viel Strom für die Heizlüfter verwendet wurde. Die Kosten hierfür können im Wege des Schadensersatzes geltend gemacht werden.“ Mahnungen und fristlose Kündigungen für Mieter &bdquo;Es wäre erfreulich, wenn die Hausverwaltung sich nun endlich auf die Mängelbeseitigung konzentrieren würde, statt die Mieter mit unrechtmäßigen Mahnungen zu belästigen“, legt Sarah Nagel nach und verweist dabei auf diverse Konflikte zwischen Mietenden und Hausverwaltung mit Mietkürzungen und daraus resultierenden Kündigungen. Wie im Fall von Angelika K. &bdquo;Ich hatte schon 2023 der alten Hausverwaltung Reanovo oder Optima eine Frist gesetzt zum Beheben der Mängel und mit einer Mietminderung gedroht – doch die hat darauf gar nicht reagiert“, berichtet K. 2019 habe sie eine so exorbitant hohe Nebenkosten-Nachzahlung fürs Vorjahr erhalten, dass sie von der Hausverwaltung die Einsicht in die Belege verlangte habe, erzählt K. Damals residierte die Bielefelder Dependance von Reanovo noch am Adenauerplatz. Weil ihr das Unternehmen aber über Jahre keine Einsichtnahme gewährte, im Gegenzug jedoch jährlich Nachzahlungen forderte, habe sie die Kaltmiete im Dezember 2023 gekürzt. Auch wegen des Schimmels in der Wohnung und der gesundheitsgefährdenden Legionellen-Kontamination im Trinkwasser. Senne-Siedlung bekommt Atmosphäre der Angst Weil sich nach dem Wechsel der Hausverwaltungen im Sommer 2024, von dem sie gar nichts mitbekommen hatte, an ihrer Wohnsituation nichts geändert hatte, hielt K. die Mietkürzung aufrecht. Und lebt mit den Konsequenzen: Die Mahnung sei im Dezember gekommen, im Januar dann die fristlose Kündigung. Gegen die wehre sie sich nun mithilfe des Mieterbundes. Wie Sarah Nagel erklärt, habe es in der Siedlung plötzlich eine Kündigung nach der anderen gegeben. K. sieht in der daraus resultierenden Atmosphäre der Angst eine Strategie zum Entmieten der Wohnanlage. Realitätscheck in Bielefeld: Digitale Auskunft der Stadt zeigt viele Baustellen nicht an Apleona-Pressesprecher Oliver Sturm räumt zumindest indirekt Fehler ein bei der Vorgehensweise: &bdquo;Mögliche unterschiedliche Rechtsauffassungen zu Verpflichtungen aus dem Mietvertrag müssen in Einzelfällen und im Zweifel juristisch geklärt werden. Gegenüber Mietern, die berechtigte Einsprüche gegen die Kündigung vorgebracht haben, wurde diese bereits zurückgenommen.“ Michaela D., zusammen mit Martin K. und Tobias H. die Streiterin für eine funktionierende Heizungsanlage, hat ihre Miete ebenfalls gekürzt. Und sieht gegenwärtig auch keinen Grund, das zu ändern: &bdquo;Ich bleibe hier, sonst müssen die mich schon herausklagen.“ 📱 News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW-Bielefeld

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