Neues Gesicht für Bielefeld: Abriss für Lidl-Neubau in Quelle startet

Bielefeld. Seit vielen, wirklich vielen Jahren ist davon die Rede. Jetzt wird es Wirklichkeit: der Neubau einer Lidl-Filiale in Bielefeld-Quelle. Davor steht jedoch der Einsatz von Abriss-Baggern. Zunächst muss das Gelände der ehemaligen, durchaus ortsbildprägenden Firma Kampmann dem Erdboden gleichgemacht werden. In wenigen Wochen soll es losgehen. Damit bekommt die Café-Sport-Kreuzung ein völlig neues Gesicht. Und ein Überbleibsel aus der Nazi-Zeit verschwindet dann wohl ebenfalls. Das badische Unternehmen ist mit seinen Verlautbarungen immer sehr sparsam. Und so bestätigt die Lidl-Pressestelle auf Anfrage von nw.de zu weiteren Details nur kurz und knapp: &bdquo;Die Abriss- und Bauarbeiten am Standort in der Carl-Severing-Straße starten im Oktober 2025. Wir befinden uns generell im engen Austausch mit der Stadt und den zuständigen Behörden. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir darüber hinaus keine weiteren Angaben machen können.“ Das Bauamt der Stadt Bielefeld bestätigt, dass der vollständige Abbruch der bestehenden Fabrikhalle, eines Wohnhauses sowie eines weiteren Wohn- und Geschäftshauses auf dem rund 8.000 Quadratmeter großen Gelände der unteren Bauaufsichtsbehörde ordnungsgemäß angezeigt worden ist. Baugenehmigung für Lidl in Bielefeld-Quelle im Juli erteilt &bdquo;Die Baugenehmigung für den Neubau eines Lidl-Lebensmitteldiscounters wurde im Juli erteilt“, so das Bauamt. Aktuell werde mit dem Investor der notwendige Umbau der Carl-Severing-Straße abgestimmt, laut Bauamt. Die Stadt wird das Teilstück zwischen Café-Sport-Kreuzung und Kreisverkehr Marienfelder Straße anpassen. Es entsteht eine Linksabbiegerspur auf das Gelände des Marktes. Zudem wird die gesamte Straße etwas Richtung Lidl verschwenkt, damit auf der Südseite Platz entsteht für einen Radweg. Das soll die Situation der Radler verbessern, die bislang zumeist auf der Nordseite der Straße gegen die Fahrtrichtung unterwegs sind. Auch der Kreisverkehr wird angepasst, er erhält einen umlaufenden Radweg und drei Querungshilfen. Lidl muss sich an den Kosten von knapp 900.000 Euro mit etwa 225.000 Euro beteiligen. Die markanten roten Backsteingebäude der Kampmann-Fabrik mit ihren auffälligen Sheddächern wurden um die Wende des 19./20. Jahrhunderts gebaut. Hundert Jahre hat Familie Kampmann dort gelebt, 99 Jahre – bis 2018 – dort gearbeitet. Zunächst wurden textile Polierscheiben hergestellt, ab 1989 war es ein Stickerei-Betrieb. 2018 zog der Betrieb nach Borgholzhausen, dann folgte der Verkauf an Lidl. Ehemalige Firmenbetreiber Kampmann haben &bdquo;Kopfgeld“ ausgesetzt 2023 hat Kampmann International aber seinen Betrieb eingestellt und sucht nun händeringend und mit ungewöhnlichen Mitteln, wie einem &bdquo;Kopfgeld“ von 50.000 Euro, einen Käufer für seine gerade erst knapp sieben Jahre alte Firmenimmobilie. Auf dem großen Grundstück am Eingangstor von Bielefeld-Quelle entstehen ein eingeschossiger Lebensmittelmarkt mit 1.455 Quadratmetern Verkaufsfläche, ein viergeschossiges Boardinghaus (eventuell mit Tiefgarage) sowie ein bis zu dreigeschossiges Wohn- und Geschäftshaus mit Drogeriemarkt sowie 24 Wohnplätzen für betreutes Wohnen. Die unterschiedlichen Höhenstaffeln sollen dafür sorgen, dass an der vielbefahrenen Ecke Carl-Severing-Straße/Osnabrücker Straße eine &bdquo;angemessene städtebauliche Situation erzeugt“ wird, wie es im Bebauungsplan heißt. Im Nordwesten bleibt eine Grünfläche mit prägenden Bäumen erhalten. Stadt Bielefeld rechnet mit deutlichem Anstieg der Verkehrbelastung Es hatte sehr lange gedauert, bis sich Stadt und Investor auf diesen Kompromiss einigen konnten, der nicht so hundertprozentig mit den städtischen Vorgaben für den großflächigen Einzelhandel übereinpasst. Sobald das neue urbane Zentrum in Betrieb ist, rechnet die Stadt mit einem Anstieg der Verkehrsbelastung von etwa 1.360 Fahrzeugen auf 1.470 bis 1.530 Fahrzeuge pro Stunde. Die Zufahrt zur Café-Sport-Kreuzung wäre damit zu Stoßzeiten mehr als ausgelastet. Das Amt für Verkehr rechnet jedoch damit, dass viele Fahrer rechtsherum den Weg über den Kreisverkehr suchen, um dann die Kreuzung anzusteuern. Zwei mannsgroße Hakenkreuze prangen noch in Bielefeld an einer Firmenwand Eine besondere historische Komponente bietet die Kampmann-Immobilie auch noch: Bei Renovierungsarbeiten waren 2006 zwei fast mannshohe Hakenkreuz-Malereien entdeckt worden, die bis heute (hinter Rigipsplatten) erhalten sind. Etwa 1,65 Meter hoch und einen Meter breit sind die beiden Rechtecke, die schwarzen Hakenkreuze auf weißem, kreisrundem Untergrund, umgeben vom satten Rot. Mit kräftigen Ölfarben direkt aufgemalt auf eine Wand. Von wem sie dort wann aufgebracht worden sind, ist bis heute ein ungelöstes Rätsel. Die Halle mit den Hakenkreuzen war in den 1930er und 1940er-Jahren von der Maschinenfabrik Beckmann & Co. angemietet, die Spinnereimaschinen herstellte. &bdquo;Mit diesen Maschinen wurden Armee-Uniformen hergestellt“, erinnerte sich Jürgen Kampmann vor Jahren. Vermutungen gehen dahin, dass die Firma der Partei ihre großen Hallen vielleicht als Kameradschaftsräume zur Verfügung gestellt hat. Der nahe Queller Rennplatz im Schatten der Hünenburg diente den Nationalsozialisten ob seiner Größe jedenfalls immer wieder für überdimensionale Parteiveranstaltungen. 📱 News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW-Bielefeld

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