Tödlicher Quad-Unfall in Bielefeld: Verfahren gegen Porschefahrer vorläufig eingestellt

Bielefeld. Zunächst hatte es nach einem Alleinunfall ausgesehen: Im April des vergangenen Jahres war ein junger Bielefelder auf der Babenhauser Straße mit seinem Quad tödlich verunglückt. Nach umfangreichen Ermittlungen geriet ein möglicher weiterer Unfallbeteiligter in den Fokus der Polizei: Nun musste sich ein 47-jähriger Bielefelder wegen des Verdachts der Straßenverkehrsgefährdung nebst anschließender Unfallflucht vor dem Amtsgericht verantworten. Dieses stellte das Verfahren schließlich gegen Zahlung einer Geldbuße vorläufig ein. Am 25. April 2024 fuhr der 23-jährige Ole S. (Namen aller Betroffenen geändert) kurz vor 21 Uhr mit seinem Quad auf der Babenhauser Straße in Richtung Schröttinghausen. In Höhe der Straße Leihkamp kam von hinten ein Porsche 911 Cabrio angefahren, überholte Ole S. trotz eines entgegenkommenden Autos und setzte sich sodann unmittelbar vor den Quadfahrer. Die Fahrerin des entgegengekommenen Kleinwagens bremste deutlich ab, ansonsten wäre es vermutlich zur Kollision mit dem Porsche gekommen. Lesen Sie zum Hintergrund: Tödlicher Unfall: Bielefelder Quadfahrer gestorben Beide Autofahrer setzten ihre Fahrt fort - und bemerkten wohl nicht, was hinter ihnen geschah: Ole S. wollte offenbar ausweichen, lenkte stark nach links, bremste wohl auch heftig. Sein Quad stellte sich auf die rechte Seite und der 23-Jährige verlor die Kontrolle über sein Fahrzeug. Die Räder berührten den Bordstein und das Quad hob ab. Das Fahrzeug durchbrach einen Bauzaun und die Mauer eines Rohbaus. Der 23-Jährige blieb schwerstverletzt inmitten der Baustellentrümmer liegen. Wenig später erlag er im Krankenhaus seinen multiplen Verletzungen. Der Quadfahrer stand unter dem Einfluss von Cannabis und Beruhigungsmitteln Der Porschefahrer Barzin O. indes, der nicht allzu weit vom Unfallort wohnt, brachte den Porsche in seine Garage - und fuhr kurz darauf mit einem anderen Auto, einem BMW, zum Ort des Geschehens zurück. Dort machte er einen Passanten auf den Verunglückten aufmerksam und wählte die 112. Polizeibeamten gegenüber erklärte er, er sei zufällig an der Unfallstelle vorbeigekommen und habe dann das Unglück bemerkt. Für die Ermittler sah zunächst alles nach einem Alleinunfall aus - nicht zuletzt, weil Ole S. unter dem deutlichen Einfluss von Beruhigungsmitteln und Cannabis gestanden hatte. Seine Fahrsicherheit sei, so führte eine als Sachverständige geladene forensische Toxikologin nun in der Verhandlung vor dem Amtsgericht aus, definitiv negativ beeinflusst gewesen: Die im Blut festgestellte Wirkstoffkonzentration habe sicherlich zu einer gewissen Sorglosigkeit sowie einer verminderten Reaktionsgeschwindigkeit geführt. Darüber hinaus war Ole S. zum Unfallzeitpunkt nach Berechnungen des Dekra-Sachverständigen Alexander Harder mit mindestens 69 Kilometern pro Stunde unterwegs - bei erlaubtem Tempo 50. Doch ließen die Unfallspuren bei Harder schnell den Verdacht aufkommen, dass es möglicherweise einen weiteren Unfallbeteiligten gegeben haben könnte. Und so stieß die Polizei nach akribischen Ermittlungen und einem öffentlichen Zeugenaufruf auf einen Mann, der ihnen vom Unfallabend bereits bekannt war: Barzin O., der die Rettungskräfte herbeitelefoniert hatte. Eine Mitschuld des Angeklagten lässt sich nicht belegen In der Folge ermittelte die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung gegen den 47-Jährigen. Dieser Verdacht erhärtete sich jedoch nicht, da sich - dies bestätigte Alexander Harder nun auch nochmals in der Gerichtsverhandlung - kein Einfluss des Überholvorgangs auf das Unfallgeschehen nachweisen ließ. Hinzu kam die Unwägbarkeit des Einflusses des Medikamenten- und Cannabiskonsums auf die Reaktion des Quadfahrers. &bdquo;Man kann viel spekulieren“, sagte Harder, &bdquo;aber da es keine Kollision der Fahrzeuge gab, handelt es sich um einen Vorgang, den man technisch nicht belegen kann.“ Hintergrund: 23-Jähriger tot: Quad-Unfall in Bielefeld nimmt unerwartete Wendung Übrig blieben der Vorwurf der Straßenverkehrsgefährdung sowie der Unfallflucht, derentwegen sich Barzin O. nun vor Gericht verantworten musste. Verteidiger Georg Schulze gab namens seines Mandanten zu Protokoll, dass dieser sich bei dem schnellen Überholvorgang zunächst nichts weiter gedacht habe und nach Hause gefahren sei. Erst dort habe er sich gefragt, was eigentlich aus dem Quad geworden sei. Da O. ein schlechtes Bauchgefühl gehabt habe, sei er zurückgefahren. &bdquo;Hätte er den Unfall wahrgenommen, hätte er sofort angehalten“, sagte der Rechtsanwalt. Aus Angst, mit dem geschehen in Verbindung gebracht zu werden, habe O. den Polizisten erzählt, er sei zufällig vorbeigefahren. &bdquo;Es ist fürchterlich, dass ein junger Mann zu Tode gekommen ist“, sagte Richterin Astrid Salewski, &bdquo;und ich verstehe das Bedürfnis, dafür jemanden zur Rechenschaft ziehen zu wollen. Doch das können wir in diesem Fall nicht.“ Das Gericht stellte das Verfahren gegen den bislang nicht vorbestraften O. schließlich gegen Zahlung einer Geldbuße von 3.000 Euro vorläufig ein.

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