Misslungene FDP-Kampagne: Plakat-Provokation taugt nicht für den Bielefelder Wahlkampf

Bielefeld. Eigentlich können sich die Liberalen die Hände reiben. &bdquo;Wenn Ihnen der Kesselbrink nachts Angst macht, besuchen Sie mal tagsüber unsere Grundschulen.“ Mit diesem Satz, großformatig nur an wenigen Stellen in der Stadt plakatiert, sind sie im dahinplätschernden Kommunalwahlkampf ganz groß rausgekommen. Man redet über die FDP, und das ist schließlich das Ziel einer solchen Plakataktion. Gar nicht so wenige bewerten den Spruch deshalb als gelungenen Coup. Offenbar noch mehr finden ihn dagegen geschmacklos, niveaulos, rechtspopulistisch, mindestens unangemessen. Wer immer auf diesen schrägen Satz gekommen ist, stellt einen Bezug her, der definitiv nicht stimmt. Den Kesselbrink verbinden viele Menschen mit Messerattacken, Drogenhandel und einer Alkoholikerszene. Das ist leider so. Der Platz steht für eine wachsende Zahl von Gewaltdelikten in der Stadt. Doch nicht einmal in Bielefelds größten Problemvierteln gibt es Grundschulen, auf die das nur im Entferntesten zuträfe. Auf die gehen Kinder im Alter zwischen sechs und zehn Jahren. Diffamiert fühlen dürfen sich von einer solchen Aussage auch die dort tätigen Lehrerinnen und Lehrer. Formulierung für FDP-Plakat bewusst gewählt Eigentlich solle das Plakat neben dem Thema Sicherheit auf die aus Sicht der Liberalen in Bielefeld verfehlte Schulpolitik hinweisen, sagt FDP-Chef Jan Maik Schlifter. So seien von Rot-Grün-Rot drei neue Grundschulbauten versprochen worden. Einen werde es gar nicht erst geben, zwei der neuen Grundschulen werden noch über Jahre in Übergangsquartieren verbleiben müssen, kreidet er der bisherigen Ratsmehrheit an. Zum Thema: Empörung über Wahlplakat: Bielefelder FDP vergleicht Kesselbrink und Grundschulen Fachleute sprechen gern von einem Subtext, der unausgesprochenen Bedeutung eines Satzes. In diesem Fall kommt der Subtext beim Leser nicht an. So gesehen ist das Plakat ein Flop. Gerade die Bielefelder Liberalen haben sich in der Vergangenheit als überaus kampagnenfähig erwiesen. Auch in diesem Wahlkampf kämpfen sie engagiert gegen den Bedeutungsverlust an, der ihnen das Aus bei der Bundestagswahl landesweit beschert hat. Deshalb darf man ihnen unterstellen, dass sie die plakative Provokation bewusst gesucht und die Worte wohl gewählt haben. Da sind sie nicht die Einzigen. Als 2019 in Bielefeld eine Neonazi-Demonstration anstand, plakatierte die Satirepartei &bdquo;Die Partei“ provozierend zweideutig &bdquo;Nazis töten“. Der Staatsschutz kassierte die Plakate ein. Die Staatsanwaltschaft gab sie zurück. Das Amtsgericht Bielefeld befand später, dass die Beschlagnahme der Plakate rechtswidrig war. Zwar sei die Aussage zweideutig, aber letztlich nicht strafbewehrt. &bdquo;Hier könnte ein Nazi hängen“ war ein weiteres Plakat der &bdquo;Partei“, das auch reichlich Kritik erntete. Die Sinnhaftigkeit politischer Plakate wird immer wieder hinterfragt. Beide Fälle zeigen: Sie wirken tatsächlich, auch wenn dabei die Grenzen des guten Geschmacks, der Angemessenheit und des Anstands schnell überschritten sein können. Wahlwerbung geht auch nicht verletzend Beide Parteien zeigen in diesem Wahlkampf übrigens auch, dass es anders geht. Provozierend, aber nicht verletzend. Die FDP plakatiert &bdquo;Bielefelds Staus beginnen im Rathaus“ und prangert damit eine aus ihrer Sicht verfehlte Verkehrspolitik und ein überbordendes Baustellenchaos an. Die &bdquo;Partei“ kontert mit dem Spruch &bdquo;Bielefelds Staus beginnen im Autohaus.“ Ihre Kritik: Eine mächtige Autolobby sorgt dafür, dass Bielefelds Straßen immer mehr verstopft sind, weil es einfach zu viele Autos gibt. Man muss beiden Positionen nicht zustimmen. Aber beide Parteien bringen ihre Standpunkte kurz und knapp auf den Punkt. Und so soll es doch eigentlich sein. Kommunalwahl 2025: Verkehr, Wirtschaft, Bildung: Das sind die Schwerpunkte der FDP in Bielefeld Im Überblick: Alle Texte zur Kommunalwahl 2025 in Bielefeld finden Sie hier Wie denken Sie darüber? Ich freue mich auf Ihre Meinung michael.schlaeger@nw.de

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