Provokative Ausstellung in Bielefeld: Mit Cartoons und Humor gegen Antisemitismus

Bielefeld. Antisemitismus ist seit dem Angriff der Hamas auf Israel und der Reaktion des Staates auf den Terrorakt kein Alleinstellungsmerkmal für harte Neonazis mehr. Juden in Deutschland werden beschimpft, verschmäht, bedroht und auch angegriffen. Die Berlinerin Myriam Halberstam sagt, dass sich der Judenhass seit dem 7. Oktober 2023 erstmals wieder auf die Zustände von 1945 zurückbewegt. Um dem entgegenzutreten, will sie die Vorurteile und Ausgrenzungen des Judenhasses ins Lächerliche ziehen. Darf man das? &bdquo;Ja“, sagt die Herausgeberin des Buches mit dem provokativen Titel &bdquo;Antisemitismus für Anfänger“. Zum Auftakt der &bdquo;Jüdischen Kulturtage Bielefeld 2025“ eröffneten Oberbürgermeister Pit Clausen, Sylvia Löhrmann, Antisemitismusbeauftragte des Landes NRW, sowie Beate Ehlers vom Veranstalterverein vor gut 100 Besuchern nun die gleichnamige Cartoon-Ausstellung von Myriam Halberstam im Kleinen Saal der Volkshochschule im Ravensberger Park. Das Ziel der Herausgeberin und ihrer 21 Cartoonisten ist es, mit überspitzten und ironisierenden Satire-Zeichnungen der Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten. Lesen Sie auch: Wie sich Juden und Muslime in Bielefeld schützen müssen &bdquo;Schalom, Herr Mandelbaum, ich wollte Ihnen nur sagen, dass ich nicht glaube, dass die Juden hinter dem Virus stecken – diesmal waren es die Chinesen!“, sagt eine Frau in Miriam Wursters Cartoon ihrem Nachbarn im Treppenhaus. Cartoons bieten einfachen Zugang zum Thema Antisemitismus &bdquo;Das Judentum hat die Verfolgungen der vergangenen Jahrtausende mit Weinen und Lachen überlebt“, sagt die Verlegerin und Autorin jüdischer Kinderbücher. &bdquo;Ich möchte über die Antisemiten lachen. Denn wer lacht, hat es verstanden. Und wer sich betroffen fühlt, der denkt weiter. Genau das brauchen wir.“ Mit Cartoons habe sie fernab von wissenschaftlichen und intellektuellen Diskursen einen einfachen Zugang zu dem Thema geschaffen. Zum Thema: Michel Friedman: Man will uns Juden töten Oberbürgermeister Pit Clausen betonte, dass der Titel eine gewollte Provokation darstelle und &bdquo;dass wir mit solchen Cartoons lernen, antisemitistisches Verhalten zu erkennen und auch Stopp’ zu sagen“. Die Cartoons zeigten eindrücklich, wie versteckt Judenhass heute auftritt – inzwischen vor allem auch unter dem Mantel der Kritik an Israel und seiner Politik. Kritik an der israelischen Regierung müsse möglich sein, erklärte das Stadtoberhaupt, sei aktuell auch geboten, dürfe aber nicht in allgemeinen Antisemitismus umschlagen. Die Ausstellung &bdquo;Antisemitismus für Anfänger“ ist noch bis Sonntag, 28. September (montags bis samstags von 10 bis 18 Uhr, sonntags von 11 bis 17 Uhr), zu sehen. Darüber hinaus widmen sich die &bdquo;4. Jüdischen Kulturtage Bielefeld“ in den kommenden acht Wochen jüdischem Leben in den verschiedensten Facetten. Angebote und Mitmachaktionen der Kulturtage: Tanzen am Sonntag, 7. September: Tangoklassiker und schwungvolle Walzer: &bdquo;Tango-Salon“ mit dem Trio Picon ab 16 Uhr im Historischen Saal der VHS, Ravensberger Park 1. Tangolieder in polnischer, türkischer und jüdischer Sprache, bekannte Klassiker und schwungvolle Walzer. Eingeladen sind nicht nur Tanzbegeisterte, sondern alle, die ein abwechslungsreiches Konzert erleben möchten (Vorverkauf 12 Euro, Abendkasse 14 Euro). Comic-Konzert am Donnerstag, 18. September: Konzert mit &bdquo;Graphic Biographies“ zu fünf bedeutenden jüdischen Frauen (Hannah Arendt, Regina Jonas, Emmy Noether, Mascha Kaleko und Hanna Maron). Komponist Itay Dvori verbindet seine Klaviermusik mit projizierten Comic-Bildern und -Texten. 19.30 Uhr, VHS, Ravensberger Park 1, Historischer Saal, 3. Etage, (Vorverkauf: 8 Euro, Abendkasse: 10 Euro). Kindertheater am Samstag, 20. September: Der Kinderbuchklassiker &bdquo;Zimmer frei im Haus der Tiere“ von Leah Goldberg erzählt die Geschichte von Frau Huhn, Frau Katze, Herrn Eichhorn und Frau Kuckuck, die auf der Suche nach einem Mitbewohner sind. Erzähltheater für Kinder von 5 bis 8 Jahren, 15 Uhr im Historischen Museum, Ravensberger Park 2 (Eintritt 6 Euro). Comic-Zeichnen am Sonntag, 21. September: Street-Art-Künstlerin Marla zeigt beim Workshop &bdquo;Selbstporträts im Comic-Stil“ Kindern und Jugendlichen ab 7 Jahren, wie Comic-Charaktere aussehen. 15 bis 17 Uhr im Historischen Museum, Ravensberger Park 2 (Teilnahme 8 Euro). Literatur-Vortrag am Sonntag, 5. Oktober: Rahel Stennes stellt anhand der jüdischen Gegenwarts-Romane von Eva Menasse (Vienna), Marina Frenk (Ewig her und gar nicht wahr) sowie Olga Grjasnowa (Juli, August, September) die &bdquo;Gemeinsamkeiten im Dazwischen“ heraus. 16 Uhr, VHS, Ravensberger Park 1, Murnausaal, 3. Etage (Eintritt frei). Autorinnen-Lesung am Sonntag, 12. Oktober: Sara Klatt liest aus ihrem Buch &bdquo;Das Land, das ich dir zeigen will“. Trampend hat sich die Autorin zwischen Tel Aviv und Jerusalem bewegt und berichtet dabei von vielen unterschiedlichen Menschen. VHS, Ravensberger Park 1, Murnausaal, 3. Etage (Vorverkauf: 8 Euro, Abendkasse: 10 Euro) Hier ist das ganze Programm der Jüdischen Kulturtage Bielefeld zu finden. Tickets gibt es in der Tourist-Info, online bei bielefeld.jetzt oder an der Abendkasse.

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